Liebelei
box 12/8
CD
Vallen
Teseprhefglethe vusorurgert
26 MAIE
läßlich der Neueinstudierung alte Gedanken zu wiederholen;
Der Abend stand im Zei# en der
es iohnt sich nicht.
Krefelder Stadttheater
Kunst unserer Ilse Cabanis, die das Geschick der
Christine mit herzwarmen Tönen zu einem menschlich er¬
### Liebelei“und „Gevatter Tod“
greifenden zu gestalten wußte; sie hatte die rechte Note
in ihren Nöten getroffen, kam auch glücklich über sonstige
Für die Hitze ist die Intendanz unseres Stabt¬
4
Gewohnheiten hinaus. Mizi Schlager: das war der richtige
theaters nicht verantwortlich, aber sie hatte sehr harunter
Schlager für Hanna Keßler=Körner, die spielend
zu leiden, denn gestern abend wurde vor leerem Hause
die erforderliche Unverfrorenheit aufbringt, um ihre Wahr¬
gespielt. Doch für manches andere muß ihr die Schuld
heiten an die Freundin zu bringen und bei den „Freunden“
aufgebürdet werden. Zunächst möchten wir wissen, wem
aufzufallen. Eine Glanznummer als Klatschbase war
die geschmacklose Zusammenstellung des Programms zuzu¬
Anni Hinz (Frau Binder), den eisigen Hauch, das
schreiben ist. „Liebelei" und „Gevatter Tod“ ver¬
Stocken des Pulsschlages wußte Heinrich Neeb gut
tragen sich nicht nebeneinander und der Umstand daß so¬
zu schaffen da er als hintergangener Mann sich Genüg¬
wohl Artur Schnitzler wie Karl von Felner
tuung durch ein Duell verschaffen will. Der alte Violin¬
Oesterreicher sind ist keine hinreichende Erklärung und
spieler Hans Weiring wurde durch Emanuell Krämer
Entschuldigung. Man hätte sich an solch heißem Tage mit
verkörpert: ein Lebenserfahrener, der aus seinem Lebens¬
der Liebelei“ begnügen können. Wenn aber schon etwas
leid sich die Güte das Verstehen und Verzeihen aller
angehängt werden sollte, warum dann nicht das auch ein¬
menschlichen Schuld gerettet hat. Karl Burger weanerte
gespielte „Abschiedssouper“ Schnitzlers (aus dem Lustspiel¬
den Fritz Lotheimer, schattierte das Hin und Her der
reigen)? Niemand wird etwas dagegen haben, daß man
Empfindungen gut ohne indes unsere volle Zufriedenheit
den 60. Geburtstag Artur Schnitzlers feiert, der Dichter
zu finden. Karl Platte verzichtete darauf, seinen
hat seine Bedeutung hatte sie, ehe der „Reigen“=Skandal
Theodor Kaiser mit Dialekt auszustatten, aber dieser war
ihm zu „moderner Berühmtheit“ verhalf. Doch muß man
mit Erdenschwere belastet. Leute, die nach solch moral¬
dafür ausgerechnet den Himmelfahrtstag aussuchen, um
losen Grundsätzen leben, bürften eine leichtere Lebensader
die Bekanntschaft mit zwei Selbstmördern zu erneuern?
haben.
Ueberhaupt, was wir öfters schon sagen wollten, es wäre
Der Abend sollte dem Spielleiter Herbert Scheff¬
besser, man ließe an Sonn= und Feiertagen die Kritiker
ler vom Thaliatheater in Hamburg Gelegenheit geben, sein
in Ruhe! Ferner ist zu sagen, daß gestern manches nicht
Bühr
Können zu offenbaren. Die Buhnenbilder waren gut, der
recht klappen wollte, die Pausen waren lang und in den
Kontrast zwischen dem feinen Hause und der Wohnung
Zwischenpausen des zweiten Stückes herrschte hinter der
des Violinspielers hätte jedoch größer sein können. Das
Bühne lauter Lärm. Erst gegen 11 Uhr war man erlöst.
kleine Diwanmalheur störte die Situation etwas, wie
Die „Liebelei“ ist nicht so lächerlich, wie einige der
überhaupt im ersten Akt das Zusammenspiel Wünsche offen
wenigen Besucher zu meinen schienen. „Die Liebe ist das
ließ. Die Linie fehlte, das Auseinanderabgestimmtsein, die
Leben der Frau, aber nur eine Episode im Leben des
Mannes“. Darauf basiert die Unmoral der jungen Wiener Stimmung. Sonst hatte der Spielleiter, der sich um den
offen stehenden Posten von Karl Hugershoff bewirbt und
Herren, die darüber hinausgehend meinen eine Frau sei
am Schlusse ebenfalls gerufen wurde, im Geiste des Stückes
nur zu ihrem Zeitvertreib da, zu ihrer Erholung. Was
gestaltet.
diesem Fritz Lobheimer Spielerei war, das ist der Christine
Unsere gute Meinung über „Gevatter Tod“ wurde nicht
heiligster Ernst gewesen, daß sie in den Tod geht, nachdem
geschmälert; wir wünschen dem Legendenspiel noch oft in
der Liebhaber im Duell wegen einer anderen Frau ##¬
K. B.
fallen ist. Wir glauben, darauf verzichten zu können, in= anderer Gesellschaft zu begegnen.
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box 12/8
CD
Vallen
Teseprhefglethe vusorurgert
26 MAIE
läßlich der Neueinstudierung alte Gedanken zu wiederholen;
Der Abend stand im Zei# en der
es iohnt sich nicht.
Krefelder Stadttheater
Kunst unserer Ilse Cabanis, die das Geschick der
Christine mit herzwarmen Tönen zu einem menschlich er¬
### Liebelei“und „Gevatter Tod“
greifenden zu gestalten wußte; sie hatte die rechte Note
in ihren Nöten getroffen, kam auch glücklich über sonstige
Für die Hitze ist die Intendanz unseres Stabt¬
4
Gewohnheiten hinaus. Mizi Schlager: das war der richtige
theaters nicht verantwortlich, aber sie hatte sehr harunter
Schlager für Hanna Keßler=Körner, die spielend
zu leiden, denn gestern abend wurde vor leerem Hause
die erforderliche Unverfrorenheit aufbringt, um ihre Wahr¬
gespielt. Doch für manches andere muß ihr die Schuld
heiten an die Freundin zu bringen und bei den „Freunden“
aufgebürdet werden. Zunächst möchten wir wissen, wem
aufzufallen. Eine Glanznummer als Klatschbase war
die geschmacklose Zusammenstellung des Programms zuzu¬
Anni Hinz (Frau Binder), den eisigen Hauch, das
schreiben ist. „Liebelei" und „Gevatter Tod“ ver¬
Stocken des Pulsschlages wußte Heinrich Neeb gut
tragen sich nicht nebeneinander und der Umstand daß so¬
zu schaffen da er als hintergangener Mann sich Genüg¬
wohl Artur Schnitzler wie Karl von Felner
tuung durch ein Duell verschaffen will. Der alte Violin¬
Oesterreicher sind ist keine hinreichende Erklärung und
spieler Hans Weiring wurde durch Emanuell Krämer
Entschuldigung. Man hätte sich an solch heißem Tage mit
verkörpert: ein Lebenserfahrener, der aus seinem Lebens¬
der Liebelei“ begnügen können. Wenn aber schon etwas
leid sich die Güte das Verstehen und Verzeihen aller
angehängt werden sollte, warum dann nicht das auch ein¬
menschlichen Schuld gerettet hat. Karl Burger weanerte
gespielte „Abschiedssouper“ Schnitzlers (aus dem Lustspiel¬
den Fritz Lotheimer, schattierte das Hin und Her der
reigen)? Niemand wird etwas dagegen haben, daß man
Empfindungen gut ohne indes unsere volle Zufriedenheit
den 60. Geburtstag Artur Schnitzlers feiert, der Dichter
zu finden. Karl Platte verzichtete darauf, seinen
hat seine Bedeutung hatte sie, ehe der „Reigen“=Skandal
Theodor Kaiser mit Dialekt auszustatten, aber dieser war
ihm zu „moderner Berühmtheit“ verhalf. Doch muß man
mit Erdenschwere belastet. Leute, die nach solch moral¬
dafür ausgerechnet den Himmelfahrtstag aussuchen, um
losen Grundsätzen leben, bürften eine leichtere Lebensader
die Bekanntschaft mit zwei Selbstmördern zu erneuern?
haben.
Ueberhaupt, was wir öfters schon sagen wollten, es wäre
Der Abend sollte dem Spielleiter Herbert Scheff¬
besser, man ließe an Sonn= und Feiertagen die Kritiker
ler vom Thaliatheater in Hamburg Gelegenheit geben, sein
in Ruhe! Ferner ist zu sagen, daß gestern manches nicht
Bühr
Können zu offenbaren. Die Buhnenbilder waren gut, der
recht klappen wollte, die Pausen waren lang und in den
Kontrast zwischen dem feinen Hause und der Wohnung
Zwischenpausen des zweiten Stückes herrschte hinter der
des Violinspielers hätte jedoch größer sein können. Das
Bühne lauter Lärm. Erst gegen 11 Uhr war man erlöst.
kleine Diwanmalheur störte die Situation etwas, wie
Die „Liebelei“ ist nicht so lächerlich, wie einige der
überhaupt im ersten Akt das Zusammenspiel Wünsche offen
wenigen Besucher zu meinen schienen. „Die Liebe ist das
ließ. Die Linie fehlte, das Auseinanderabgestimmtsein, die
Leben der Frau, aber nur eine Episode im Leben des
Mannes“. Darauf basiert die Unmoral der jungen Wiener Stimmung. Sonst hatte der Spielleiter, der sich um den
offen stehenden Posten von Karl Hugershoff bewirbt und
Herren, die darüber hinausgehend meinen eine Frau sei
am Schlusse ebenfalls gerufen wurde, im Geiste des Stückes
nur zu ihrem Zeitvertreib da, zu ihrer Erholung. Was
gestaltet.
diesem Fritz Lobheimer Spielerei war, das ist der Christine
Unsere gute Meinung über „Gevatter Tod“ wurde nicht
heiligster Ernst gewesen, daß sie in den Tod geht, nachdem
geschmälert; wir wünschen dem Legendenspiel noch oft in
der Liebhaber im Duell wegen einer anderen Frau ##¬
K. B.
fallen ist. Wir glauben, darauf verzichten zu können, in= anderer Gesellschaft zu begegnen.
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