II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1512

Schnitzlers „Liebelei“
Milde, mil der der Dichler

über die Verirrungen unseres
Lebens und Treibens hinweg¬
eill, das alles hal gleicherweise
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erschüllert und geläukert, zum

Nachdenken gezwungen. Im

Herbste brachte die Volksoper

eine Opernbearbeilung dieses
dramatischen Werkes in der Ver¬
konung von Neumann heraus.


Kino.
Nun folgt de#
Auf dem Theater müssen

viele Geschehnisse, die zur
Erklärung oder Ergänzung
Vorgänge
hochdramalischer
4
dienen, in erzählender Form
dem Publikum zu Gehör ge¬

bracht werden. Derlei Szenen,
ee
die bloß erzählt werden, die
ane ##
sich also nicht de facto auf der


Bühne abspielen, gibt es auch
in der „Liebelei“ übergenug.
Hier setzte also der Film mit ver¬
doppeller Anschaulichkeit ein.
Wir sehen (was wir auf der
Bühne nicht sehen können) wie
die beien jungen Leute Fritz und
Theodor zwei junge Mädchen
Der Ausflug der beiden Liebespaare.
kennen lernen und wie sie gemein¬
sam einen lustigen Ausflug unternehmen, bei dem erst das
(Der Aulorenfilm übt im Kino noch immer ungeschwächte
Band zwischen dem lebenslustigen, oberslächlich=heiteren Lebemanne
Zugkraft aus. Trotz der großen Gegnerschaft, der ihm auf
Fritz und der schwärmerisch veranlagten Christine, der Tochter
Schritt und Tritt in Kinokreisen selbst erwächst. Der Autoren¬
des alten Musikers Weiring, enger geknüpft wird. Wir sehen
film, also der Film, der Szenen nach bekannten dramatischen
dann Fritz in der Loge mit dem Fabrikanten Schroll und
oder Roman=Werken enthält, ist überaus teuer, unverhältnis¬
dessen Gattin, sehen mit leibhaftigen Augen sich der „Tragödie
mäßig teuer. Und nicht immer ist ein dramalisches Meisterwerk
oder ein weltberühmter
Roman, die großarlig auf
der Bühne oder im Buche
zu packen verstehen, auch
geeignet für die lanklose
Wiedergabe auf der Lein¬
wand. Das Schönste an
dramatischen Werken ist
doch immer noch das
Worl, der Dialog, und
das fälll im Kino natür¬
lich weg.
Das neueste drama¬
lische Werk, das sich eine
Verfilmung gefallen lassen
Dr. Arkur
mußte,
Schnitzlers „Liebelei“,
das als Kinodrama Milte
Februar in Wien zur
Aufführung gelangt. Das
Wiener Theaterpublikum
kennt Schnitzlers


„Liebelei“ noch vom Burg¬
theater her, woselbst es


seine Uraufführung erlebte,
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es weiß sich aber wahr¬
scheinlich noch gut zu
erinnern, daß dieses Stück
später im Deutschen Volks¬

theater gleichfalls recht

gut gefallen hat. Die


wahre, lief zu Herzen
gehende Tragik, die diesem
S

Dicn
Werke Schnitzlers


innewohnt, das zarle

ME
Verstehen der geheimsten
Regungen des Menschen¬
Phol. Theater= und Kino Korrespondenz.
Das tragische Ende.
herzens und die kluge
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