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Es gibt in diesem Film eine kurze Szene, in der ein junges argloses, zum ersten Mal in seinem
6. März 1927.
behüteten Leben so recht bis üben beide Ohren verliebtes Mädel erkennen muß, daß die erträumten und
ersehnten Freuden dieser Welt gar leicht in nichts zerrinnen. Die Kleine flüchtet trostsuchend an die Bruft
ihres Vaters und wie unter dessen gütigem Zuspruch sich auf dem todtraurigen Gesichtchen das Leuchten
einer neuen Hoffnung zeigt, einer zarten Freude, die aus dem Erstaunen über die einsache, selbstverständliche
000
Lösung des Problems sich zuversichtlich in Gewißheit wandelt: das hat die Darstellung so stark und schön
erfaßt, daß diese Szene allein schon genügen würde, dem Film eine freundliche Aufnahme zu sichern. Auch
sonst hat Evelyn Holt, die jugendliche Hauptdarstellerin noch manche eindrucksvolle Momente, , wenn sie
vor einem Bilde steht und versonnen meint: ich denke immer dieses Bild müßte „Verlafselle heißenoder
90
wenn sie in lähmendem Entsetzen nicht begreifen kann, daß der erwartete Freund statt wiederzukehren Aill
und ohne Abschied von ihr gegangen ist in jenes dunkle Reich aus dem es kein Zurück mahr giht nesneenenu
Gesamteindruck: ein gut angelegter, gut durchgeführter Film der mit zu dem Besten gehört, was die nenen
WA
dings wieder recht rührige Hegewald=Gesellschaft bisher geboten hat.
unsertgenschshrichentraseg
Kaniche engeg
eleesece
Wrnhist
1
Serie
Weeie
W
Pa
ngces eit e henshegerice
00
D0s Filmmäßige der sich dramatisch steigernden und stark akz utni ren Handlung, wurde geschickt nutzbare
b. März 1927.
gemacht und besonders die zweite Hälfte des Werkes wirkt durch die Wucht der tragischen Vorgänge esen¬
sosehr wie durch ihre ausgeglichene gute Interpretation, um welche sich eine Reihe guter schauspielerischen
Krä#te verdient machen.. Für die Verlebendigung dieser ernsthaft li benswerten Wel## tritt in der jungen
W
unverbildeten und ganz schlicht um die Wahrheit ihrer Rolle ringenden Evelyn Holt ein warmes tachie
1
Herz 1 Aktion, welches Liebe und trostlosen Schmerz gleicherweise aus de Tiese der Empfndung heror
Whe
quellen läßt und ohne Künstlichkeit der Sprache ihrer Körperlichkeit anvertraut. Ihr gegenüber veritt
Vivian Gisson mit Virtuosität des faden Typ der erotischen Mondänen, mu starken Mitteln das Un
sympatische der Ficur hinter gleisnerischer Sinnlichkeit verbergend. Dem zwische den zwei Welten Orrenden
0
gibt Louis Lerch sympathische Züge; auch sein Schicksal erschüttert, durch das Medium dieser Verkörperung
gesehen. Heury Stuart und Robert Scholz sind mit farbigen Studien an der Vollkommenheit des Gesamt
900
bildes wirkungsvoll beteiligt, welches an Qualität den landläufigen Durchschnitt um mehr als Haupteslänge
überragt. Das zur Uraufführung anwesende Ehepaar Fleck, und vor allem die sympatische Blondine
500
Evelyn Holt, konnten sich den Besuchern des Passage=Theaters unter großem Beifall zeigen.
0
SUR
e
500
War es auch kein allzu großes Wagnis, dieses Sujet filmisch zu bearbeiten, so ist es um so angenehmer.
diesen Film der Hegewald=Filmgesellschaft als einen großen und verdienten Erfolg kennenzulernen. Der
610
Kampf zwischen den beiden psychisch absolut konträren Frauengestalten ist treffsicher und gelungen ins Film¬
hafte transponiert. Die im Aufbau selbständige Handlung ist trotzdem von der beschwingten, fark
n
realistischen Atmosphäre Schnitzlers er üllt. Scharf herausgearbeitet ist dabei die Gegenübe
beiden Frauen — aufs wirksamste durch die beiden Darstellerinnen und ihre völlige mensch
er
1
verschiedenheit unterstrichen herauspearbeitet, ohne dabei einer von ihnen ein zu starkes ge
Plus zuzuerkennen. Eine überaus glückliche Besetzung erhöhte die Geschlossenheit dieses Films. D
Figur der jungen Christine in ihrer tiefen uneaoistischen Liebe und der unwandelbaren Teue zu dem Ge
fand durch die junge Darstellerin Evelyn Holt eine erschütternde, wundervoll gezeich. ie Gestaltung= Man
N
darf nach dieser Leistung auf weitere große Filme Enelmn Holts gesparat sein Vivian Gibson gab der
Ehebrecherin mit dezenten Mitteln den schwülen Hauch mandäner Verderbthect. In Louis Lerch fanden die
beiden Frauen einen Partner, der die seelischen Konflikte, den Ausdruck seiner beiden Gesichter, mit feiner,
sympathischer Kunst erfühlte. Evelyn Holt und das verdienstvolle Regisseurpaar J. und L. Fleck, die der
Hamburger Uraufführung beiwohnten, wurden lebhaft gefeiert.
6
eer
Dem Hegewald=Film und dem Regisseur=Ehepaar Fleck kann man zu dieser sauberen, eistklassigen Arbeit
nur gratulieren. Herbert Juttke und Dr. Klaren lieferten frei nach Schnitzler ein vom ersten bis zum letzten
Augenblick spannendes Drehbuch. Die Darstellung verdient ebenfalls vollste Anerkennung Eine besondere
000
Überraschung die treffliche Vivian Gibson. Hilde Maroff bestätigt hier ihr Können, und Evelyn Hölt läßt
für die Zukunft Allerbestes hoffen. Louis Lerch, Henro Stuart und Jaro Fürth verkörperten mit Bravour
S
die männtlichen Hauptrollen.
SIA ST R
Theen
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1
W
82
7
Das Wirbelnde und Pauende dieses Eifersuchts= und Ehebramas ist wundervoll gesehen, erfaßt und
März 1927.
wiedergegeben. Nicht oft findet man so restlos gute schauspielerische Leistungen non der ersten bis zur letzten
4
Rolle wie in diesem Film.. Vivian Gibson ist die rechte Schnitzlersche Schlange, die den Mann in
Verzweiflung und den Freund in den Tod bringt. Der höchste Genuß aber ist die Christine Wrhring
durch Ausstrahlungen der Augen allein spricht. Der Regisseur kann es sich erlauben, ihr Gesicht zum Sviegel
für wichtigste Teile der Handlung zu machen: Er gibt es in Großaufnahmen, und es spiegelt das Heitere
oder Traurige in einer Weise wiber, daß die Vorführung dieses Erlebten selbst überflüssig wird. Der
Evelyn Holt möchte man noch oft in besten Filmen begeanen. „Liebelei“ scheint uns, zusammenfassend
*
gesagt, eine der besten Verfilmungen von bekannten Werken in der letzten Zeit zu sein.
641
R
„Liebelei“, ein Hegewald=Film nach Arthur Schnitzler, wird allein schon durch die Leistung Evelyn Holts
no Umgegend, zum Erlebnis wie dieses Mädchen das betrogene Cellistentöchterchen spielt ist etwas ganz Seltenes und
Es gibt in diesem Film eine kurze Szene, in der ein junges argloses, zum ersten Mal in seinem
6. März 1927.
behüteten Leben so recht bis üben beide Ohren verliebtes Mädel erkennen muß, daß die erträumten und
ersehnten Freuden dieser Welt gar leicht in nichts zerrinnen. Die Kleine flüchtet trostsuchend an die Bruft
ihres Vaters und wie unter dessen gütigem Zuspruch sich auf dem todtraurigen Gesichtchen das Leuchten
einer neuen Hoffnung zeigt, einer zarten Freude, die aus dem Erstaunen über die einsache, selbstverständliche
000
Lösung des Problems sich zuversichtlich in Gewißheit wandelt: das hat die Darstellung so stark und schön
erfaßt, daß diese Szene allein schon genügen würde, dem Film eine freundliche Aufnahme zu sichern. Auch
sonst hat Evelyn Holt, die jugendliche Hauptdarstellerin noch manche eindrucksvolle Momente, , wenn sie
vor einem Bilde steht und versonnen meint: ich denke immer dieses Bild müßte „Verlafselle heißenoder
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wenn sie in lähmendem Entsetzen nicht begreifen kann, daß der erwartete Freund statt wiederzukehren Aill
und ohne Abschied von ihr gegangen ist in jenes dunkle Reich aus dem es kein Zurück mahr giht nesneenenu
Gesamteindruck: ein gut angelegter, gut durchgeführter Film der mit zu dem Besten gehört, was die nenen
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dings wieder recht rührige Hegewald=Gesellschaft bisher geboten hat.
unsertgenschshrichentraseg
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D0s Filmmäßige der sich dramatisch steigernden und stark akz utni ren Handlung, wurde geschickt nutzbare
b. März 1927.
gemacht und besonders die zweite Hälfte des Werkes wirkt durch die Wucht der tragischen Vorgänge esen¬
sosehr wie durch ihre ausgeglichene gute Interpretation, um welche sich eine Reihe guter schauspielerischen
Krä#te verdient machen.. Für die Verlebendigung dieser ernsthaft li benswerten Wel## tritt in der jungen
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unverbildeten und ganz schlicht um die Wahrheit ihrer Rolle ringenden Evelyn Holt ein warmes tachie
1
Herz 1 Aktion, welches Liebe und trostlosen Schmerz gleicherweise aus de Tiese der Empfndung heror
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quellen läßt und ohne Künstlichkeit der Sprache ihrer Körperlichkeit anvertraut. Ihr gegenüber veritt
Vivian Gisson mit Virtuosität des faden Typ der erotischen Mondänen, mu starken Mitteln das Un
sympatische der Ficur hinter gleisnerischer Sinnlichkeit verbergend. Dem zwische den zwei Welten Orrenden
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gibt Louis Lerch sympathische Züge; auch sein Schicksal erschüttert, durch das Medium dieser Verkörperung
gesehen. Heury Stuart und Robert Scholz sind mit farbigen Studien an der Vollkommenheit des Gesamt
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bildes wirkungsvoll beteiligt, welches an Qualität den landläufigen Durchschnitt um mehr als Haupteslänge
überragt. Das zur Uraufführung anwesende Ehepaar Fleck, und vor allem die sympatische Blondine
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Evelyn Holt, konnten sich den Besuchern des Passage=Theaters unter großem Beifall zeigen.
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War es auch kein allzu großes Wagnis, dieses Sujet filmisch zu bearbeiten, so ist es um so angenehmer.
diesen Film der Hegewald=Filmgesellschaft als einen großen und verdienten Erfolg kennenzulernen. Der
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realistischen Atmosphäre Schnitzlers er üllt. Scharf herausgearbeitet ist dabei die Gegenübe
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darf nach dieser Leistung auf weitere große Filme Enelmn Holts gesparat sein Vivian Gibson gab der
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sympathischer Kunst erfühlte. Evelyn Holt und das verdienstvolle Regisseurpaar J. und L. Fleck, die der
Hamburger Uraufführung beiwohnten, wurden lebhaft gefeiert.
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Dem Hegewald=Film und dem Regisseur=Ehepaar Fleck kann man zu dieser sauberen, eistklassigen Arbeit
nur gratulieren. Herbert Juttke und Dr. Klaren lieferten frei nach Schnitzler ein vom ersten bis zum letzten
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Überraschung die treffliche Vivian Gibson. Hilde Maroff bestätigt hier ihr Können, und Evelyn Hölt läßt
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Das Wirbelnde und Pauende dieses Eifersuchts= und Ehebramas ist wundervoll gesehen, erfaßt und
März 1927.
wiedergegeben. Nicht oft findet man so restlos gute schauspielerische Leistungen non der ersten bis zur letzten
4
Rolle wie in diesem Film.. Vivian Gibson ist die rechte Schnitzlersche Schlange, die den Mann in
Verzweiflung und den Freund in den Tod bringt. Der höchste Genuß aber ist die Christine Wrhring
durch Ausstrahlungen der Augen allein spricht. Der Regisseur kann es sich erlauben, ihr Gesicht zum Sviegel
für wichtigste Teile der Handlung zu machen: Er gibt es in Großaufnahmen, und es spiegelt das Heitere
oder Traurige in einer Weise wiber, daß die Vorführung dieses Erlebten selbst überflüssig wird. Der
Evelyn Holt möchte man noch oft in besten Filmen begeanen. „Liebelei“ scheint uns, zusammenfassend
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gesagt, eine der besten Verfilmungen von bekannten Werken in der letzten Zeit zu sein.
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