II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1548

Liebelei
LeheeI box 13/1
dis 1 Meier hohe Böschung hinunter. Von den In= Montreal, 22. apte Kimnten Prrn
sassen wurden eine Frau tödlich und mehrere Per= Flugzeug, das den deulschen Fliegern einen Ersatz=] „Diedeen#lr sie di der Ankunft
sonen erheblich verletzt. Auf eine Mitteilung der propeller, Benzol und Reserveteile nach Greenly Is= der Gattin des Piloten der „Breme
M

schamt!“ und in dem ergreifenden,
[rich Bettac mit angenehm weicher Stimme, der
Stadttheater Dortmund
milde Vater Weiring von Edgar Kanisch und die zogenen Schlußakt. Der Realismu
gut charakterisierte Nachbarin Martha Hart=ider freilich nicht jedermanns Sache
Gastspiel Käthe Dorsch.
manns. Weniger gefielen uns der robuste Theodorum ihr großes Können und war
Wir hatten sie im vorigen Frühjahr hier schon kennen
Kaiser Olaf Bachs, die fesche Modistin, Mizzi der Pose, eine unübertreffliche Künstler
und bewundern gelernt, in einem nicht eben bedeuten¬
Gretl Bukovics und der „Herr“ aus dem ersten gaben. Diesmal war auch das Stü
den, aber ihrem naturhaften Talent angepaßten Stück,
— es war „Die Flamme“ von Hans Müller. Diesmaj Akt von Jakob Feldhammer, aus denen sich ker erfaßt und das Ensemble bem#
brachte sie uns zwei Schauspiele von wirklichen Dich= doch etwas mehr machen läßt. Der Beifall des sehr um charakteristisches Erfassen. Der pil
tern und Dichtern der Wirklichkeit, in denen sie gleich= gut besuchten Hauses wurde nach und nach erst wärmer Edgar Kanisch, der forsche chol
[Olaf Bach, der weichliche, zur Ve
und zeugte zuletzt von großer Ergriffenheit.
wohl und noch viel reicher ihre große Begabung lächeln
Der zweite Gastspiel=Abend, am Sonntag, brachte August Keil von Ulrich Bettac
und weinen und leuchten lassen konnte. Am Samstag
Gerhart Hauptmanns Schauspiel „Rosekische Streckmann Jakob Feldhc
spielte Frau Käthe Dorsch (Berlin) die Christine
[Bernd“ das aus dem Jahr 1903 stammt. Es geht kluge Frau Flamm Martha H
in Arthur Schnitzlers hier viel zu wenig be¬
sympathischste Gestalt des tragische
einen starken Schritt weiter, greift tiefer in Leben und
kanntem, fast nie gegebenen Schauspiel „Liebelei“
(1895). Der Dichter gilt gemeinhin nur als der Ver=Tragik, stellt der Darsteklerin der Titelrolle eine noch alle gaben ihr Bestes. In den Neben
Bukovics, Berta Monnar
mittler wienerischer Sentimentalität und Heiterkeit mit schwierigere Aufgabe. Es ist die Tragödie des ver¬
dem Unterton des Leichtfertigen; doch das ist entschie= führten Mädchens, das zur Kindesmörderin wird. Diellenko zu nennen; auch wirkten in
den ungerecht. Schnitzler zeigt sich im Dramatischen, begeisterten Anhänger des Dichters lieben es, hierbei noch einige hiesige Kräfte aushilfsn
ren Bading, Gaick und Dü
wie im Novellistischen, in früherem, wie in vielem spä= Vergleiche mit der Gretchen=Tragödie in Goethes
[Naß und Joeres. Das wiede
Es wird jedoch am besten sein,
„Faust“ zu ziehen ...
ter Geschaffenen als feinliniger Künstler und als See¬
wenn man derlei aus dem Wege geht und sich mit dem spendete nach dem dramatischen drit
lenkenner. Seine „Liebelei“ zumal ist mehr als eine
Dichter auf den Boden der Wirklichkeit stellt, aus der ders am Schluß lebhafte Zustimmu#
zwischen ernster, wahrer Liebe und leichtsinniger, fla¬
deutende Darstellerin mehrmals her
auch dieses Drama folgerichtig und reif emporgewach¬
cher Liebelei schwankende Schaukel, die das Leben in
sen ist, ein rein=menschliches, wirkungsvoll gestaltetes
Bewegung setzt; es ist ein Volksstück von schlichter
Dokument für die Worte: „Wer hebt den ersten Stein
Zeichnung und gemütvoller Art. Es hat einen ethischen
Haupt¬
Burgwalltheat
auf?“ und „Verstehen heißt Verzeihen“.
Hintergrund, und wir haben ihm leider nur ganz we¬
mann führt uns in die Nähe eines Dorfes seiner schle¬
nige zur Seite zu stellen. Christine liebt Fritz, dem sie
Zum den Male: „P
sischen Heimat. Der hübschen frischen Rose stellen die
sich hingibt, aufrichtig und ernst. Doch sie bedeutet ihm
Was ist eine Operette? Oft gen
Männer nach, am meisten Christoph Flamm, den sie
nur eine sogenannte „Liebelei“ um loszukommen von
Schmalzbrühe falscher Kulissenlieb
liebt und der an eine kranke Frau gefesselt ist, und Ar¬
dem Verhältnis zu einer verheirateten Frau, deren
thur Streckmann, der die beiden beobachtet hat und
Zweideutigkeiten, verdünnt mit ur
Gatte es entdeckt hat. Auf dem Weg zu dem Duell mit
gerichtet mit Unmengen himbeer
ihm hat Fritz auch von ihr, auch von Christine ge=nun sie zwingt, sich ihm gleichfalls hinzugeben. In
talität, serviert auf einer musikali
sprochen, die ihm vielleicht das ersehnte, stille Glück ge= einem vom Zaun gebrochenen Streit mit dem Buchbin¬
kitschig, zusammengestohlen, platt
worden wäre. Freund und Freundin, die das Leben der Keil, ihrem Bräutigam, schlägt Streckmann diesem
des Wortes ist — also im ganzene#
leichter nehmen, wollen ihr seinen Tod (er ist im Duell ein Auge aus. In der Beleidigungsklage, die der alte
Menschen mundet, deren Geschmac
gefallen) schonend beibringen; aber sie errät alles und Bernd nun, um den Ruf seiner Tochter zu retten, vor
wöhnt und auf Leckerbissen eingestc
reißt in ihrem Schmerz sich los. Der Vater, ein präch= Gericht bringt kommt alles an den Tag: Flamm, der
tig gezeichneter alter Musikant, Geiger am Josephstäd= als Zeuge erschien, ist der Vater ihres Kindes und
Was ist nun aber eine burle#
wir heute abend sahen, etwas wes
tischen Theater, dem sie alles anvertraut hat, bricht zu= Rose hat, weil sie sich schämte, einen Meineid geschwo¬
ren. In der Verzweiflung hat sie dann an den Wei¬
benannte sich „Pit Pit“ und war
sammen denn er weiß: „Sie kommt nicht wieder“...
den ihr Kind erwürgt; in die Enge getrieben, gesteht
Persiflage auf das, was man s#
Er hat sie genauer gekannt als die anderen alle.
sie es ein. Der Vater, der Kirchenvorsteher ist, sagt sich
nennt. — Ein Amerikaner ist Pit
Leider ist das liebe Stück, das nicht mehr gibt als
es geben will, mit der Zeit doch etwas verblaßt, was von ihr los, und nur der gutmütige, frömmelnde Keil
Filmdichter dazu. Er hungert. B
besonders in dem etwas matten zweiten Akt fühlbarl findet die Worte: „Das. Mädel, was muß die gelitten
den Polizeisergeanten der 42. Pol
wurde, zumal es auch ganz im Charakter seiner Zeit haben!" Es liegt eine herbe Anklage gegen die Star¬
york, Aida Punch. Lernt den Pol
gespielt und nirgends mit stärkeren, wirksameren Far=ken und Mitleid mit den Schwachen in diesen Vorgän¬
nen, in natura Miß Evelyn Car
gen, die sast typisch sein können und durch die Men¬
ben aufgetragen wurde. Auch die Christine der Frau
(Wir sind in Amerika!) Sie lieben
schengestaltung und Psychologie des Dichters für sich
natürlich), was aber erst im 3. Akt
Käthe Dorsch, um deren stets natürliche, ergrei¬
gewinnen. Fehler des Stückes ist, wie in der „Liebe¬
fende Leistung sich alles gruppierte, war für unser
bruch kommt. — Dann ist da noch
lei“, die gewisse Einseitigkeit der Charakterzeichnung
Empfinden ein klein wenig zu farblos gehalten. Zwar
weltberühmter Filmschauspieler u
war sie rührend in ihrem ungezwungenen Erfassen, und die schleppende Anlage der beschließenden Aufzüge.
mann, eine Amerikanerin mit un
weich in Erscheinung und Rede. ganz in dem Gelieb= Das ernste Problem hat seine gefährlichen Tiefen; doch
es kann nichts schaden wenn von Dichterhand daran Und dann eine unglaubliche Mo
ten aufgebend, dann ales vergessend in ihrer Ahnung,
gerührt und große Schäden, wie Erschütterungen an= diese Leutchen hineinverwickelt sin
ihrem Aufschrei, dem der geöffnete Mund fassungslos,
gebahnt werden. Der Gehalt und Wert auch dieses sches Flugzeugtempo und Schmi
lautlos nachsann. Und doch: wie anders noch erschütterte
Stückes kann für denkende, gereifte Menschen mit der Sarophon und Witz und Tempo un
Agnes Sorma in der gleichen Rolle, die aus unsäglicher
und — kein Tropfen Sentimentalit#
Zeit nur wachsen.
Liebenswürdigkeit in unsagbares Elend sich verzerrte.
ist die „burleske Operette“ Pit Pi
Käthe Dorsch bot hier eine noch weit packendere
Es liegt wohl daran, daß das Stück als Ganzes zu
ber ist, als vieles Andere, was
Leistung als am ersten Abend. Ihre Rose Bernd war
wenig herausgearbeitet war und daß auch die Mitspie¬
dieses Winters als Operette präse
triebhaft, naturbefangen. Aufflammend, sich wehrend,
ler alle auf denselben Ton gestimmt waren, natürlich
mi: Absicht und insofern mit gutem Gelingen. Da war unterliegend, bot sie ihr Bestes in dem vierten Aufzugl nug, wenn auch vom Besten seiner
der von leichter Wehmut überschattete Fritz von Ul=mit dem wiederholten Geständnis: „Ich hab' mich ge=langweilig war. —