Liebelei
box 13/1
—
„OBSERVERN
I. österr. behördl. konzessioniertes
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
WIEN, I., WOLLZELE 11
TELEPHON R-23-0-43
Salzh
18.
Theater, Kunst und Musik.
§ Das Andenken Artur Schnitzlers zu ehren, spielte unser
Stadtheater gestern des verstorbenen Dichters Schauspiel
„Liebelei“. Mit schönem Erfolg. Denn die Aufführung
begegnete nicht nur überraschend großem Publikumsinteresse,
sondern fand auch, nicht zuletzt dank der vortrefflichen Dar¬
stellung, lebhaften Beifall. Das liebenswürdige, von feiner
Beobachtungs= und Einfühlungsgabe zeugende, von nachsicht¬
licher Menschlichkeit erfüllte Spiel um ein „süßes Mädel“ übt
auch heute noch starke Wirkung. Trude Hanke fand sich als
Christine zwar nicht gleich in ihre Rolle und zeigte sich am
Anfang so befangen, daß ihr Sprechen manchmal undeutlich
wurde, aber sie wuchs, je näher sie der bitteren Frage kam
„Und was wur ich ihm?“ immer mehr in ihre Aufgabe hinein
und erreichte zulegt im Ausdruck ihres Schmerzes beachtliche
Höhe. Mary Wawra hatte es als Mizzi Schlager natürlich
leichter — die gibt sich keinen gefährlichen Illusionen hin und
empfindet viel einfacher als die ernster, tiefer veranlagte
Christine — aber Frl. Wawra spielt so frisch und tempera¬
mentvoll und entwickelt so viel ursprünglichen Sinn für Hu¬
mor, daß sie wirklich allerlei Anerkennung verdient. Glän¬
zend ist Frau Czernitz=Renn als Katharina Binder, eine
Frau aus dem Volke, gutherzig, aber nicht frei von Bosheit,
ein wenig schwatzhaft, ein wenig sentimental... Frau Czernitz
war vollauf in ihrem Elemente und erntete für die prachtvolle
Leistung besonderen Beifall. Raimund Warta bleibt der
Rolle des Fritz Lobheimer manches schuldig, man fühlt, daß
er sich zu der ihm wesensfremden Art zwingen muß. Dagegen
ist Walter Sofka, der auch mit der Spielleitung betraut
war und seine Aufgabe recht zufriedenstellend löste, als leicht¬
lebigerer, aber treuer Freund vollkommen auf der Höhe. Josef
Weyrich hat für den gütigen Weyring den richtigen Ton,
Hadolf Herold gibt den Herrn in ausgezeichneter Haltung.
Das Publikum ließ sich von der leisen Melancholi des Stückes
rühren und bewies durch seine Anteilnahme, daß auch das
F. K.
Bessere Verständnis findet.
DOBSERVERC
I. österr. behördl. konzessioniertes
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
WIEN, I., WOLLZELE 11
TELEPHON R-23-0-43
8088
16681
1991
2# 11
Donnerstag Artur Schnitzler¬
Feier. Donnerstag, den 26. ds., abends 8 Uhr
außer Abonnement werden als einmalige Gedenk¬
feier für den verstorbenen Wiener Dichter Ar¬
thur Schnitzler zwei seiner besten Werke, das
Schauspiel „Liebelei“ und vorher das ein¬
aktige Lustspiel „Literatur“, das in Aussig
noch fast unbekannt sein dürfte, völlig neu ein¬
studiert, in Szene gehen. In „Liebelei“ sind be¬
schäftigt die Damen: Maria Andergast, Liesl
Andergast und Rosa Hoppe und die Herren:
Steinböck, Hans von Spallart, Miller und Ler¬
mer. Regie: Herr Adolf Lermer. In dem fein¬
sinnigen Lustspiel „Literatur“ spielt die weibliche
Hauptrolle Fräulein Trude Heß; ferner treten
die Herren Spallart und Miller auf. Regie: Mar¬
tin Miller. Die Direktion hofft, mit dieser Ge¬
dächtnis=Vorstellung den vielen Aussiger Freun¬
den des berühmten Wiener Dichters und beson¬
ders dem Hilfverein österreichischer Staatsange¬
höriger, dem ein Teil des Reingewinnes abge¬
führt wird, einen besonderen Theaterbesuch zu
verschaffen. Möge der gute Zweck durch zahlrei¬
chen Besuch belohnt werden. Trotzdem gelten nur
gewöhnliche Preise, während die Abonnenten ge¬
gen Vorweis der Abonnementskarte nur die er¬
mäßigten Preise (die vorjährigen Preise 1) zu
zahlen haben. Für Jugendliche unter 16 Jahren
verboten. Der Vorverkauf hat bereits begonnen.
Freitag vorletzte Aufführung
„Die neugierigen Frauen“ Die neue
komische Oper „Die neugierigen Frauen“ von
Wolf Ferrari wird Freitag, den 27. ds., in Serie
5 zum vorletzten Male wiederholt.
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§ Das Andenken Artur Schnitzlers zu ehren, spielte unser
Stadtheater gestern des verstorbenen Dichters Schauspiel
„Liebelei“. Mit schönem Erfolg. Denn die Aufführung
begegnete nicht nur überraschend großem Publikumsinteresse,
sondern fand auch, nicht zuletzt dank der vortrefflichen Dar¬
stellung, lebhaften Beifall. Das liebenswürdige, von feiner
Beobachtungs= und Einfühlungsgabe zeugende, von nachsicht¬
licher Menschlichkeit erfüllte Spiel um ein „süßes Mädel“ übt
auch heute noch starke Wirkung. Trude Hanke fand sich als
Christine zwar nicht gleich in ihre Rolle und zeigte sich am
Anfang so befangen, daß ihr Sprechen manchmal undeutlich
wurde, aber sie wuchs, je näher sie der bitteren Frage kam
„Und was wur ich ihm?“ immer mehr in ihre Aufgabe hinein
und erreichte zulegt im Ausdruck ihres Schmerzes beachtliche
Höhe. Mary Wawra hatte es als Mizzi Schlager natürlich
leichter — die gibt sich keinen gefährlichen Illusionen hin und
empfindet viel einfacher als die ernster, tiefer veranlagte
Christine — aber Frl. Wawra spielt so frisch und tempera¬
mentvoll und entwickelt so viel ursprünglichen Sinn für Hu¬
mor, daß sie wirklich allerlei Anerkennung verdient. Glän¬
zend ist Frau Czernitz=Renn als Katharina Binder, eine
Frau aus dem Volke, gutherzig, aber nicht frei von Bosheit,
ein wenig schwatzhaft, ein wenig sentimental... Frau Czernitz
war vollauf in ihrem Elemente und erntete für die prachtvolle
Leistung besonderen Beifall. Raimund Warta bleibt der
Rolle des Fritz Lobheimer manches schuldig, man fühlt, daß
er sich zu der ihm wesensfremden Art zwingen muß. Dagegen
ist Walter Sofka, der auch mit der Spielleitung betraut
war und seine Aufgabe recht zufriedenstellend löste, als leicht¬
lebigerer, aber treuer Freund vollkommen auf der Höhe. Josef
Weyrich hat für den gütigen Weyring den richtigen Ton,
Hadolf Herold gibt den Herrn in ausgezeichneter Haltung.
Das Publikum ließ sich von der leisen Melancholi des Stückes
rühren und bewies durch seine Anteilnahme, daß auch das
F. K.
Bessere Verständnis findet.
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Feier. Donnerstag, den 26. ds., abends 8 Uhr
außer Abonnement werden als einmalige Gedenk¬
feier für den verstorbenen Wiener Dichter Ar¬
thur Schnitzler zwei seiner besten Werke, das
Schauspiel „Liebelei“ und vorher das ein¬
aktige Lustspiel „Literatur“, das in Aussig
noch fast unbekannt sein dürfte, völlig neu ein¬
studiert, in Szene gehen. In „Liebelei“ sind be¬
schäftigt die Damen: Maria Andergast, Liesl
Andergast und Rosa Hoppe und die Herren:
Steinböck, Hans von Spallart, Miller und Ler¬
mer. Regie: Herr Adolf Lermer. In dem fein¬
sinnigen Lustspiel „Literatur“ spielt die weibliche
Hauptrolle Fräulein Trude Heß; ferner treten
die Herren Spallart und Miller auf. Regie: Mar¬
tin Miller. Die Direktion hofft, mit dieser Ge¬
dächtnis=Vorstellung den vielen Aussiger Freun¬
den des berühmten Wiener Dichters und beson¬
ders dem Hilfverein österreichischer Staatsange¬
höriger, dem ein Teil des Reingewinnes abge¬
führt wird, einen besonderen Theaterbesuch zu
verschaffen. Möge der gute Zweck durch zahlrei¬
chen Besuch belohnt werden. Trotzdem gelten nur
gewöhnliche Preise, während die Abonnenten ge¬
gen Vorweis der Abonnementskarte nur die er¬
mäßigten Preise (die vorjährigen Preise 1) zu
zahlen haben. Für Jugendliche unter 16 Jahren
verboten. Der Vorverkauf hat bereits begonnen.
Freitag vorletzte Aufführung
„Die neugierigen Frauen“ Die neue
komische Oper „Die neugierigen Frauen“ von
Wolf Ferrari wird Freitag, den 27. ds., in Serie
5 zum vorletzten Male wiederholt.