II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1562

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Liebelei
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DIE VERBOTENE -WARE-.
Sehr geehrter Herr Statthalter Erich Graf Kielmansegg.
Wien.
Unllängst las ich irgendwo Ihre Meinung über die Theatercensur.
Die betreffenden Gedanken standen übrigens an dem richtigen Platze,
d. h. in der passendsten Umgebung. Da las man unter vielen
bemerkenswerten Sachen, dass die Hauptmann’schen- Weber“, ebenso
wie Halbe’s -Jugende reine Tendenzstücke seien. Gleichzeitig erfuhr
die erstaunte Mitwelt, dass ges auch vorkommt, dass man etwas aus
ästhetischen Gründen streicht. So ein junger unerfahrener Dichter
sollte dies doch einsehene Es kann mir nun natürlich nicht
einfallen, einem älteren Manne von Ihrer Erfahrung irgendweiche
literarische Hilfsmittel, die zur Erreichung des primitivsten Distanzgefühles
nöthig sind, empfehlen zu wollen. Aber ein taktisches Bedenken möchte
ich mir gestatten auszusprechen ... Nämlich, Sie ahnen gar nicht,
welche ungewollte Folgen so ein Censurverbot hat, welche Berühmt¬
heit die Wiener Censurverbote geniessen! Ein Stück, das in Wien
verboten ist, interessiert gleich in ganz Deutschland. Man vermuthet, ver¬
trauend auf Ihre berühmten, ästhetischen Gründe, da s ein von Ihnen ver¬
hotenes Drama auch einTendenzdramas vom Werte der =Jugende
oder der Webere sein müsse. In den Zeitungen werden die gewissen
Notizchen lancirt, die Autoren entrüsten sich in langen Artikeln,
befrcundete Zeitungsschreiber melden, dass das Stück da und dort in
Deutschland aufgeführt werde. Schliesslich erscheint das Drama im
Buchhandel, natürlich mit der besten schreienden Reclameschleife, die
es gibt: „Von der Wiener Censurbehörde verbotens. Sie verhelfen
durch Ihr Verbot den Autoren zu einer aufregenden Reclame, das
Buch wird viel gekauft und also die p. t. Bevölkerung noch ärger
demoralisiert, als wenn Sie dem betreffenden Stück gestattet hätten
durchzufallen. Es gibt Dramen, welche es nöthig haben, von Ihnen
verboten zu werden.
Dinge gibt es, welche nur leben können, wenn sie unterdrückt
werden, und sterben müssen, wenn sie in Freiheit leben sollen.
Das kann man eben an dem Schauspiel-Waree von Robert
Scheu und Otto Stössl constatieren, welches vor einigen Tagen im Buch¬
handel erschienen ist. Dieses Schauspiel ist ein-Wiener Stücke (sagen
die Autoren). Es stellt im wichtigsten den Seelenkampf einer jungen
Dame der Demimonde dar, welche eines Tages entdeckt, dass sie auch
für den erwählten Neben-Gelicbten nur eine Wares ist .. Auf den ersten