II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1584

5. Liebelei
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Ausschaltt
OBSERVER“
Nr. 2
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— Piliale in Budapest: „Pigyela“
egen in Berlin, Chicago, Genf. London, Newyork, A'wis, Rom, Stockholm.
chnitt aus: jiustr. Wiener Extrabiall
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kennen zu lernen. Auch meine Hochzeitsreiss führte
„Sailicler s „Liebelei werden wir ebenfalls
Ein Plauderstündchen mit Agnes nich nach Wien.“
on Ihnen Horch
##
„Es hieß wiederholt, Sie würden im Burg= —
Sorma.
„Jc liebe diese Dichtung. Sie ist wie von
theater spielen?“ bemerkte ich.
Grillpaer Geist erfülle Die Christite har Aehnlich¬
Graf und Gräfin Minotto wohnen im Hotel
„Ich erhielt oft Anträge. Zuerst von Wilbrandt.
keit mit Herd, zu der gewiß eine Wienerin Mo¬
„zum gränen Baum“ in Baden. Die Gräfin Minotto
Dann kam — ich glaube, es war unter dem Pro¬
dell gestanden ist. Nur der Dialekt macht m
heißt in der Welt der Coulissen — Agnes Sorma.hisorium mit Sonnenthal — Herr Hartmann zu mir
Schwierigkeiten. Ais ich die „Liebelei“ studirte, faß
Auf ihren Wanderfahrten ist die Künstlerin endlich nach Berlin, um mich für Wien zu engagiren. Zu¬
ich den Plan, die Rol#e hochveutsch zu sprechen.
auch zu uns gekommen. Ihre Truppe hat in Wien
letzt hat Director Burckhard mich berufen. Doctor müßte mir aber bald sagen: „Das geht doch un
Absteigequartier genommen: die Chefesse häl“ in
Burckhard schlug mir eventuell ein Ehrengastspiel vor. möglich.“ Dann legte ich mir einen Dialekt zure¬
Bal
kaststation. Sie empfing mich in ihrem Salon
Leider mußte ich ablehnen. Ich wollte mich nicht
aus meiner schlesischen Heimat —ich bir Breslauern
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Agnes Sorma trug ein schlichtes schwarzes
binden. Ich werde nie mehr ein sires En¬
und aus Wienerischem doch das Gemist) kang
braune Haar war zu einem Knoten ge¬

gagement eingehen. Ich habe sie satt bekommen, die
nicht recht. Jetzt glaube ich da verhältnißmäß
über die gohe, weiße Stirne drängten sich
sa
Abhängigkeit von T##aterdirectoren. Das soll mir
Beste gefunden zu haben. Ich urchte mich vor dem
ein
gellöckchen. Eine elegante Erscheinung
nicht als Feindseligkeit ausgelegt werden. Einigen
Dialekt — ach wie geene möchte ich „lerchenfelderisch“
Ziererei und Wichtigthuerei, frei
ohne
Directeren bin ich sehr zu Dank verpflicht.t, aber —
sprechen köninen. Na, vielleicht erlerne ich es noch
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jeder Pose. Die Gestalt, etwas über ich will meine Freiheit mir bewahren, auch nach der
Mein Man, beherrscht die Wiener Mundart seyte
wie Lotte
Mittelgröße, ungefähr
Mitt, doch
Richtung des Schaffens hin. Denken Sie, ich mußte
gut, ich habe von ihm Manches gelernt.“
voll. Schöne, sehr gescheidte Angen
nicht
die Rautendrlein an siebzigmal en suite spielen.“
Graf Minotto ist in vielen Dingen der
beltuchteren das intelligente, ein wenig blasse Gesicht.
stellen: o in Wien dar¬
künstlerische Berather seiner Frau. Der Graf hat
Der Graf ist ein Mann in den besten Jahren. Die
Minotto waren Patrizier in Venedig; das Geschlecht
Vieles gesehen, seine Urtheile sind die eines Mannes
„Das Burgtheater hat „Die versunkene Glocke“
von Geist. Er berichtete über einen Empfang bei dem
ließ sich später in Oesterreich nieder. Der Gatte von
freigegeben. Sie wollen wissen, wie ich diese
deutschen Botschafter. Eine kleine Gesellschaft war
Agnes Sorma ist in Hietzing geboren, er ist mit der
Phantasiesigur auffasse? Halb Kind — halb Teufe..
anwesend. Fürst Eulenburg nahm Gelegenheit, Frau
Gräfin Schönfeld (Lomse Neumann) nahe verwandt.
Das elbische Wesen wird durch den Umgang mit
räfin Schönfeld=Neumann hat trotz ihres hohen
Sorma lebhoften Dank zu spenden für „die muthige
Heinrich vermenschlicht. Ich kann auch teuflisch sein
die Winterreise nach Wien nicht gescheut, um
That, deutsche Kunst nach Paris zu tragen.“
ers
— hier warf die geschätzte Rednerin einen schelmischen
„Es war ein Wagniß, aber es gelang“ — be¬
des ersten Auftretens der Sorma zu sein.
Zeu
fragen Sie nur meinen
Blick nach ihrem Gatten
merkte der Graf — „die officiellen Kreise und das
„Sie haben keine Ahnung“ — sagte die be¬
Mann. Ich glaube, es steckt ein Stück von Rautendel
rühmte Gastin — „wie sehr ich mich auf dieses Auf¬
Publicum überboten sich in Artigkeiten gegen die
in mir.“
treten vor dem Wiener Publicum freue. Das ist
deutschen Schauspieler.“
„Sie begimnen mit „Nora“ am nächsten
mein Christkindl, das betrachte ich als mein
Sudermann's Drama „Johannisfeuer“ wird
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Freitag?“
schönstes Weihnachtsgeschenk. Wir waren
von Director Bukovics nicht freigegeben werden
„Ich wollte, dieser Freitag wäre auch ein
Rumänien und sollten wählen zwischen
man wird also Frau Sorma als Marikke nicht sehen
Dreizehnter. Ich bin nämlich gar nicht abergläubisch.
fluge in die Provinzstädte und einer kurzen
können. Die Künstlerin creirte diese Rolle in
Der Freitag und der Dreizehnte haben mir schon oft
in Wien, um uns für das Debut im
Amsterdam. Sudermann kam selbst zur Première.
Glück gebracht. Als ich die „#ora“ zum hundertsten
=Theater zu stärken. Fast alle Mitglieder
„Wie ich mich zu meinen Aufgaben stelle!
Male in Berlin gespielt hatte, schickte ich das Tam¬
meiner Gesellschaft sind Oestekreicher, die meisten
Bitte, verlangen Sie kein langes Glaubensbekenntnif
bourin an Ibsen. Von dem vielen Hin= und Her¬
Wiener. So entschloß ich mich, Rumänien vor der
von mir. Was ich nicht empfinden, was ich nich
werfen war das Instrument schadhaft geworden.
Zeit zu verlassen. Meine Ankündigung: „Wir gehen
glauben kann, das bin ich nicht im Stande zu
Ibsen beantwortete meine Sendung mit freundlichen
nach Wien“ wurde von dem Ensemble freudigst auf¬
spielen.“
Zeilen, deren Sinn ungefähr war: Das Tambourin
genommen. Und so sind wir da. Ich kenne diese
Also sprach Agnes Sorma.
schöne Stadt seit Langem. Wiederholt nahm ich hier konnte unter Ihren Händen Schaden nehmen, das
n
Aufenthalt, um die Museen und auch die Theater Stück ist heil geblieben.“