II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1611

5.
Liebe
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Und nun hören wir auf einmal etwas Anderes,
das all dem widerspricht. Wir hören, daß einem Mädchen
aus der besitzenden Classe, welches aus irgend einem
Grunde sitzen blieb, der Rath ertheilt wird, sich auf
eigene Faust seinen Glücksantheil zu sichern, den gesell¬
schaftlichen Vorurtheilen zu trotzen und jenen sittlichen
Anschauungen zu huldigen, wie sie sich im Hinterhause
unter dem harten Druck des Daseinskampfes entwickelt
haben! Und diese Lehre wird thatsächlich heutzutage von
sehr vornehmen, modernen Dichtern gepredigt, man kann
sie an vornehmen Bühnen hören. Dieser neuen Offen¬
barung lauschen sogar die jungen Comtessen im Wiener
Burgtheater!
Was nämlich der Münchner Professor verlangt, das
stimmt ja völlig damit überein, was in Arthur Schnitzler's
„Liebelei“ der alte Musikus als Lebens= und Liebes¬
prigramm seiner Tochter Christine aufstellt. Dieser Vater
hat gegen die Liebelei seines Kindes nicht das Geringste
einzuwenden. Er findet dies sehr natürlich. Warum sollte
seine Tochter ihre Jugend unbenützt dahinwelken sehen?
Warum sollte sie nicht das tiefste Glück auskosten, das
dem Weibe beschieden ist? Warum sollte sie auf einen
Strumpfwirker warten und darüber grau und runzelig
nirden? Sie wartet auch nicht. Sie liebelt unbedenklich.
Dieses Mädchen sichert sich also in ihrer Weise ihren
Antheil am Liebesglück!
Und man glaube ja nicht, daß diese Lehre erst in
neuester Zeit zur Reife gediehen ist. Man findet sie un¬
verblümt bei dem vornehmsten deutschen Dichter, bei
Paul Heyse, dessen siebzigsten Geburtstag das deutsche
Volk soeben gefeiert hat. Wie viele alte Mädchen führt
dieser Dichter vor, die sich ihr eigenes Sittengesetz prägen,
die mit vollem Bewußtsein der landläufigen Moral ein
Schnippchen schlagen. Die sich nicht darum kümmern, ob
ihr Glück de gesellschaftlich anerkannten Stempel der
Legitimität aufweist. Was folgt daraus? Daß wir jedem
sitzengebliebenen Mädchen die Vollmacht ertheilen, sich
einen Herzensfreund zu suchen, bevor ihre Liebesfähig¬
keit erloschen ist? Wenn man die Frage in dieser Weise
zuspitzt, dann springt ihre Bedenklichkeit in die Angen,
und man wagt nicht, sie zu bejahen.
Das Motiv, das uns hier zur Vorsicht zwingt, ist
sehr einleuchtend. In heiklen sittlichen Fragen einen all¬
gemein giltigen Grundsatz aufzustellen, ist überaus schwer,
ja gefährlich. Da muß man jeden Einzelfall genau
prüfen, wobei man allerdings jene milde Nachsicht walten
lassen darf, die aus einer tiefen Erkenntnis der Sachlage
entspringt. Wenn man an die Sitzengebliebenen die
Mahnung richtet: „Suchet Eure Kräfte in irgend einem
Beruf zu bethätigen, dann wird Eure Verbitterung

schwinden“
so werden Manche diesem Rufe Folge
leisten und vielleicht auch in irgend einem Erwerbszweig
volles Genügen finden. Aber wenn die Eine oder die
Andere noch einen Glücksstrahl erhaschen möchte, dürfen
wir sie unter allen Umständen verdammen? Man bedenke
doch, daß das Sitzenbleiben für ein Mädchen mehr als
ein Mißgeschick bedeutet, daß darin sogar ein Stück
wuchtiger Lebenstragik liegt. Die Einen fügen sich er¬
geben in ihr Geschick, wandeln in stiller, wehmüthiger
Gelassenheit durch das Leben, ohne den tiefen Schmerz,
der in ihnen wühlt, äußerlich zu verrathen. Das sind
die großen Naturen. Die meisten gehören freilich in jene
viel beklagte, viel verspottete Kategorie der alten Mädchen,
die sich selbst und der Welt zur Last sind. Und wenn
nun hie und da Eine gegen ihr Geschick sich aufbäumt,
und so lange ihre Jugend nicht geschwunden, ihren
Glücksantheil erobern will auf jede Weise — sollen wir
einen Stein gegen sie erheben? Darauf darf nicht der
kühle Verstand die Antwort ertheiken, sondern das Herz,
das mitfühlt und mitleidet. Und das wird gar oft ein
freisprechendes Urtheik fällen, wo nach der starren Norm
des Sittengesetzes ein verdammender Schuldspruch verkündet
werden müßte. Das klingt allerdings ein wenig orakel¬
haft. Aber wir befinden uns ja auf jenem dunklen Ge¬
biete, wo man kein helles Ja und kein grelles Nein
sagen darf. Und dann: wie wenig fördert hier die graue
Theorie. Wo es sich um das tiefste Sein handelt, da
folgt ja jeder dem Schickfalsstern in seiner eigenen
Brust
„K. P. J.“
Marco Brvciner.

genommen würde, ersucht, um sohin auf
tage die weiteren Verhandlungen mit de
Gemeinden und Interessenten einleiten z
Hierüber hat die k. k. Landesregierun
daß das Eisenbahnministerium über
bekanntgegebenen Beschluß des schlesisch
vom 26. Jänner vorigen Jahres, betreff
von Anschlußbahnen von Zuckmantel nag
und von Zuckmantel nach Olbersdorf,
eröffnet hatze
„Die Staatsverwaltung hat
ihren Standpunkt gegenüber den Bahnpr
mantel—Olbersdorf und Zückmat
benthal dahin präcisiert, daß ein m
liches Bedürfnis nach einer durcht
Goldoppathal mit dem Elsnitzthal verbin
bahn nicht vorliegt (?).
Die Baukbsten einer solchen
wären wegen der Ueberschreitung der da
den Wasserscheide sehr hohe, der V
nachdem größere Ortschaften
würden, ein sehr getinger. Nach Ers
steriums wäre daher eventuell nu
einer schmatspürigen Eisenb
nach Hermannstadt in
dem vorhandenen Verkehr
nügen würde. Die Kosten
Linie würden ungefähr
die Betriebsausgaben
triebseinnahmen knap
verbindung Zuckn
für den Localberki
deutung und ein Tra
Kösten der umliegenden beste
wickeln.
Von diesent principiellen Stand
liege auch dermalen für das E
kein Anlaß vor. Das Eisenbahnmi
her nicht in der Lage, die Herstell
bahnverbindung von Zuckmankel nach O
nach Würbenthal auf Staatsiösten in