Liebelei
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B. MAhekuc.
die Kronung des Einigungswerkes in Deutsch= bewies er allzeit durch Wort und Tal al#.
land zugeschrieben werden muß. Bismarck schreibt in Heidelberg studierte, wirkte dort noch der alte des dahingeschiedenen Fürsten dirdersent
Blumenboot; wir haben seine Novellen und Romane
Tage wenn der Kritiker es uns sagt, sondern er¬
W Zentkeien.
gelesen: Im Zwielicht, Frau Sorge, Die Geschwister,
0
klecklich später wird es uns klar werden, ob uns das
Der Katzensteg, Jolanthes Hochzeit, Es war. Und
Stück gefallen hat, nein ob es wert ist, den Tag zu
wir haben auch seine Streitschrift in die Hand be= überdauern. Unser Beifallsgeschrei kann einem
AC
Literatur.
kommen: „Die Verrobung der Theaterkritik.“ Er Dichter einen glücklichen Abend bererten, das Zischen
hatte ein Recht sich zu beklagen. Die Theaterkritik der Berliner — wir selbst zischen ja nicht — ka
n
Sudermann wird morgen fünfzig Jahre alt.
hatte ihn verhöhnt, als der Erfolg ihn verließ; zum
ihn zum Selbstmord treiben und dennoch sprechen
Alle seine zahlreichen Freunde werden dem Dichter
Teil wohl auch, weil er ihn verließ. Der Berliner
erst die Kommenden das gerechtere Urteil und erst
der „Ehre“, der „Heimat“ der „Drei Reiherfedern“,
Premiérenmob hatte förmlich Orgien gefeiert. Man
sie entscheiden wahrhaft über Leben und Tod.
des „Johannes“ ihre Glückwünsche senden, dem
konnte da wieder einmal die Psychologie der Massen
Man hat Sudermann sehr weh getan. War
Dichter unt dem vornehmen Menschen, als den ihn studieren, die blindwütend die Götzenbilder nieder¬
der Erfolg sein Verbrechen? Oder war es der Mi߬
eben seine Freunde kennen. Aber es wird keine un= reißen, denen sie eben noch Weihrauch gestreut, und
erfolg? Wenn man ihn nach seinem Wollen be¬
getrübte Freude sein, die ihn an diesem Tag erfüllen die Könige quillotinieren um deren Lächeln sie eben
urteilt, so muß man zugestehen, daß er sich stets mit
wird. Er ist berühmt und reich; er hat sich nicht noch gebuhlt. Wir in Prag sind so furchtbar gut
ernsten Problemen gesellschaftlicher oder psychologi¬
nur auf der deutschen Bühne heimisch gemacht, son¬
gesittet. Bei uns fällt kein Dichter durch; wir lassen scher Art abgegeben hat und daß er auch da, wo der
dern auch auf der französischen und italienischen.
sogar Kurt Kraatz leben. Wir wissen: er lebt sich
materielle Erfolg ungewiß war, nicht gezögert hal
Wenn wir nicht irren, ist er sogar auf der türkischen
selbst zu Tode. Wir brauchen uns nicht zu empören,
die Gestalten, die sich ihm entgegendrängt
u b
und japanischen Bühne erschienen. Aber was hilfts?
brauchen nicht zu pfeifen — woher sollen wir plötzlich
leben; so in den „Drei Reiherfedern“, so
Die Palme seines Ruhmes hat einen Knacks bekom¬
Pfeifen nehmen? Wir schütteln den Kopf und gehen
nes“ Er wandte sich zur Sage und
n
men. 17 Jahre alt ist sein erster großer Erfolg: schleunigst soupieren. Es kommt eben nicht viel
Geschichte, obzwar er wußte, daß seine Kre
„Die Ehre“. Noch am Tage der Aufführung ging
darauf an, ob der Dichter unser consilium abeundil Berliner Boden wurzelte. Und obzwar er
sein Direktor, Oskar Blumenthal, bangen Herzens
erhält; er versucht sein Glück eine Stadt weiter. In fleißig war hat er doch nicht gehudelt, sondern ernst¬
im Theater herum — wirds am Abend den üblichen
Berlin fühlt jeder Premièrenbesucher das Schicksal haft gearbeitet. Wenn man ihn nach seinem Können
Berliner Theaterstandal geben? Und am selben eines Dichters in seinen Handflächen, er macht beurteilt, dann muß man ihn erst recht anerkennen,
Abend hatte Berlin hatte Deutschland einen großen
Literaturgeschichte. Wir aber machen keine. Der
denn um seinen Witz, der sowohl in der Wirkung der
Dramatiker. Wir haben ja alles weitere miterlebt:
Dichter und die Literaturgeschichte stehen uns ein
Szene, wie in der des Dialogs die geschicktesten Stei¬
Sodoms Ende, Heimat, die Schmetterlingsschlacht, bißchen fern, mit der objektiven Ruhe des lächelnden
gerungen hervorruft, könnten ihn nahezu alle leben¬
Morituri, das Glück im Winkel, Johannes, Die drei Weisen lassen wir die Literatur über uns ergehen,
den deutschen Dichter — Kurt Kraatz eingeschlossen —
Reiherfedern, Johannisseuer, Es lebe das Leben, Der denn wir wissen: jeder Tage gebiert neue Gedanken,
beneiden. Er hat sich freilich manchmal getäuscht
Sturmgeselle Sokrates, Stein unter Steinen, Das neue Bestrebungen, neue Stücke. Nicht am nächsten und die Sicherheit seiner Feder ist ihm noch mehr
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B. MAhekuc.
die Kronung des Einigungswerkes in Deutsch= bewies er allzeit durch Wort und Tal al#.
land zugeschrieben werden muß. Bismarck schreibt in Heidelberg studierte, wirkte dort noch der alte des dahingeschiedenen Fürsten dirdersent
Blumenboot; wir haben seine Novellen und Romane
Tage wenn der Kritiker es uns sagt, sondern er¬
W Zentkeien.
gelesen: Im Zwielicht, Frau Sorge, Die Geschwister,
0
klecklich später wird es uns klar werden, ob uns das
Der Katzensteg, Jolanthes Hochzeit, Es war. Und
Stück gefallen hat, nein ob es wert ist, den Tag zu
wir haben auch seine Streitschrift in die Hand be= überdauern. Unser Beifallsgeschrei kann einem
AC
Literatur.
kommen: „Die Verrobung der Theaterkritik.“ Er Dichter einen glücklichen Abend bererten, das Zischen
hatte ein Recht sich zu beklagen. Die Theaterkritik der Berliner — wir selbst zischen ja nicht — ka
n
Sudermann wird morgen fünfzig Jahre alt.
hatte ihn verhöhnt, als der Erfolg ihn verließ; zum
ihn zum Selbstmord treiben und dennoch sprechen
Alle seine zahlreichen Freunde werden dem Dichter
Teil wohl auch, weil er ihn verließ. Der Berliner
erst die Kommenden das gerechtere Urteil und erst
der „Ehre“, der „Heimat“ der „Drei Reiherfedern“,
Premiérenmob hatte förmlich Orgien gefeiert. Man
sie entscheiden wahrhaft über Leben und Tod.
des „Johannes“ ihre Glückwünsche senden, dem
konnte da wieder einmal die Psychologie der Massen
Man hat Sudermann sehr weh getan. War
Dichter unt dem vornehmen Menschen, als den ihn studieren, die blindwütend die Götzenbilder nieder¬
der Erfolg sein Verbrechen? Oder war es der Mi߬
eben seine Freunde kennen. Aber es wird keine un= reißen, denen sie eben noch Weihrauch gestreut, und
erfolg? Wenn man ihn nach seinem Wollen be¬
getrübte Freude sein, die ihn an diesem Tag erfüllen die Könige quillotinieren um deren Lächeln sie eben
urteilt, so muß man zugestehen, daß er sich stets mit
wird. Er ist berühmt und reich; er hat sich nicht noch gebuhlt. Wir in Prag sind so furchtbar gut
ernsten Problemen gesellschaftlicher oder psychologi¬
nur auf der deutschen Bühne heimisch gemacht, son¬
gesittet. Bei uns fällt kein Dichter durch; wir lassen scher Art abgegeben hat und daß er auch da, wo der
dern auch auf der französischen und italienischen.
sogar Kurt Kraatz leben. Wir wissen: er lebt sich
materielle Erfolg ungewiß war, nicht gezögert hal
Wenn wir nicht irren, ist er sogar auf der türkischen
selbst zu Tode. Wir brauchen uns nicht zu empören,
die Gestalten, die sich ihm entgegendrängt
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und japanischen Bühne erschienen. Aber was hilfts?
brauchen nicht zu pfeifen — woher sollen wir plötzlich
leben; so in den „Drei Reiherfedern“, so
Die Palme seines Ruhmes hat einen Knacks bekom¬
Pfeifen nehmen? Wir schütteln den Kopf und gehen
nes“ Er wandte sich zur Sage und
n
men. 17 Jahre alt ist sein erster großer Erfolg: schleunigst soupieren. Es kommt eben nicht viel
Geschichte, obzwar er wußte, daß seine Kre
„Die Ehre“. Noch am Tage der Aufführung ging
darauf an, ob der Dichter unser consilium abeundil Berliner Boden wurzelte. Und obzwar er
sein Direktor, Oskar Blumenthal, bangen Herzens
erhält; er versucht sein Glück eine Stadt weiter. In fleißig war hat er doch nicht gehudelt, sondern ernst¬
im Theater herum — wirds am Abend den üblichen
Berlin fühlt jeder Premièrenbesucher das Schicksal haft gearbeitet. Wenn man ihn nach seinem Können
Berliner Theaterstandal geben? Und am selben eines Dichters in seinen Handflächen, er macht beurteilt, dann muß man ihn erst recht anerkennen,
Abend hatte Berlin hatte Deutschland einen großen
Literaturgeschichte. Wir aber machen keine. Der
denn um seinen Witz, der sowohl in der Wirkung der
Dramatiker. Wir haben ja alles weitere miterlebt:
Dichter und die Literaturgeschichte stehen uns ein
Szene, wie in der des Dialogs die geschicktesten Stei¬
Sodoms Ende, Heimat, die Schmetterlingsschlacht, bißchen fern, mit der objektiven Ruhe des lächelnden
gerungen hervorruft, könnten ihn nahezu alle leben¬
Morituri, das Glück im Winkel, Johannes, Die drei Weisen lassen wir die Literatur über uns ergehen,
den deutschen Dichter — Kurt Kraatz eingeschlossen —
Reiherfedern, Johannisseuer, Es lebe das Leben, Der denn wir wissen: jeder Tage gebiert neue Gedanken,
beneiden. Er hat sich freilich manchmal getäuscht
Sturmgeselle Sokrates, Stein unter Steinen, Das neue Bestrebungen, neue Stücke. Nicht am nächsten und die Sicherheit seiner Feder ist ihm noch mehr