II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1706

Liebelei
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Büro für Zeitungsnächrichten
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Morgenblatt. Zadten
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Theater, Kunst und Literatur
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SERAMKETgtelmund Reute
Ein Duellium eine Frau#.: Worgibt es das?
Wien, 27. Februar.
Die stillen Jausen mit Klavier und Gesang.
Wo finden wir die? Freiheit der Jugend —
Im Josefstädtertheaferehrt man
für gestern neue Begriffe, heute alltägliche
das Andenken ArtHLS

einer Aufübrung der #rfehelete de an
Erscheinungen. Der leise Wiener Ton, der
diesem Haus unter der sorgsamen Regie
diese Akte durchzieht — vom Fenster sieht
Kalbecks zum ersten Male herauskam. Da¬
der Kahlenberg herein — bleibt bestehen;
bei drängt sich einem unwillkürlich die bit¬
wie auch Glück und Schmerz, die menschli¬
tere Frage auf: was haben wir mit diesen
chen Gefühle von gestern und heute blie¬
Menschen auf der Bühne noch gemeinsam?
ben. Nur der dramatische Konflikt blieb aus:
Bestehen Zusammenhänge zwischen diesem
die Tragik allen Geschehens. In so kurzer
vergangenen Gestern und unserem Heute?
Zeit hat sich ein Stück sosehr gewandelt:
Hat sich die Moral, hat sich die Sitte so
das zeigt so recht deutlich den Umbruch
stark gewandelt, daß fast Welten dazwi¬
aller Werte.
schen liegen, zwischen Stück und Wirklich¬
Das Stück war mit erstklassigen Künst¬
lern besetzt. Wenn auch Paula Wessely
keit? Uebrigens fand gestern hier auch die
Welturaufführung des Films „Liebeleis statt
erst ganz zum Schluß der Rolle gerecht
— man sieht also, daß das Thema plötzlich
wird, so liegt das eben mehr in der Passivi¬
wiedererweckt ist; aber: merklich geht das
tät der Rolle als an ihr. Als Schlagermizzi
Publikum nicht mehr mit.
ist Fried! Czepa hinreißend in der derb-ur¬
wüchsigen Komik ihres Genießens. Hans
Wedekinds FFrühlingserwachens ist zeit¬
Thimig und Heinrich Schnitzler wie auch
loser; lbsens naturalistischen Dramen haftet
Frau Rosar blieben weniger wirksam, auch
Zeitstempel an; Schnitzler wirkt heute, wenn
Hübners Episodenrolle verblaßte. Meister¬
es sich um seine erotischen Probleme han¬
haft dagegen Hugo Thimig als Weyring: ei¬
delt, verstaubt, ältlich, Gewiß: die Grund¬
ne erschütternde Figur eines liebenden Va¬
züge sind die gleichen geblieben, der
ters. Vorerst hörte man das Puppenspiel
Schmerz der verlorenen Tugend einer Frau
„Der tapfere Cassiane mit Hans
vom Schlage der Christine, die niedergebro¬
Thimig, Frau Czepa und Neugebauer — ein
chene Wehmut, die den alten Weyring be¬
burlesker Scherz mit zu tief aufgetragenem
fällt; im geschlechterweisen Liebesleben und
Ernst, als daß man heute viel darüber nach¬
Erleben haben sich aber zu viele Dinge ge¬
denken sollte.
ändert, als daß man in die tragischen Kon¬
Robert Breuer
flikte Schnitzlers heute, noch hineinfände.