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Liebelei
—
„OBSERVER'
I. österr. behördl. konzessioniertes
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
WIEN, I., WOLLZEILE 11
TELEPHON R-23-0-43
Ausschnitt aus:
Bohemia, Prag;
1.3.193.
vom:
Niener Premieren.
Das Theater in der Josefstadt brachte als
Schnitzler=Abend die „Liebele!“ mit Pauia
Wessely als Christine. Das Schauspiel kommt
in der Regie Paul Kalbecks um einige Grade
härter heraus, als es sich Schnitzler gedacht haben
mag. Aber was die drei Akte dadurch an wieneri¬
scher Weich i., die längst eine Sage geworden
ist, verlieren, gewinnen sie an dramatischer Un¬
mittelbarkeit. So nah, so geschlossen als eine
menschliche und dichterische Einheit hat man die
„Liebelei“ schon lange nicht gesehen. Hugo
Thimig ist ein wundervoller alter Weyring.
Heinrich Schnitzler spielt den Theodor mit
überraschender Kraft als einen wienerischen Kar¬
los neben einem Clavigo von 1890. Auch Friedl
Czepa spielt die Schlager=Mizzi ganz neuartig
und selbständig. Sie spielt die Figur ohne jede
Drastik, ohne jene falschen Theatertöne, die be¬
reits Konvention dieser Rolle geworden sind. Sie
gibt wieder den ursprünglichen Sinn der Gestalt
voll Frische, Zartheit und Humor. Paula Wes¬
selys Christine ist ein stiller, herber, in sich ge¬
haltener Mensch. Ohne Lüge. Ohne Schein. Das
Gefühl dieser Christine liegt nicht offen zu Tag,
es brennt nach innen. Sie gibt sich schwer, aber
wenn sie sich einmal gegeben hat, bewahrt
nichts für sich zurück. Kein passives Geschöpf, de
genommen und zerbrochen wird. Immer ist ess
selbst, die entscheidet, und hat darum auch die
gleiche, ungeteilte, elementare Kraft im Schmerz.
Oskar Maurus Fontana.
I. Oesterr.
OBSERVER Senerel, konz.
Büro für Zeitungsnachrichten
WIEN I, WOLLZEILE 11
22
Fremden Presse, Wien.
8
MRZ. 1933
Reinhardtbühne.
Man hat bei Reinhardt eine ganz wun¬
Geistig¬
dervoll ausgeglichene „von Pietät,
keit und Gefühl getragene Neuinsz nierung
der „Liebelei“ herausgebracht. A Stärk¬
experi¬
sten vielleicht das geglückte Re
ment, Artur Schnitzler als Die
ist, zu
Zeit, die nicht mehr die un
ng, vor
gestalten. Hiereißend die Da
rau Ro¬
Allem der alte Thimig, die C.
junge
sar. Sehr gut Hans Thim
tapfere
Schnitzler, Hübner. — Vorhe
onKäl¬
Cassian“ aus den „Marione
Wärme
beck farbig und mit inne
schich ist
aufgebaut. Außerordentlich
en Befrügen
das Hin- und Hergleiten zw
en Sein und
und Betrogen-Werden, zw.
gend die Her¬
Schein festgehalten. Herve
ren Hans Thimig und N gebauer sowie
V.
Frau Czepa.
Liebelei
—
„OBSERVER'
I. österr. behördl. konzessioniertes
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
WIEN, I., WOLLZEILE 11
TELEPHON R-23-0-43
Ausschnitt aus:
Bohemia, Prag;
1.3.193.
vom:
Niener Premieren.
Das Theater in der Josefstadt brachte als
Schnitzler=Abend die „Liebele!“ mit Pauia
Wessely als Christine. Das Schauspiel kommt
in der Regie Paul Kalbecks um einige Grade
härter heraus, als es sich Schnitzler gedacht haben
mag. Aber was die drei Akte dadurch an wieneri¬
scher Weich i., die längst eine Sage geworden
ist, verlieren, gewinnen sie an dramatischer Un¬
mittelbarkeit. So nah, so geschlossen als eine
menschliche und dichterische Einheit hat man die
„Liebelei“ schon lange nicht gesehen. Hugo
Thimig ist ein wundervoller alter Weyring.
Heinrich Schnitzler spielt den Theodor mit
überraschender Kraft als einen wienerischen Kar¬
los neben einem Clavigo von 1890. Auch Friedl
Czepa spielt die Schlager=Mizzi ganz neuartig
und selbständig. Sie spielt die Figur ohne jede
Drastik, ohne jene falschen Theatertöne, die be¬
reits Konvention dieser Rolle geworden sind. Sie
gibt wieder den ursprünglichen Sinn der Gestalt
voll Frische, Zartheit und Humor. Paula Wes¬
selys Christine ist ein stiller, herber, in sich ge¬
haltener Mensch. Ohne Lüge. Ohne Schein. Das
Gefühl dieser Christine liegt nicht offen zu Tag,
es brennt nach innen. Sie gibt sich schwer, aber
wenn sie sich einmal gegeben hat, bewahrt
nichts für sich zurück. Kein passives Geschöpf, de
genommen und zerbrochen wird. Immer ist ess
selbst, die entscheidet, und hat darum auch die
gleiche, ungeteilte, elementare Kraft im Schmerz.
Oskar Maurus Fontana.
I. Oesterr.
OBSERVER Senerel, konz.
Büro für Zeitungsnachrichten
WIEN I, WOLLZEILE 11
22
Fremden Presse, Wien.
8
MRZ. 1933
Reinhardtbühne.
Man hat bei Reinhardt eine ganz wun¬
Geistig¬
dervoll ausgeglichene „von Pietät,
keit und Gefühl getragene Neuinsz nierung
der „Liebelei“ herausgebracht. A Stärk¬
experi¬
sten vielleicht das geglückte Re
ment, Artur Schnitzler als Die
ist, zu
Zeit, die nicht mehr die un
ng, vor
gestalten. Hiereißend die Da
rau Ro¬
Allem der alte Thimig, die C.
junge
sar. Sehr gut Hans Thim
tapfere
Schnitzler, Hübner. — Vorhe
onKäl¬
Cassian“ aus den „Marione
Wärme
beck farbig und mit inne
schich ist
aufgebaut. Außerordentlich
en Befrügen
das Hin- und Hergleiten zw
en Sein und
und Betrogen-Werden, zw.
gend die Her¬
Schein festgehalten. Herve
ren Hans Thimig und N gebauer sowie
V.
Frau Czepa.