box 13/3
iebelei
5. . Snnnne
.Oesterr.
VEl behördl. konz.
Juro für Zeitungsnachrichten
WIEN I, WOLLZEILE 11
52
5
Wie Stunde, Wiag
8
17 HRZ 1052
Lenormand erzahlt vom
Wiener Theater
Der Dichter von „Asien“ über seine künst¬
lerischen Eindrücke in Wien.
H. R. Lenormand, der kürzlich anläßlich
der deutschen Uraufführung seines Schau¬
spiels „Asien“ am Burgtheater in Wien war,
ist nun wieder nach Paris zurückgekehrt
und gibt im „Paris Midi“ aber das, was er
in Wien gesehen hat, Bericht. Wir ent¬
nehmen den interessanten Ausführungen des
Dichters folgende charakteristische Stellen:
„Ich habe den Theaterbetrieb Wiens un¬
gemein lebendig gefunden. Überall wird ge¬
arbeitet: Premieren und Reprisen, überall
gibt es neue Schauspieler, von denen ein¬
zelne sogar zu den großen Entdeckungen zu
zählen sind, und auch das Publikum hat
für das Theater brennendes Interesse, ja
eine fast religiöse Einstellung zu den
Dingen der Bühne. Im Theater in der Josef¬
stadt besuchte ich die Neueinstudierung von
Schnitzlers „Liebelei“. Eine realistische
Inszenierung, die aber doch ganz in Poesie
getaucht ist und uns in die Atmosphäre des
Wien vor 40 Jahren zurückversetzt. In
dem auch der Sohn Schnitzlers spielt, sah
ich eine Schauspielerin, die ich noch nicht
kannte, die aber eine solche Kraft und Ein¬
dringlichkeit des Ausdrucks ihres Schmerzes
zeigte, daß ich ganz erschüttert war. Diese
Paula Wessely ist sicher eine der größten
Schauspielerinnen unserer Zeit
Während der Vorbereitungen zu einer
Premiere besuchte ich im Burgtheater die
Aufführung eines historischen Stückes, das
die Jugend der Königin Victoria behandelt
und in dem mein Freund Raoul Aslan
eine Hauptrolle übernommen hatte. Eine
ausgezeichnete Arbeit, die auch glänzend
herausgebracht ist. Interessant ist die Vor¬
liebe des Publikums für Stücke aus der Ge¬
schichte — spielt man doch nicht weniger
als vier, die sich um die Gestalt Franz
Josephs drehen. In der Oper hat mich eine
Aufführung des „Rheingold“ sehr befriedigt,
obwohl ich über die dekorative Gestaltung
nicht so begeistert war, wie über die ganz
hervorragende musikalische. Der dekorative
Stil für solche Werke wird doch erst noch
zu finden sein.
Mein Stück „Asien“ hat im Burgtheater
zwei bewundernswerte Interpreten gefunden:
Maria Eis und Raoul Aslan. Die Auf¬
fassung ihrer Rollen unterschied sich zwar
erheblich von der die Pariser Aufführung
Spielenden von der Vera Sergines und
Henri Rollans... Aber es ist für einen
Autor doch ungeheuer interessant, den Un¬
terschied der Auffassungen großer französi¬
scher und deutscher Künstler vergleichen zu
können. Es würde mir schwer fallen, die
Entscheidung zu treffen, wem ich da den
Vorzug geben soll. Die Inszenierung stellte
alle dekorativen Möglichkeiten dieses herr¬
lichen Theaters in den Dienst meines
Stückes. Das ganz in das überhelle Licht der
Tropen getauchte Bild des Schiffes hat mir
vielleicht am besten gefallen. Die Aufnahme
des Stückes und meiner Person als Autor
durch das Publikum hat großen Eindruck
auf mich gemacht.
„OBSERVER
I. österr. behördl. konzessioliiertes
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
WIEN, I., WOLLZEILE 11
TELEPHON R-23-0-43
—
Ausschnitt aus:
Berliner Tageblatt
23.3.1933
vom:
Fl. L Jag
Im Josefstädter-Theater spielen sie jetzt „Liebelei“. Mit bit¬
teren Glücksgefühlen starrt man hin auf diese kunstvoll-kunst¬
lose Arbeit eines Vorkriegsdialogs. Wie schiesst doch bei dem
alten Schnitzler Faden an Faden, wie absichtsvoll-absichtslos wird
mit dem Wortmaterial umgegangen! Wird etwas derartig Ge¬
konntes denn niemals wiederkehren? Und warum wird einem
das Auge nass? Wahrscheinlich bewirkt das der Anblick einer
Zeit, in der nicht des Lebens Notdurft, sondern gerade des
Lebens Ueberfluss Tragödien erzwang und erlaubte .., und
dieser Ueberfluss kommt nicht wieder! Ausgezeichnet der alte
Thimig als alter Weyring und Heinrich Schnitzler als Theodor.
Wundervoll das stumme und heisse
händer Paula Wessely
als Christine; ein Erlehnisglück für lange die kleine Modistin und
Vorstadtvenus der Friedl Czepa.
I. Oeste
MIOBSERVER poneret, konz.
3
Büro für Zeitungsnachtichten
WIEN I, WOLLZEILE1
Neues Wiener Sburnal, Wien
23 117 1938
(Theater in der Josefstadt.) Gestern fand die 25. Auf¬
führung von Schnitzlers „Liebelei“ und dessen Blüette „Der
tapfere Calsstan“ statt, ein erfreulicher Beweis, daß auch
ernstere, aber wertvolle Stücke das Publikum anzulocken ver¬
mögen. Im Mittelpunkt der Aufführung stand natürlich die
prachtvolle Christine Paula Wesselys, neben der noch Hofrat
Thimig als alter Weyring, Hans Thimig und Heinrich
Schnitzler als die beiden jungen Leute und Friedl Czepa
als Schlager=Mitzi ebenso hervorzuheben sind wie Annie Rosar
und Herbert Hübner in den Episodenrollen des heute noch
unverwelkten Stückes Artur Schnitzlers. Im „Tapferen Cassian“
boten wieder Hans Thimig, Alfred Neugebauer und
Friedl Czepa ihre bereits bei der Premiere gewürdigten
Leistungen. Es war ein mit Freude aufgenommener Jubiläums¬
abend echt Wiener Kunst.
„GGSERVER‘
Wien, I., Wollzeile Nr. K
Talafon R-23-0-42
Neutel.
Seitblatt, Wien,
Im Theater in der Josefstadt findet heute die
25. Aufführung von Schnitzlers „Liebelei“ mit den
Damen: Czepa, Kinast, Rosar, Wessely; und den Herren:
Herbert Hübner, Schnitzler, Hans Thimig und Hugo
Thimig und „Der tapfere Cassian“ mit Frau Czepa 1
und den Herren: Neugebauer, Rohner und Hans Thi¬
mig statt.
iebelei
5. . Snnnne
.Oesterr.
VEl behördl. konz.
Juro für Zeitungsnachrichten
WIEN I, WOLLZEILE 11
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Wie Stunde, Wiag
8
17 HRZ 1052
Lenormand erzahlt vom
Wiener Theater
Der Dichter von „Asien“ über seine künst¬
lerischen Eindrücke in Wien.
H. R. Lenormand, der kürzlich anläßlich
der deutschen Uraufführung seines Schau¬
spiels „Asien“ am Burgtheater in Wien war,
ist nun wieder nach Paris zurückgekehrt
und gibt im „Paris Midi“ aber das, was er
in Wien gesehen hat, Bericht. Wir ent¬
nehmen den interessanten Ausführungen des
Dichters folgende charakteristische Stellen:
„Ich habe den Theaterbetrieb Wiens un¬
gemein lebendig gefunden. Überall wird ge¬
arbeitet: Premieren und Reprisen, überall
gibt es neue Schauspieler, von denen ein¬
zelne sogar zu den großen Entdeckungen zu
zählen sind, und auch das Publikum hat
für das Theater brennendes Interesse, ja
eine fast religiöse Einstellung zu den
Dingen der Bühne. Im Theater in der Josef¬
stadt besuchte ich die Neueinstudierung von
Schnitzlers „Liebelei“. Eine realistische
Inszenierung, die aber doch ganz in Poesie
getaucht ist und uns in die Atmosphäre des
Wien vor 40 Jahren zurückversetzt. In
dem auch der Sohn Schnitzlers spielt, sah
ich eine Schauspielerin, die ich noch nicht
kannte, die aber eine solche Kraft und Ein¬
dringlichkeit des Ausdrucks ihres Schmerzes
zeigte, daß ich ganz erschüttert war. Diese
Paula Wessely ist sicher eine der größten
Schauspielerinnen unserer Zeit
Während der Vorbereitungen zu einer
Premiere besuchte ich im Burgtheater die
Aufführung eines historischen Stückes, das
die Jugend der Königin Victoria behandelt
und in dem mein Freund Raoul Aslan
eine Hauptrolle übernommen hatte. Eine
ausgezeichnete Arbeit, die auch glänzend
herausgebracht ist. Interessant ist die Vor¬
liebe des Publikums für Stücke aus der Ge¬
schichte — spielt man doch nicht weniger
als vier, die sich um die Gestalt Franz
Josephs drehen. In der Oper hat mich eine
Aufführung des „Rheingold“ sehr befriedigt,
obwohl ich über die dekorative Gestaltung
nicht so begeistert war, wie über die ganz
hervorragende musikalische. Der dekorative
Stil für solche Werke wird doch erst noch
zu finden sein.
Mein Stück „Asien“ hat im Burgtheater
zwei bewundernswerte Interpreten gefunden:
Maria Eis und Raoul Aslan. Die Auf¬
fassung ihrer Rollen unterschied sich zwar
erheblich von der die Pariser Aufführung
Spielenden von der Vera Sergines und
Henri Rollans... Aber es ist für einen
Autor doch ungeheuer interessant, den Un¬
terschied der Auffassungen großer französi¬
scher und deutscher Künstler vergleichen zu
können. Es würde mir schwer fallen, die
Entscheidung zu treffen, wem ich da den
Vorzug geben soll. Die Inszenierung stellte
alle dekorativen Möglichkeiten dieses herr¬
lichen Theaters in den Dienst meines
Stückes. Das ganz in das überhelle Licht der
Tropen getauchte Bild des Schiffes hat mir
vielleicht am besten gefallen. Die Aufnahme
des Stückes und meiner Person als Autor
durch das Publikum hat großen Eindruck
auf mich gemacht.
„OBSERVER
I. österr. behördl. konzessioliiertes
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
WIEN, I., WOLLZEILE 11
TELEPHON R-23-0-43
—
Ausschnitt aus:
Berliner Tageblatt
23.3.1933
vom:
Fl. L Jag
Im Josefstädter-Theater spielen sie jetzt „Liebelei“. Mit bit¬
teren Glücksgefühlen starrt man hin auf diese kunstvoll-kunst¬
lose Arbeit eines Vorkriegsdialogs. Wie schiesst doch bei dem
alten Schnitzler Faden an Faden, wie absichtsvoll-absichtslos wird
mit dem Wortmaterial umgegangen! Wird etwas derartig Ge¬
konntes denn niemals wiederkehren? Und warum wird einem
das Auge nass? Wahrscheinlich bewirkt das der Anblick einer
Zeit, in der nicht des Lebens Notdurft, sondern gerade des
Lebens Ueberfluss Tragödien erzwang und erlaubte .., und
dieser Ueberfluss kommt nicht wieder! Ausgezeichnet der alte
Thimig als alter Weyring und Heinrich Schnitzler als Theodor.
Wundervoll das stumme und heisse
händer Paula Wessely
als Christine; ein Erlehnisglück für lange die kleine Modistin und
Vorstadtvenus der Friedl Czepa.
I. Oeste
MIOBSERVER poneret, konz.
3
Büro für Zeitungsnachtichten
WIEN I, WOLLZEILE1
Neues Wiener Sburnal, Wien
23 117 1938
(Theater in der Josefstadt.) Gestern fand die 25. Auf¬
führung von Schnitzlers „Liebelei“ und dessen Blüette „Der
tapfere Calsstan“ statt, ein erfreulicher Beweis, daß auch
ernstere, aber wertvolle Stücke das Publikum anzulocken ver¬
mögen. Im Mittelpunkt der Aufführung stand natürlich die
prachtvolle Christine Paula Wesselys, neben der noch Hofrat
Thimig als alter Weyring, Hans Thimig und Heinrich
Schnitzler als die beiden jungen Leute und Friedl Czepa
als Schlager=Mitzi ebenso hervorzuheben sind wie Annie Rosar
und Herbert Hübner in den Episodenrollen des heute noch
unverwelkten Stückes Artur Schnitzlers. Im „Tapferen Cassian“
boten wieder Hans Thimig, Alfred Neugebauer und
Friedl Czepa ihre bereits bei der Premiere gewürdigten
Leistungen. Es war ein mit Freude aufgenommener Jubiläums¬
abend echt Wiener Kunst.
„GGSERVER‘
Wien, I., Wollzeile Nr. K
Talafon R-23-0-42
Neutel.
Seitblatt, Wien,
Im Theater in der Josefstadt findet heute die
25. Aufführung von Schnitzlers „Liebelei“ mit den
Damen: Czepa, Kinast, Rosar, Wessely; und den Herren:
Herbert Hübner, Schnitzler, Hans Thimig und Hugo
Thimig und „Der tapfere Cassian“ mit Frau Czepa 1
und den Herren: Neugebauer, Rohner und Hans Thi¬
mig statt.