Liebelei
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Seechean
Schnitzler dachte sich die „Liebelei“ zuerst als ein Volks¬
stück in acht Bildern. Das erste Bild spielte in einer Tanzschule
auf der Wieden, Herr Döselmeyer fenior ist der Besitzer, Herr
Döselmeyer junior der Tanzarrangeur, der streng darauf achtet,
daß nur „draußen auf der Stiegen“, nicht aber im Saal ge¬
raucht wird. Die Gesellschaft besteht aus lauter füßen Mädeln,
also aus jenen Mädeln, die in der Stadt geliebt und in der
Vorstadt gehefratet werden. Nebenbei bemerke ich nur, daß
Schnitzler, der den Begriff des süßen Mädels geschaffen und
unsterblich gemacht hat, nicht auch der Erfinder des Wortes war.
Das Wort selbst stammt von Ernst v. Wolzogen, der es zuerst
geprägt hat. In Döselmeyers Tanzschule also, wo junge Kommis
recht naiv und einfältig Lebewelt spielen, erscheinen auch Mitzi
und Christine, Noch eine dritte Freundin ist da, Lina, die in
den späteren Fassungen des Stücks mit Mitzi zu einer Figur
verschmolzen wurde. Christine ist blaß und leidend. Sie hat
eben eine unglückliche Liebe hinter sich. Ihr Freund war
Doktor, der geheiratet hat. Sie hat also schon Liebeserfahr#
6s
und Fritz ist nicht der erste. Diese Erfahrung und ##
Vorgänger hat der Dichter später klugerweise gestrichen. Für
die Christine der „Liebelei“ ist Fritz der erste und einzige.
Theodor und Fritz erscheinen, um sich einen lüstigen Sonntag¬
abend zu machen, abei eigentlich bringt Theodor seinen Freund
Fritz nur her, um ihn, der allzusehr in den Banden seiner
großen Liebe für eine Weltdame verstrickt ist, davon zu be¬
freien. Eine Liebelei ist die beste Medizin für die Liobe. Die
kleine Liebe soll die Wnden der großen Liebe heilen. Hier
trifft Theodor die Mitzi die, wie ihr vorstädtischer Kavaller be¬
hauptet, wie eine Oelfe tanzt, hier lernt Fritz Christina kennen.
Fritz errät sofort, was Christine fehlt. Und er sagt ihr tröstende
„Sie haben ihn eben viel zu gern gehabt. Das ist er nicht wert
gewesen.“ Und gleich im ersten Gespräch mit ihr meint er: „Man
darf nicht gleich die Ewigkeit verlangen. Irgendein ungeheures
Glück und den Himmel selber. Man muß auch mit einem kleigen¬
blauen Eckerl zufrieden sein.“ Um dieses Eckerl zu finden, ziehen
dann die beiden Paare, Fritz und Christine, Theodor und Mitzi,
ins Freie, um den Sonntagabend lustig zu beschließen.
In der ersten Fassung kam natürlich auch die dämonische
Froundin Fritzens vor Sehr bald zog aber der Dichter die acht
Bilder in kurze drei Akte zusammen. Lange aber hatte er immer
noch die Absicht, das Bild dieser Tanzschule gleichsam als
Prolog spielen zu lassen, bis er auch schließlich diese Absicht
fallen ließ.
Die Aufnahme am Burgtheater (9. Oktoder 1895) war
ein großer Erfolg, der aber nicht ohne Widerspruch bliek
Julius Bauer sagte vom Dichter, der damals noch nicht fest
entschlossen war, seine ärziliche Praxis ganz aufzugeben: „Er
läßt seine Patienten liegen und hebt die Gefallenen auf!" Bahr
war einigermaßen zurückhaltend im Lob, fand die Helden zu
unpersönlich und meinte von ihnen, es seien Menschen, die nichts
wollen und unbeweglich in ihren Zuständen drinsitzen wie
Chamäleons, die immer die Farbe ihrer Umgebung haben. Er
fand die Aufführung schlecht inszeniert und begeistert sich nur
Gewalt und Pracht der
„an der unbeschreiblichen Größe,
Speidel aber lobte von
Sandrock“ die die Christine spielte.
ganzem Herzen und schrieb, „solche herrliche Akzente der
Leidenschaft hat man auf der deutschen Bühne lange nicht ver¬
nommen“. Den Musikus Weyring sollte Baumeister spielen, dem
aber die Rolle nicht lag. In der Premiere spielte Sonnenthal
Christinens Vater, ohne aber das innere Wienerium der Figur
ganz auszuschöpfen. Eine vielbewunderte Meisterleistung bot
Mitterwurzer als fremder Herr, von dem freilich Bauer sagte,
er hätte noch niemals auf der Bühne so wenig zu sagen gehabt.
Kutscherg war Fritz, Karl v. Zeska gab den Theodor. Frau
F8111
FAr
zeichte t als mit a1
um Speidel dagte von ihr:
Die
Mital. 1s t Fraule in kailinas eults
In der Josefstadt spielt jetzt Hans
Thinig den fritz un Sehnitzlers
Sohn Heinrich den Theodorf. An mei¬
sten ergriff nich bei der Auffüh und
eine deste
die gewiss ausser nir ni
mand bemerkt hat. Zimal sass Heih¬
rich Schnitzler in einem Stuhl
#rsuzte die Zeine, hatte den Kopf
etwas nich links geseltund legte
den rechten Arm über die Rücken¬
lehne. ür wusste offenber Selbst
nicht, vie er denit eine- Lisb¬
Lingshiltung seines vaters nachahnt
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Seechean
Schnitzler dachte sich die „Liebelei“ zuerst als ein Volks¬
stück in acht Bildern. Das erste Bild spielte in einer Tanzschule
auf der Wieden, Herr Döselmeyer fenior ist der Besitzer, Herr
Döselmeyer junior der Tanzarrangeur, der streng darauf achtet,
daß nur „draußen auf der Stiegen“, nicht aber im Saal ge¬
raucht wird. Die Gesellschaft besteht aus lauter füßen Mädeln,
also aus jenen Mädeln, die in der Stadt geliebt und in der
Vorstadt gehefratet werden. Nebenbei bemerke ich nur, daß
Schnitzler, der den Begriff des süßen Mädels geschaffen und
unsterblich gemacht hat, nicht auch der Erfinder des Wortes war.
Das Wort selbst stammt von Ernst v. Wolzogen, der es zuerst
geprägt hat. In Döselmeyers Tanzschule also, wo junge Kommis
recht naiv und einfältig Lebewelt spielen, erscheinen auch Mitzi
und Christine, Noch eine dritte Freundin ist da, Lina, die in
den späteren Fassungen des Stücks mit Mitzi zu einer Figur
verschmolzen wurde. Christine ist blaß und leidend. Sie hat
eben eine unglückliche Liebe hinter sich. Ihr Freund war
Doktor, der geheiratet hat. Sie hat also schon Liebeserfahr#
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und Fritz ist nicht der erste. Diese Erfahrung und ##
Vorgänger hat der Dichter später klugerweise gestrichen. Für
die Christine der „Liebelei“ ist Fritz der erste und einzige.
Theodor und Fritz erscheinen, um sich einen lüstigen Sonntag¬
abend zu machen, abei eigentlich bringt Theodor seinen Freund
Fritz nur her, um ihn, der allzusehr in den Banden seiner
großen Liebe für eine Weltdame verstrickt ist, davon zu be¬
freien. Eine Liebelei ist die beste Medizin für die Liobe. Die
kleine Liebe soll die Wnden der großen Liebe heilen. Hier
trifft Theodor die Mitzi die, wie ihr vorstädtischer Kavaller be¬
hauptet, wie eine Oelfe tanzt, hier lernt Fritz Christina kennen.
Fritz errät sofort, was Christine fehlt. Und er sagt ihr tröstende
„Sie haben ihn eben viel zu gern gehabt. Das ist er nicht wert
gewesen.“ Und gleich im ersten Gespräch mit ihr meint er: „Man
darf nicht gleich die Ewigkeit verlangen. Irgendein ungeheures
Glück und den Himmel selber. Man muß auch mit einem kleigen¬
blauen Eckerl zufrieden sein.“ Um dieses Eckerl zu finden, ziehen
dann die beiden Paare, Fritz und Christine, Theodor und Mitzi,
ins Freie, um den Sonntagabend lustig zu beschließen.
In der ersten Fassung kam natürlich auch die dämonische
Froundin Fritzens vor Sehr bald zog aber der Dichter die acht
Bilder in kurze drei Akte zusammen. Lange aber hatte er immer
noch die Absicht, das Bild dieser Tanzschule gleichsam als
Prolog spielen zu lassen, bis er auch schließlich diese Absicht
fallen ließ.
Die Aufnahme am Burgtheater (9. Oktoder 1895) war
ein großer Erfolg, der aber nicht ohne Widerspruch bliek
Julius Bauer sagte vom Dichter, der damals noch nicht fest
entschlossen war, seine ärziliche Praxis ganz aufzugeben: „Er
läßt seine Patienten liegen und hebt die Gefallenen auf!" Bahr
war einigermaßen zurückhaltend im Lob, fand die Helden zu
unpersönlich und meinte von ihnen, es seien Menschen, die nichts
wollen und unbeweglich in ihren Zuständen drinsitzen wie
Chamäleons, die immer die Farbe ihrer Umgebung haben. Er
fand die Aufführung schlecht inszeniert und begeistert sich nur
Gewalt und Pracht der
„an der unbeschreiblichen Größe,
Speidel aber lobte von
Sandrock“ die die Christine spielte.
ganzem Herzen und schrieb, „solche herrliche Akzente der
Leidenschaft hat man auf der deutschen Bühne lange nicht ver¬
nommen“. Den Musikus Weyring sollte Baumeister spielen, dem
aber die Rolle nicht lag. In der Premiere spielte Sonnenthal
Christinens Vater, ohne aber das innere Wienerium der Figur
ganz auszuschöpfen. Eine vielbewunderte Meisterleistung bot
Mitterwurzer als fremder Herr, von dem freilich Bauer sagte,
er hätte noch niemals auf der Bühne so wenig zu sagen gehabt.
Kutscherg war Fritz, Karl v. Zeska gab den Theodor. Frau
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um Speidel dagte von ihr:
Die
Mital. 1s t Fraule in kailinas eults
In der Josefstadt spielt jetzt Hans
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Sohn Heinrich den Theodorf. An mei¬
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die gewiss ausser nir ni
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etwas nich links geseltund legte
den rechten Arm über die Rücken¬
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nicht, vie er denit eine- Lisb¬
Lingshiltung seines vaters nachahnt