II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1741

Liebelei
box 13/4
SSEHYER‘
Wien, I., wollzeile Nr. 1.
Teiefon R-23-0-43
WIENFR NTEDER
28
1933
Links: Luise Ollrich und Magca
Schneider in „Liebelei“, nach dem
gleichnämigen Stück von Arthur
Schnitzler.
I. Oesturr.
NIEIOBSERVER veneret. Kons.
Büro für Zeitungenachrieh br
WIEN I, WÖLLZEILE 11
Waarer Wutiestratt—
8
2 1. FEB. 193
925
Liebelei.
Schnitzler’s Schauspiel ist gleichzeitig im Thea¬
ter wie im Film zu schen. Die Gegenüberstellung der
beiden Kunstgattungen zeigt die Grenzlinien zwi¬
schen Theater- und Filmkungt. Das Filmwerk löst
die Schnitzler’sche Atmosphäre in eine geschickte
Bildfolge auf, die das Wien des Walzers und der
süßen Mädeln in anheimelnder Detailmalerei schil¬
dert. Die Schlittenfahrt des jungen Liebespaares
durch den verschneiten Wald zeigt das, was über¬
haupt der wesentlichste Reiz der Filmkenst ist, näm¬
lich: den Zauber einer Landschaft, das Glück junger
Liebe und ähnliche Stimmungswerte. Ein wunder¬
bares Bilderbuch der Lebensfreude wird vor dem
Zuschauer aufgeschlagen. Das Problem der Schnitz¬
ler’schen Dichtung voll und ganz auszuschöpfen,
liegt nicht im Rahmen der Filmkunst. Immerhin wird
die ideenreiche Regie Max Ophüls und die erstran¬
oige Darstellung der gewagten Aufgabe, den stoff¬
lichen Gehalt des Schauspiels gediegen zu gestalten,
vollauf gerecht. Wolfgang Liebeneiner ist von pak¬
kendster darstellerischer Intensität durchglüht; Luise
Ullrich entzückt mit ihrer urwienerischen Anmut.
Und die Szene, in der Willy Eichberger als Theo
gegen die Duellpflicht aufbegehrt und die Worte
„Jeder Schuß, der nicht in der Notwehr abgegeben
wird, ist Mord“ mannesmutig hervorschleudert,
stellt einen Höhepunkt dar, der schon um des pazi¬
fistischen Sinnes willen beachtenswert ist. Auch das
übrige Ensemble, Magda Schneider, Paul Hörbiger,
Olga Tschechowa, Gustav Gründgens gibt sein
Bestes.