II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1745

Liebelei
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I. Oesterr.
OBSERVER veneret, kons.
85
Büro für Zeitungsnachrichten
WIEN I, WOLLZEILE 17
313
Reichsport, Wian
2
28 FEB 1933
Neut Tonfilme.
„Liebelei.“
Nach dem gleichnamigen Bühnenstück von
Artur Schnitzler.
Nach langem wieder einmal ein Film, der sich neben
seinem literarischen Vorbild selbständig behaupten kann,
weil die Verfasser des Drehbuches — Hans Wilhelm
und Kurt Alexander — ebenso wie der Regisseur es
verstanden haben, die Bühnenhandlung ohne gewaltsame
Aenderungen ins Filmische zu übersetzen.
Daß hiebei aus der „Liebelei“ gewissermaßen eine
„Liebe“ wird, kommt der Transkription nur zustatten.
Max Ophüls erweist sich als ein handwerklich ganz vor¬
trefflich geschulter, wenn auch nicht sonderlich Neuem zu¬
strebender Regisseur, er weiß vielleicht mehr von richtiger
Bild- und Tonwirkung als mancher seiner, revolutto¬
nären“ Kollegen.
Die Reihe der Darsteller dieses Elitetonfilms
(Monopol für Oesterreich: Luxfilm) weist durchwegs
Namen von Rang und erprobtem Können auf: Paul
biger, Magda Schneider (als überaus
sympathische Verkörperung der Christine), Luise Ullrich
(eine echt wienerische Schlager=Mizzi in jeder Geste und
jedem Wort), Gustav Gründgens, Olga
Tschechowo, Willy
Eichberger.
Wolfgang
Liebeneiner und Paul Otto geben dem Film die
Note einer mehr als gediegenen, stellenweise sogar aus¬
gezeichnetm Leistung.
„OBSERVER
I. österr. behördl. konzessioniertes
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
WIEN, I., WOLLZEILE 11
TELEPHON R-23-0-43
Ausschnitt aus:
ede Zeilung, Wien.
27.F
vom:
Film
„Liebelei“
Der Film kommt um zwei Generationen zu spät. Es be¬
steht heuzutage nur geringe Duellierungsgefahr, und die
Sache mit den jungen Leutnants ist auch nicht mehr so
schlimm. Wir haben also verstaubte Tendenzen in neuzeit¬
licher Aufmachung vor uns. Schnitzler war auch damals —
als er zeitgemäße literarische Lanzen für und gegen brach —
nicht jedermanns Sache. Das alles hindert freilich nicht, daß
wir diesmal einem brillant gemachten Film gegenüberstehen.
Er behauptet sich sogar schauspielerisch, aber nur bis knapp
vor Schluß. Dann allerdings gibt es — interpretiert durch
Magda Schneider — einen von der Regie inspierierten
Monolog, den man nur mit dem eindeutigen Wort „Ver¬
sager" bezeichnen kann. Bis dorthin aber sei dem Film
hunderprozentge Qualität zugestanden.
g. f.
„OBSERVER'
I. österr. behördl. konzessioniertes
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
WIEN, I., WOLLZEILE 11
TELEPHON R-23-0-43
Auschnsnt, Mtetelsehriehten Wien
28 FER 1933
vom:
Eilmund Kino
„Liebelei“
Schnitzler vertonfilmen — das geht natürlich so
wie überhäupt nicht. Vielleicht den Grünen Kakadu“ oder
den „Medardus“ — aber „Liebelei“? Nein. Das ist un¬
möglich. Max Ophüls, ein kluger und auch geschmackvoller
Regisseur, hat sich immerhin ein an sich brauchbares Dreh¬
buch schreiben lassen (von Hans Wilhelm und Kurt Alexander)
und er selbst führt ausgezeichnet Regie; mitunter ist daher
sogar ein Hauch von jener Wiener=Atmosphäre vorhanden,
die um die Christine Weyring war.
Magda Schneider (bei der Premiere persönlich an¬
wesend, liebreizeid, schneesonnenverbrannt, persönlich viel¬
leicht noch vier scharmanter als auf der Leinwand) spielt die
Hauptrolle gewiß voll Wärme und Junigkeit, aber es ist
keine Wiener Christine. Die beiden Freunde Fritz und
Theodor (hier als Dragoneroffiziere) sind sehr unterschied¬
lich besetzt. Den Fritz gibt Wolfgang Liebeneiner mit
norddeutschem Akzent, liebenswert, ein wenig knabenhaft,
während Willy Eichberger als Theo eine richtige Wiener
Figur ist, wenn auch polemisch (!) ausgenützter Duell¬
gegner und Rebell gegen seinen Oberst. Luise Ullrich
als Schlager=Mitzi hat zweifellos Wiener Lust um sich,
aber die Schlager=Mitzi muß eben auch im Tonfilm anders
aussehen, wenn sie an ihr großes Vorbild erinnern soll.
Gründgens als „fremder Herr“ vorzüglich, Paul Här¬
biger als alter Weyring
der beste Mann im Feld.
Der Film ist, von prinzipiellen Einwänden abgesehen,
durchaus akzeptabel.
W—bauer.