II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1756

Liebelei
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Wresen, din w iche Danstrete varsielle erzasst uin
ihren künstlerischen Werdegang.
Meine künstlerische Laufbahn, die vom Film zum Theater
geführt hat, entbehrt eigentlich jeder Romantik. Ich muß vor
allem eingestehen, daß ich eine der wenigen Schauspielerinnen
bin, die nicht von zu Hause durchgegange sind, sondern mich mit
Erlaubnis meiner Eltern einem künstlerischen Beruf zugewendet
habe. Ich stamme auch weder aus fürstlichem, noch aus ganz
niedrigem Hause, sondern aus einer rein bürgerlichen Familie.
Mein Vater ist in Berlin Redakteur und hat nicht sehr viele
Beziehungen zur Kunst, empfindet besonders die Musik als ein
störendes Geräusch. Dafür bin ich von Seite meiner Mutter,
die in ihrer Jugend Sängerin war, künstlerisch schwer belastet
und habe daher von frühester Jugend auf davon geträumt,
einmal selbst eine große Opernsängerin zu werden. Dann hat
mich eines Tages der Film requiriert, und zwar wieder auf
ganz unromantischem Wege, indem mich ein Filmgewältiger
gesehen und für diese Kunst zumindest äußerlich geeignet be¬
funden hat. Es ist vielleicht ganz interessant, wenn ich erwähne,
daß der erste große Film, in dem ich vor das Publikum treten
durfte, die erste Fassung von Schnitzlers „Liebel=!“ war, die
seinerzeit noch als stummer Film von den Wiener Regisseuren
Kolm und Fleck inszeniert wurde.
Damals bin ich zum erstenmal nach Wien gekommen, da
eine Reihe von Aufnahmen für „Liebelei“ in dieser schönen
Stadt gemacht wurden. Ich habe dann noch in zwei weileren
Filmen mitgewirkt, die im Schönbrunner Atelier ausgenommen
wurden, von denen wieder einer ein Schnitzlersches Schauspiel
zum Vorwurf hatte, nämlich „Freiwild“. Damals bin ich
freilich wenig in Wien herumgekommen, da ich in Hietzing
wohnte und während der täglich von früh bis zum Abend
stattfindenden Aufnahmen nicht Zeit fand, Wien genauer
kennenzulernen.
Während
ich dann in Berlin beim Film und später
beim Tonfilm tätig war, erwachte immer wieder von neuem
in mir die Lust zum Theater, weshalb ich in Berlin Gesang¬
stunden nahm, und zwar bei der gleichen Lehrerin, die auch
Irene Eisinger ausgebildet hatte. Da ich nun merkwürdiger¬
weise im Tonfilm nicht Gelegenheit gehabt hatte, mich als
Sängerin zu betätigen, trat ich einmal versuchsweise in Berlin
als Ottilie im „Weißen Rößl“ auf und erzielte einen so großen
Erfolg, daß ich beschloß, die nächste Gelegenheit zu benutzen,
um einmal eine Rolle in einer Operette oder Revue zu kreieren.
Als mich daher Direktor Marischka einlud, in der nächsten
Stadttheaterrevue die Hauptvolle darzustellen, nahm ich diesen
Antrag mit Freuden an und fühle mich vorderhand, in eifrigster
Probenarbeit begriffen, ganz in meinem Element. Ich kann
endlich singen und tanzen nach Herzenslust und habe in meiner
Rolle, als eine Dorfbewohnerin, die ihre Erziehung in der
Stadt genossen hat und nun in ihre Heimat zurückkehrt,
Gelegenheit, mich einmal vollständig auszuleben. Ich bin auch
sehr glücklich, daß es Direktor Marischka ist, der meine ersten
Schritte auf der Bühne leitet. Man kann nicht genug
bewundern, wie er vom Morgen bis zum Abend auf der Probe
tätig ist, jedem der Darsteller etwas Wertvolles zu sagen hat,
von künstlerischen Einfällen übersprudelt, am Abend selbst eine
Rolle spielt und nach der Vorstellung auch noch für Proben oder
Konferenzen zur Verfügung steht. Ich fühle mich überhaupt
inmitten des Mar ischka- Ensembles
sehr vohl und werde sowohl von den
negisseuren und Autoren, wie auch
von den Kollegen gerade zu verwöhnt,
so dass mir, die ich ganz allein
in einer frenden Stadt bin, doch
ein Stück Heimat vorgetäuscht vird.
Ich freue mich nur auf eines: wenn
die Proben endlich zu Ende sein
werden, bin ich fest entschlossen,
das Wiener Leben einmal richtig
kennenzulernen. Dazu habe ich näm¬
lich weder seinerzeit während mei¬
ner Filmtätigkeit noch jetzt wäh¬
rend der Vorbereitungen zu meinem
er sten Viener Bühnendebüt Zeit
und Musse gehabt.