II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1764

Liebelei
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„Liebelei“ in der Alhambra.
(Eing.) Arthur Schnitzlers weltbekanntes Bühnenstück
Liebelei###verfumt worden. Mit einer ganz aus¬
gezeichneten Besetzung ist dem Regisseur Max Ophüls ein
Tonfilm gelungen, der ganz einfach als Meisterwerk be¬
zeichnet werden muß und der ab Dienstag in der
„Alhambra“ zur Aufführung gelangt Unter den
hauptsächlichsten Rolleninhabern figurieren: Paul Hör¬
biger, Gustav Gründgens, Magda Schneider, Luise Ullrich,
Olga Tschechowa, Willy Eichberger, Wolfgang Liebeneiner.
„Liebelei“ ist ein Film von ganz seltenem Bild= und
Stimmungszauber, seiner Première widmete die Presse
von Wien und Berlin ganz außergewöhnliche Kritiken.
(Siehe Inserat.)
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Büro für Zeitungsnachrichten
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Bäsler Kinotheater.
Schnitzlers „Liebelei“ im Film.
Der Film „Liebelei, der im Alhamtbra zu sehen
kann nicht mit dem Alltagsmaß gemessen werden.
steht außerhalb der Reihe, wenngleich er sich keinen
genblick Extravaganzen hingibt. Seine Vorzüge liegen
ch keineswegs darin, daß er sich Arthur Schnitzlers
eichnämiges Bühnenstück zum Vorwurf genommen hat;
e Erfahrung lehrt im Gegenteil, daß Romane schon
hr oft mit Glück, Schauspiele dagegen nur äußerst selten
it Erfolg verfilmt worden sind.
Was dieses Werk dagegen abhebt von so vielen andern,
s ist seine innere Haltung. Wien der Vorkriegszeit,
krunk, Uniformen — gewiß; aber nicht eine Verherr¬
hung jener Epoche kommt damit zum Ausdruck, sie
det mit Maß gehaltene, doch darum umso nachdrück¬
here Kritik. Die eindeutigste Probe: die Verab¬
heuung des Duells. Gerade im Augenblick, in dem der
nge Leutnant seine ihm kongruente Partnerin aus
ürgerkreisen gefunden hat, muß er sich mit einem
aron duellieren, mit dessen Gattin er sich vergessen,
I. Oesterr.
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Liebelei
Luitpold=Lichtspiele
Nach dem stimmungseignen Spiel des Meisters der
Oskalyd=Orgel, Musikdirektor Kissel, und einem origi¬
nellen Szöke=Szakall=Lustspielchen bildet dies ernste und
starke, in Stimmung und Spiel spannungs= und ge¬
schehnisreiche Filmdrama das Erlebnis des Programms.
Schon einmal wurde Schnitzlexs vielgespieltes
Schauspiel, diese Wiener Liebeskragödie junger Men¬
schen, stumm verfilmt. Aber Wilhelm und Alexanders
Tonfilm=Manuskript bedeutet einen erheblichen Fort¬
schritt in der Stoffbehandlung und in der Wahrung
des dichterischen Gehalts. Max Ophüis bewies hier sein!
Geschick und sein Gefühl für Atmosphäre. Er hat den

Stoff herb angefaßt, ohne billige Mätzchen und Tränen¬
drüsen=Effekte; hat ihn aufgelöst in seine reichen fil¬
mischen Einzelmöglichkeiten. Aus dem Dialog hat er
die Dichtung ins Bild umgesetzt und dabei die popu¬
läre Symphonie Wiens diskret mitspielen lassen.
Die Vorgeschichte des tragischen Liebesverhältnisses,
das zum verhängnisvollen Duell führt und bei Schnitz¬
ler in den Kulissen bleibt, ist mit besonders dramatischer
Spannung ausgebreitet und bietet einer Olga Tsche¬
chowa und vor allem dem intensiven Darsteller Gründ¬
gens Gelegenheit zu verhaltenem Leidenschaftsspiel
großen Stils.
Die Vollblutrolle der Christine wird durch Magda
Schneider verniedlicht. Sie hat gute Momente, läßt
aber das tragische Hauptgewicht auf ihren Partner
Liebeneiner hinübergleiten, der Seele hat und Feinheit
des Ausdrucks. Ausgezeichnet in seinem lebenslustigenk
Gegensatz das zweite Liebespaar Eichberger — Luise
Ulrich. Eine feine, verträumte Musikergestalt schafft
Hörbiger. In ihm lebt das Wien Schuberts. Ihn trifft
das Schicksal ins kindhaft lächelnde Herz.
nunmehr aber aus freien Stücken gebrochen hat. Sein] Max Ophüls amtete als gewandter, das Filmische
voll auswertender Regisseur. In Magda Schneider,
Freund, der Oberleutnant, hat mit allen Mitteln ver¬
äußerst sympathisch und verinnerlicht wie immer, Luise
sucht, diesen Wahnwitz zu hintertreiben, ist dabei jedoch
Ulrich, Olga Tschechowa, Wolfgang Liebeneiner, Willi
auf den starrköpfigen Widerstand ehrenkodexbehafteter
Eichberger und Gustaf Gründgens hat er seine wesent¬
Vorgesetzter gestoßen. Er erreicht bei ihnen nichts; wohl
lichsten Helfer, die dem Stück auch hinsichtlich der Dar¬
aber zwingen sie ihn, seine Offiziersstellung zu
stellung überdurchschnittlichen Wert geben.
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quittieren. Soviel nur von der Gesinnung, die sich hier,
in der Hauptsache das Verdienst des Dichters, eben
Schnitzlers, ausdrückt.
Die Aufmachung des Films tut das ihre aber über¬
dies. Nur die Vorbereitungen zum Duell erscheinen vor
unsern Augen, das Auffahren der schwarzen Droschken,

das Abschreiten der Distanz. Dann hört man den einzigen,
tödlichen Schuß, alles andere dagegen erlebt man als
Außenstehender. Und ganz ähnlich der Schluß, als sich
das kleine liebe Bürgermädchen durch den Tod von
seinem Schmerz befreit. Man sieht sie das Fenster auf¬
reißen, sieht die Menschen sich um den toten Körper
ansammeln; sonst nichts. Die eine oder andere Stelle
könnte man sich einfacher vorstellen. Beispielsweise
wirken die Schneelandschaften, gerade durch ihren einzig¬
artigen Reichtum, fast zu aufdringlich. Im übrigen ist
jedoch die Linie des guten Geschmacks kaum je über¬
schritten.