II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1765

Liebele
box 13/4
LSEGLET
Observer
Wien I, Wollzeile 11
Telephon R—23—0—43
Aus: Deutsche Nochenschau, Berlin, 35.5.1933
VLiebelei“
Atriun und Titania-Palast.
Diese neue Verfilmumg des nicht ganz stubenreinen schauspieles von
*
Scimitzler ist eine wienerische Sentamentelitäts-Angelegenheit. Die
Regie (Ophüls) betont diese Linie leider noch nehr. Von dem Hassen¬
aufgebot an Stars ist nur Luise Uirich und Paul Otto bemerkensvert.
Die anderen, auch Magda Schneider, bleiben Durchschnitt. Der unge¬
1 3: —
rechtfertigt starke Beifel1 bei der Vorpreniere erklart sich
aus der Zusammensetzung des Publikuns
Kog.
I. Oesterr.
slObserver seherel. kenz.

Büro für Zeitungsnachrichten
WIEN I, WOLLZEILE 11
12
2
Hamburger Premdenbiatt, Hamburs.
1.9
46 H
„Liebelei“
I. Oesterr.
Waterloo=Theater.
ObserVer Seherel. konz.
3s3
Der Reiz des Schauspiels „Liebelei“ von
Büro für Zeitungsnachrichten
Arthur Schnitzler, nach dem dieser Film unter
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der Regie von Max Ophüls gedreht wurde,
liegt in jener spielerischen und süßen Schwermut,
die in Vorkriegszeiten eine besonders gepflegte
Kölnische Volkszeftn
Domäne des österreichischen und zumal wieneri¬
schen Schrifttums war. Arthur Schnitzler konnte
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als ihr Meister gelten. Ein leichter, mit heiteren
K
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Farben gemalter Vordergrund und dahinter eine
Im Capito=Theater startete man die bekannte
kleine, stille und etwas müde Tragik. Die Gestalt
Offizierstragödie „Liebelei“ des verstorbenen
des süßen Mädels Christine, mit dem der junge
Wiener Dichters Arthur Schnitzler. Es ist wohl
Leutnant Fritz eine Liebelei anfängt, die traurig
das dritte Mal, daß man dieser Handlung eine
ausgeht, weil er für eine andere im Duell fällt
optische Gestalt gab auch der Tonfilm wollte auf
und weil die Liebelei für sie die große Liebe be¬
die immer noch wirksamen Gegensätze des Dramas
deutete — diese Gestalt ist für uns durch die Dar¬
nicht verzichten. Da ist der etwas leichtlebige
stellungskunst Käthe Dorschs so endgültig und so
Leutnant Fritz Lobheimer der es auf Anraten
wundervoll festgelegt daß jede andere Schau¬
eines Freundes für gut hält, seine heiklen Be¬
spielerin es schwer hat, den Vergleich auszu¬
ziehungen mit der verheirateten Baronin von
halten. Auch Magda Schneider, die im Film
Eggersdorf schleunigst zu liquidieren. Da ist fer¬
die Rolle der Christine spielt, ist bei weitem nicht
ner die hübsche Musikantentochter Christine Wei¬
Käthe Dorsch. Magda Schneider ist sehr reizend
ring, die den offizierlichen Lebemann durch ihre
in den Szenen einer stillen, glücklichen Verliebt¬
reine Liebe läutert. Das alles wäre in bester
heit, ihr gelingen vortrefflich innige Momente;
Ordnung geblieben, wenn nicht der impulsive
aber dem Ausdruck der Verzweiflung und des
Baron von Eggersdorf klare Belege für die da¬
Zusammenbruchs nach dem Tode des Geliebten
malige Untreue seiner Frau gefunden hätte. Er
ist sie weniger gewachsen. Da fehlt es ihr an
fordert den, der ihn zum Hahnrei machte, zum
elementarer Stärke. Im Uebrigen ist der Film
Zweikampf, und der Leutnant Fritz Lobheimer
sehr ernsthaft und gut gemacht, mit kluger Aus¬
darf nicht kneifen“. Also findet er im Duell den
Tod, seine Christine aber springt ins Dunkel. Wir
nutzung der reichen Möglichkeiten wechselnder
geben zu, daß das Drama, sofern man eine Dosis
Bilder, ohne der Gefahr das übliche Wiener
nicht zu vermeidender Theatralik in Kauf nimmt,
Film=Milieu auszuschlachten, anheimzufallen.
regiemäßig (Max Ophüls) wie darstellerisch
Davor bewahrte den Regisseur sein guter und
Gustaf Gründgens, Olga Tschechowa, Magda
sichere: Geschmack, der überall angenehm fühlbar
Schneider, Wolfgang Liebeneiner u. a.) mit über¬
wird. Das gleiche Maßhalten beherrscht auch
zeugendem Fleiß geformt wurde: wir verschwei¬
die Darstellung. Den jungen Leutnant spiklt
gen aber nicht unsre stofflichen Bedenken, zumal
Wolfgang Liebeneiner durchaus sympathisch;
das Kulturprogramm der neuen Zeit auch eine
seine Szene mit dem Vater Christinens den
Säuberung der filmischen Mentalität verspricht.
LRR
Paul Hörbiger mit großer Schlichtheit sehr
natürlich gab, war im stummen Spiel brillant.
Der einzige, der vornehme Haltung bis zur
Starrheit trieb, ist Gustaf Gründgens als
Baron Eggersdors. Als Gegensatz zu Christine
war Luise Ullrich als süßes Mädel von leich¬
terem und zugleich gröberem Schlag vorzüglich
am Platz. Der Güte der Regie und des Spiels
entsprach leider nicht die Klarheit der Ton¬
wiedergabe.
G.