II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1766

Liebelei
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I. Oesterr.
SialObservel benerel. konz.
Büro für Zeitungsnachrichten
WIEN I, WOLLZEILE 11
Se urder Kachrichten, Hamburg.
26. MRZ. 1933
„Liebelei.“
Waterloo=Theater.
Eine Großtat der modernen Technik: die Eisenbahn von
atinien nach Chile, die den Atlantischen mit dem Großen
verbindet und die Cordillere bis in die Schneehöhen über¬
t, durch wunderbare Landschaften fährt, leitet die Auf¬
ein; die Fox=Wochenschau läßt die Geschehnisse der
Gegenwart miterleben, die gewaltigen Feiern der natio¬
hebung in Potsdam und die Erdbebenverheerungen in
n. Dann versinkt das Heute, und die Vergangenheit ge¬
ben. Das alte kaiserliche Wien mit seinen lustigen
ts, seinem bei aller Wiener Leichtfertigkeit doch strengen
schaftsleben steigt auf in einem Drama, das vor mehr als
chenalter großen Erfolg errang und auf allen Theatern
rache schier unverwüstlich immer wieder gespielt wurde:
rsLiebelei.
h
Dag Stück heute noch auf der Bühne sehen kann?
Jedenfalls hat ihm der Film mit seinen aus dem Kulissenrahmen
befreite Nöglichkeiten frische Beweglichkeit gegeben und das
empfindsame kurze Liebesidyll des Leutnants Fritz Lobheimer mit
der Musikanten=Christel zu wirklichem Glück vor der Duellkata¬
strophe erblühen lassen. Die lange Schlittenfahrt der beiden
jungen Menschenkinder durch die dicht verschneiten Wälder um
Wien mit Frohsinn und Zärtlichkeiten strahlt lichte Freude und
Schönheit aus.
Der Gestaltung des Spiels geben tüchtige und namhafte Künst¬
ler ihre Kräfte. Den symvathischen alten Musiker Weiring, der
seinem Töchterlein alle Freiheit zu dem bißchen Lebens= und
Liebesfreude läßt, verkörpert Paul Hörbiger mit feiner Charak¬
terkunst, der Christine verleiht Magda Schneider zarte, schüch¬
terne Mädchenhaftigkeit, besonders weiß sie die Befangenheit bei
der Gesangsprobe, um die schon das unheilvolle Geschick sich wölkt,
überzeugend auszudrücken. Ihre Freundin Mizzi spielt Luise Ull¬
rich als unbekümmertes Leutnantsliebchen „fesch“ nach allen Rich¬
tungen Die beiden Leutnants erhalten von Willi Eichberger
und Wolfgana Liebeneier in Lust und Traaik einprägsame
Züge, während Gustav Gründgens den Baron Eggersdorf mehr
in der Maske eines geschmeidigen Hochstaplers als in der Wesens¬
art des eifersüchtig seine häusliche Ehre verteidigenden Aristokraten
Leben vor sich zu haben. Manchmal ist man enttäuscht, man hatte
darstellt. Zum Schluß konnten Willi Eichberger und Luise Ullrich
sich die Lieblinge des Publikums „so ganz anders vorgestellt".
in Person den rauschenden Beifall des Hauses entgegennehmen,
für den Eichberger mit einigen Worten dankte.
Nun, in unserem Falle begegnete man in Luise Ullrich einer
L. E.
frischen, reizvollen, jungen Schauspielerin, der man noch manche
Magda Schnider stellt sich heute — Sonntag — den
Besuchern des Wuterloo=Theaters persönlich vor.
gute Leistung zutraut. Und bestimmt werden wir sie bald wieder
in größeren Filmen sehen. Und dasselbe darf man freimütig
auch von Willi Eichberger bekennen. Luise Ullrich ist
Bei einem Täßchen Tee im Palast=Hotel hatte man Gelegen¬
übrigens von früheren Bühnen=Gastspielen bei den Hamburgern
heit, Luise Ullrich und Willi Eichberger persönlich kennen= keine Unbekannte mehr. Und wenn man gute Bekannte wieder¬
zulernen. Es ist oft reizvoll, die Künstler der Flimmerwand im trifft, hat man bekanntlich guten Grund, sich zu freuen.