II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1780

Liebelei
RR A
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„OBSERVER
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Obersteirische Volkszaki#ig, Lden
vom:
2 1. CKT. 1933
C
„Liebelei“.
Die Tragödie zweier Menschen nach Artur Schnitzlers Bühnenwerk.
Im Tonkino Donawitz.
Nach dem „Träumenden Mund“ habe ich nicht mehr so viel
Menschlichkeit, soviel Wahrheit des Lebens gesehen, als gestern
bei der Erstaufführung der „Liebelei“ von Artur Schnitzler. Was
noch nie der Fall war, in diesem Tonfilm wurde das Theater weit
überholt, da die Kulissen vor der lebenswahren Wirklichkeit zu¬
rückwichen und nur das Leben, der Herzenston eines Dichters,
Künstler als Menschen und Menschen als Künstler sprachen. Was
den Film so wertvoll macht, ist die Vornehmheit und Feinheit der
Anlage, die gedämpften Stimmungsakkorde, das Vermeiden grel¬
ler Effekte und Szenen, die auf der Leinwand unwirklich erschei¬
nen würden. So bleibt das Duell unsichtbar. Nur ein Schuß fällt,
das Ausbleiben des zweiten Schusses läßt die Ahnung über den
Ausgang des Zweikampfes zur Gewißheit werden. Auch der
Selbstmord Christls wird nur dezent angedeutet. Wie stimmungs¬
voll ist andererseits die Schlittenfahrt der beiden Liebenden durch
den verschneiten Wienerwald. Wunderbar die Symbolik am Aus¬
klange der Schicksalstragödie, da wieder der winterliche Wiener¬
wald erscheint und das Versprechen ewiger Liebe durch seine
Bäume rauscht. Daneben bietet die erstklassige Regie stilvolle Bil¬
der von Reiterübungen, Opernaufführungen, prunkvollem und be¬
scheidenem Milieu. Die begleitende Musik untermalt wirkungsvoll
die Stimmung der Handlung. Den Höhepunkt bildet aber die Dar¬
stellung, deren Größe in der Einfachheit und Menschlichkeit höchste
Bewunderung erzwingt. Mit welcher Innigkeit und Poesie gab
Magda Schneider, sonst der Schalk in den Lustspielen, die stille
Christl im Frühling der Liebe, auf den der Reif gefallen. Unaus¬
löschlich der ergreifende Eindruck vor dem letzten Gang. Prachtvoll
Luise Ulrich als Gegenstück in der leichteren Lebensauffassung,
pickant Olga Tschechowa als Ursache des Konfliktes. Willi Eich¬
berger zeichnete den Oberleutnant Theo mit gewinnender Herz¬
lichkeit, Wolfgang Liebeneiner den unglücklichen Fritz ernsthaft und
schicksalergeben, zwei Leistungen, die sich wunderbar ergänzten. Ein¬
zig wieder Paul Hörbiger, der den leidgetroffenen Vater mit tie¬
fem Gefühl wiedergab. Eiseskälte übertrug Gründgens als betro¬
gener Ehegatte. Paul Otto und die übrigen Darsteller bis zur
kleinsten Rolle fügten sich meisterhaft in den Rahmen der Hand¬
lung. So erschüttert ging wohl selten ein Publikum aus dem
Hause.
S. Sp.