II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1869

Liebe

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„OBSERVER
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WIEN, I., WOLLZELLE 11.
TELEPHON R-23-0-43
Ausschnitt aus:
6 Uhr Blat, Gial
vom:
30. UA) 1933
THEATERUndKUNST
Österreichischer Abend.
Gäste vom Burgtheater und Deutschen Volkstheater.
Aprik 1911 hät das Hofburgtheater mit gleichem
Programm in Graz gastiert. Claudio war Korff,
die Geliebte Medelsky, der Tod Heine. Auch in der
Liebelei“ spielte Korff den Lobheimer, Medelsky
war die Christine. Die lustige Mitzi Schlager gab
Kamilla Gerzhofer.
In den mehr als zwei Dezennien seither hat die
Welt ein anderes Gesicht bekommen. Hofmannsthal
und Schnitzler sind tot, ebenso die alte Monarchie
und das Wien der Vorkriegszeit, dessen repräsen¬
tativste Dichter sie waren.
Am Kalksburger Friedhof bei Rodaun liegt nun
schon das vierte Jahr Hugo von Hofmannsthal.
Im Drittordenskleid des hl. Franziskus wollte er
begraben werden. „Der Tor und der Tod“ schrieb
er als Achtzehnjähriger. Bezaubernde Musik der
Worte und Verse. Wie ein zur Szene gewordenes
Nokturno Chopins. Der Tod als Summe des Le¬
bens, dessen rückschauendes Gericht er ist. Wie später
in seinem berühmten „Jedermann“. Noch nicht der
Tod im christlichen Ewigkeitsgedanken, obschon auch
Claudio in seinen letzten Stunden eines elfen¬
heinernen Kruzifixes gedenkt. „Wirf dies ererbte
Graun' von dir! — Ich bin nicht schauerlich, bin
kein Gerippe — Aus des Dionysos, der Venus
Sippe, — Ein großer Gott der Seele steht vor
dir!“ Ein Kreis von Literaten kam damals, wie
Salten erzählt, immer Sonntag vormittag bei
Schnitzler zusammen. Regelmäßig erklärte Hof¬
mannsthal: „Aber erst geh ich zur Mess“. Be¬
geistert sprach er von der Liturgie der Messe und
der Sakramente, von der magischen Schönheit der
katholischen Kirche.
Die berühmten Verse, die Hofmannsthal als
Loris für Schnitzlers „Anatol“ schrieb: „Früh¬
gereift und zart und traurig, — Die Komödie
unsrer Seele, — Unsres Fühlens Heut und Gestern“.
fussen auch den Stimmungsgehalt dieses Einakters.
Ein Tor war dieser lebensmüde Claudio, der sich
sträubt, dem geigenden Tod in die dunkle Grabes¬
ruhe zu folgen. Er hätte noch gar nicht wirklich
gelebt. Und war doch so reich. Hatte eine liebende
Mutter, ein für ihn nur lebendes Mädchen, de¬
er treulos verließ, einen wahren Freund, den ###
verkannte, bis dieser ihn haßte. So hat er selbst
sein Leben vertan und nichts mehr vom Tod zu
fordern. Aslan sprach mit seelenvoller Ergriffen¬
heit die klangschönen Verse, spielte mit starkem
Empfinden das Grauen, die Reue, die Ergebung.
Voll düsterer Macht war Siegerts bleicher
hoheitsvoller Tod, Mayen ein sanftes Mädchen¬
bild, Gutmann die liebe, treue Mutter, Rei¬
mers der ernste anklagende Freund.
Melancholiker wie Hofmannsthal war auch
Schnitzler, aber ohne dessen vom Christentum ge¬
läuterte Tiefe. Schnitzler kultivierte die Schwer¬
mut des Genießers. Zum Mysterium des Todes
hat er die Optik des Skeptikers und Fatalisten.
Mit „Liebelei“ und einigen Einaktern wird er
wohl dauernd im Spielplan der deutschen und
österreichischen Bühnen sich behaupten. Christine,
das ganz in ihrer Liebe aufgehende treuherzigo
stille Wiener Mädel wurde von Frl. Mayen mit
ergreifender Innigkeit gespielt. Dvollig kontra¬
stierte mit ihr die fesche lustige, Liebe und Leben
auf die leichte Achsel nehmende Mitzi des Fräulein
Seidler, als Fritz wurde der junge Reimers
in Graz sympathisch begrüßt, den Theodor gab
Huber mit trockenem Humor, stärkste Wirkung
hatte Aslan in der kurzen Szene des seine
Ehre rächenden Gatten, Marie Gutmann als
bissig=boshafte Strumpfwirkerin, Lessen als
lieber alter Weiring fanden ebenfalls starken Bei¬
fall, an dem auch Mittersteiner als Kam¬
merdiener in „Tor und Ted“ und sein Töchterchen
als Lina in „Liebelei“ verdienten Anteil hatten.
S.