5.
Liebelei
box 13/5
Wr. Allgemeine Zeitung, Wien
17.AUG. 1388
VIschler Bilderbogen
Ischl, Anfang August 1933.
Man hätte das nicht für möglich ge¬
Alten. Die letzte Juliwoche war eine ein¬
es gab
age lange Hitzperiode gewesen:
blauen, strahlenden Himmel und das herr¬
kichste Badewetter, das man sich denken kann.
Nur schwer konnten sich die seit Monaten an
den lieben Ischler Dauerregen gewöhnten
Sommerfrischler zurechtfinden. Dann kams
wieder eine kurze Schnürlregenperiode und
jetzt ist seit Tagen wieder richtiger Hochsom¬
mer. Kein Wunder, daß ein Run auf Strobl
eingesetzt hat... Alles ist wieder da und nichts
hat sich verändert. Nur daß man diesmal am
31. Juli nicht wie im vergangenen Jahr mit
Spannung am Radio auf die deutschen Wahl¬
ergebnisse zu warten brauchte.
Trotzdem für die kommende Theaterspiel¬
zeit im großen und ganzen Deutschland aus¬
geschaltet ist, wird in Ischl genau so fieberhaft
gearbeitet wie in jedem anderen Jahr. Wäh¬
rend bisher die Autoren ihr Hauptaugenmerk
auf die Berliner Uraufführung ihrer Werke
gerichtet hatten, konzentriert sich jetzt das In¬
teresse besonders auf London, Paris, Kopen¬
hagen und die anderen europäischen Zentren.
Natürlich ist auch eine Wiener Premiere wieder
hoch im Kurs gestiegen. Wie gesagt: alles ist
wieder da. Mittags tagt auf der Esplanade
die obligate Börse der Komponisten, Autoren,
Librettisten, Verleger. Beda erzählt dabei von
seiner Entdeckung, einem jungen 22jährigen
Komponisten, Josef Beer, mit dem er eben
eine große Operette „Prinz von Schiras“ be¬
endet hat und die im September in Zürich
zur Uraufführung kommt. „Der neue Abea¬
ham“ wie ihn Beda nennt, war Schüler am
Wiener Konservatorium des Prof. Marx und
bisher kleine Illustrationsmusiken ge¬
hat
schrieben.
Der Briefträger erscheint und bringt ein
Telegramm für Grünwald. In einer Minute
weiß jeder: „Ball im Savoy“ kommt im Ok¬
tober in New=York mit der berühmten Film¬
schauspielerin Jeanette Mac Donald heraus!
Zum erstenmal ist diesmal auch Paul
Abraham in Ischl. „Pali“ arbeitet mit Voll¬
dampf an zwei neuen Stücken: an einer rich¬
tigen großen Operette, die den Titel „Djai¬
nah“ haben wird und an einer musikalischen
Komödie mit dem Titel „Märchen im Grand¬
hotel“ (nach Savoir von Grünwald), die zu
Weihnachten nunmehr endgültig im Theater
in der Josefstadt herauskommt.
Der große Tag Ischls war die Ankunft
Hubert Marischkas der mit seiner Gattis auf
einen kleinen Sprung aus Velden kam. Zu
Ehren „Hubsis“ gab der Bekleger Robinson in
seinem entzückenden Landhaus in Aschau bei
Ischl einen großen Rout, an dem alles teil¬
nahm, was an Prominenz im Salzkammergut
zu Hause ist. Marischka verbrachte seinen
Ischler Aufenthalt damit, daß er mit Jean
Gilbert und Brammer die letzten Einzelheiten
der „Dame mit dem Regenbogen“ besprach.
Man sah die drei dauernd beisammen und
hörte auch einige Lieder aus dem neuen Stück,
darunter ein besonders einprägsames: „Häng
dich ein, mein Junge“.
*
Sprößlinge des Komponisten sind aber auch
das Bezauberndste, das man sich denken kann.
Karli, der „Aeltere, kennt mit seinen dreiein¬
halb Jahren bereits sämtliche Automarken, die
es nur gibt. Wer es nicht glaubt, wird sofort
eines Besseren belehrt: „Was für einen Wa¬
gen hat Onkek Grünwald?“ ... „Einen Mi¬
nerva##..“
Liebelei
box 13/5
Wr. Allgemeine Zeitung, Wien
17.AUG. 1388
VIschler Bilderbogen
Ischl, Anfang August 1933.
Man hätte das nicht für möglich ge¬
Alten. Die letzte Juliwoche war eine ein¬
es gab
age lange Hitzperiode gewesen:
blauen, strahlenden Himmel und das herr¬
kichste Badewetter, das man sich denken kann.
Nur schwer konnten sich die seit Monaten an
den lieben Ischler Dauerregen gewöhnten
Sommerfrischler zurechtfinden. Dann kams
wieder eine kurze Schnürlregenperiode und
jetzt ist seit Tagen wieder richtiger Hochsom¬
mer. Kein Wunder, daß ein Run auf Strobl
eingesetzt hat... Alles ist wieder da und nichts
hat sich verändert. Nur daß man diesmal am
31. Juli nicht wie im vergangenen Jahr mit
Spannung am Radio auf die deutschen Wahl¬
ergebnisse zu warten brauchte.
Trotzdem für die kommende Theaterspiel¬
zeit im großen und ganzen Deutschland aus¬
geschaltet ist, wird in Ischl genau so fieberhaft
gearbeitet wie in jedem anderen Jahr. Wäh¬
rend bisher die Autoren ihr Hauptaugenmerk
auf die Berliner Uraufführung ihrer Werke
gerichtet hatten, konzentriert sich jetzt das In¬
teresse besonders auf London, Paris, Kopen¬
hagen und die anderen europäischen Zentren.
Natürlich ist auch eine Wiener Premiere wieder
hoch im Kurs gestiegen. Wie gesagt: alles ist
wieder da. Mittags tagt auf der Esplanade
die obligate Börse der Komponisten, Autoren,
Librettisten, Verleger. Beda erzählt dabei von
seiner Entdeckung, einem jungen 22jährigen
Komponisten, Josef Beer, mit dem er eben
eine große Operette „Prinz von Schiras“ be¬
endet hat und die im September in Zürich
zur Uraufführung kommt. „Der neue Abea¬
ham“ wie ihn Beda nennt, war Schüler am
Wiener Konservatorium des Prof. Marx und
bisher kleine Illustrationsmusiken ge¬
hat
schrieben.
Der Briefträger erscheint und bringt ein
Telegramm für Grünwald. In einer Minute
weiß jeder: „Ball im Savoy“ kommt im Ok¬
tober in New=York mit der berühmten Film¬
schauspielerin Jeanette Mac Donald heraus!
Zum erstenmal ist diesmal auch Paul
Abraham in Ischl. „Pali“ arbeitet mit Voll¬
dampf an zwei neuen Stücken: an einer rich¬
tigen großen Operette, die den Titel „Djai¬
nah“ haben wird und an einer musikalischen
Komödie mit dem Titel „Märchen im Grand¬
hotel“ (nach Savoir von Grünwald), die zu
Weihnachten nunmehr endgültig im Theater
in der Josefstadt herauskommt.
Der große Tag Ischls war die Ankunft
Hubert Marischkas der mit seiner Gattis auf
einen kleinen Sprung aus Velden kam. Zu
Ehren „Hubsis“ gab der Bekleger Robinson in
seinem entzückenden Landhaus in Aschau bei
Ischl einen großen Rout, an dem alles teil¬
nahm, was an Prominenz im Salzkammergut
zu Hause ist. Marischka verbrachte seinen
Ischler Aufenthalt damit, daß er mit Jean
Gilbert und Brammer die letzten Einzelheiten
der „Dame mit dem Regenbogen“ besprach.
Man sah die drei dauernd beisammen und
hörte auch einige Lieder aus dem neuen Stück,
darunter ein besonders einprägsames: „Häng
dich ein, mein Junge“.
*
Sprößlinge des Komponisten sind aber auch
das Bezauberndste, das man sich denken kann.
Karli, der „Aeltere, kennt mit seinen dreiein¬
halb Jahren bereits sämtliche Automarken, die
es nur gibt. Wer es nicht glaubt, wird sofort
eines Besseren belehrt: „Was für einen Wa¬
gen hat Onkek Grünwald?“ ... „Einen Mi¬
nerva##..“