II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1904

Liebelei
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dass Schnitzler einer der mutigsten Vorkämpfer des Realismus rar
und dass er nie müde wurde, diese Velt aufzuzeigen die als Arzt
er täglich vor Augen hatte, diese Pandorabüchse von brutaler
Sexualität, Geschlechtenkrankheiten und anderem Elend, welches
unter dem Deckmantel Schwärnerei segelt - so kommt einen der Ein¬
fall ihn romantisch auszunützen, ebenso schwachsinnig vor, als
wollte man Rückenmarkstarre verzuckern.
Aber ist die Idee schlecht, so ist sie wenigstens auch
ebenso ausgeführt. Oscar Straus, der doch in VEine Frau, die weiss
was sie vill, Iselbst schien, etwas zu wissen und zu wollen, hat
bestimmt ein Dutzend von seinen ältesten Notänkentwürfen in den
Text gestreut und nach vaude ville Art beginnend die Personen
mitten in kleinen netten und vernünftigen Zwiegesprächen sich
gegenseitig schmachtende Schlager auf einen Abstand von zwei
Eilen ins Gesicht zu schreien.
Die Melodien waren, wie man sagt, lin die Ohren fallendl
was ja auch gerne bedeutet, dass sie schne11 wieder aus den Ch. n
fallen. An Besten virkten die Wiener Töne einer Szene eines
Pratergasthausgartens und eben wei1 sie mit im Tanz begründet
waren. Der grösste Effekt des Abends var einer der ersten Auf¬
tritte und von da ab wurde jeder Auftritt matter und Langweiliger.
Es gab da grosse tote Partien. Die Inszenierung war ebenso schlecht.
Nicht bloss die Männerkos tüme mit den weiten Hlosen und den qua¬
dratischen Rockrücken varen bar jeden Stils, aber die Bühnen¬
arrangements wirkten gegeneinander und erschwerten dadurch die
Fühlungnahme zwischen gänger und Orchester. Die Instruktionen
waren manchmal direkt komisch. VAltmodischl. Beim Vort VAuf! wird