II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1967

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„OBSERVER'
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WIEN, I., WOLLZEILE 11
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Ausschnitt aus:
Kölnische Volksreitung
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10. 0KT.
Buch u. Bücherei im Aufbruch des Volkstums
Der 21. Kursus für Leiter und Milarbeiter in den Büchereien des Borromänsvereins
Im Borromäushaus in Bonn begann gestern vor= land in Hermann Erich Busse. Neben dem Bekennt¬
mittag unter starker Beteiligung von Geistlichen und
nis zum Stammlichen steht das Bekenntnis zu Ehe
Laien, die in der Arbeit des katholischen Volksbüche¬
und Familie. Wie hebt sich etwa Schuitzlers
reiwesens der Borromäusvereine in Stadt
Liebelei gegenüber das Bild einer guten Ehe in
und Land stehen, der 21. Lehrgang für Leiter
Dörfkers Roman „Um das kommende Geschlecht" und
und Mitarbeiter. Er steht unter der leitenden
das ernste Verantwortungsbewußtsein in Carossas
Idee „Buch und Bücherei im Aufbruch des
„Arzt Gion“ ab! Und nicht nur die Dichter sprechen
Volkstums“. Direktor Johannes Braun er¬
dieses Ja aus, sondern auch die Denker.
öffnete die Tagung mit der Feststellung, daß die leb¬
Nur auf einer solchen Grundlage wird sich die
hafte Anteilnahme die Notwendigkeit der Veranstal¬
deutsche Zukunft aufbauen können. Die verschiedenen
tung beweise. Aus fast allen Diözesen seien Ver¬
falschen Haltungen dem Krieg gegenüber, die sich
treter erschienen. Sogar aus Luxemburg, Elsa߬
während und nach dem Kriege in einer pathetischen
Lothringen und Eupen=Malmedy sind Teilnehmer
Verhüllung des Grauens, in einer besinnungslosen
nach Bonn gekommen. Die Tatsache, daß so viele aus
Ablehnung und in einer rein sachlichen Darstellung
weiter Ferne und unter großen Opfern den Weg
geäußert haben, werden durch eine tiefere Auswer¬
ins Vaterhaus der großen Borromäusfamilie gefun¬
tung dieses Grunderlebnisses abgelöst. Man erkennt,
den hätten, sei ein Anlaß zu neuem Mut und Ver¬
daß die alten Lebensformen eines bürgerlichen Le¬
trauen.
bens endgültig zerbrochen sind. Eine neue Jugend
Den ersten Vortrag hielt Privatdozent Dr. Hein¬
formte sich mit den Männern, die den Krieg erlebt
rich Lützeler über das Thema „Der Umbruch
haben. Ein neuer Freiheitsbegriff, der aus
der Zeit“. In den letzten 20 Jahren, so führte er
Verantwortung leht und Bindungen anerkennt,
aus, ist der deutsche Mensch schicksalhaft der Mens
ringt sich durch. Der menschliche Grundbegriff der
in der Unruhe gewesen. Friedlosigkeit, Unsicher¬
Asrese wird als Bändigung zur Steigerung der
heit, Arbeitslosigkeit waren die äußeren Zeichen des
Leistung neu erfahren. Nur durch Bindung ist wahre
Sturms der Weltgeschichte, den er erlebte. Der Krieg
Freiheit zu erwerben. Es ist allgemeine Ueberzeu¬
ist weithin nicht Anlaß zur Besinnung gewesen, son¬
gung geworden, daß Kameradschaft
zwischen
dern Anfang zu weiterer Auflösung. Im katholischen
Männer und Jünglingen neben der Liebe zwischen
Deutschland ist immer hellsichtiger Widerspruch gegen
Mann und Weib stehen muß.
den wachsenden Verfall laut geworden. Trotzdem ist
Ein drittes muß hinzukommen: Die Beziehung
es soweit gekommen, daß das heutige Europa sich vor
zu Gott. Jedes Volk kann aus seiner eigenen Art
das Nichts gestellt sieht. Im Denken der Völker ist
die Beziehung zu Gott finden. Eine volksbezogene
nichts mehr von einem Glauben an Gott oder Götter
Religiösität tut not, die Erfüllung des Deutschen am
zu spüren. In ratloser Trauer stehen die Menschen
katholischen Grundpunkt. Das Katholische ist nicht
da, wie es sich etwa in Jakob Wassermanns Roman
eine Bereicherung des Nationalen, sondern eine
Etzel Andergast zeigt. Er hat das Wissen um diese
[Notwendigkeit zur Reifung des Vol¬
Tatsache, aber nicht das Heilmittel. In Bernard
kes. Es kommt darauf an, daß das Volk sein Eben¬
Shaws „Zu wahr um schön zu sein“ zeigi sich das
bild in Gott entdeckt, wie Dante zuletzt sich selbst in
Europa vor dem Nichts im Gelächter eines fratzen¬
Gott erblickt. Welch große Aufgaben und Möglich¬
haften und relativistischen Zeitbildes.
keiten für den katholischen Menschen in dieser Ent¬
Was haben wir gegen das erschütterte Europa zu
wicklung liegen, das lehrt die Geschichte, wo immer
setzen? Die Heilkräfte kommen von den ver=wieder Deutschland sich selbst gestaltet in der Begeg¬
schiedensten Menschen und aus den verschiedensten
nung mit dem Katholizismus. Ein Grünewald ein
Sachgebieten und sie schließen sich, was sehr wesent¬
Lochner, ein Riemenschneider sind in ihrer Kunst
lich ist, schon zum Bilde des deutschen Menschen der
deutsch und katholisch. Hermann Platz drückte es in
Zukunft zusammen. Das radikale Fragen eines Karl
seinem Buche „Rhein und Abendland“ einmal fol¬
Borromäus Heinrich, der den Krieg als die Folge
gendermaßen aus: „Deutsch sein, ist unsere
der Gottlosigkeit erkannte, und eines Franz Herwig,
innerste Art, Christ sein, unsere beste
der das soziale Mißverhältnis der modernen Gesell¬
Kraft.“
schaft durchschaute, weisen die Wege. Wichtiger aber
Wie kommt es, daß die Katholiken, die die Ent¬
ist die Gestaltung, das Werk des Menschen, der allein
wicklung erkannten, nicht Träger der staatsschöpfe¬
die Zeit verwandeln kann. Aus dem katholischen Be¬
rischen Tat geworden sind? Es ist nicht nur Zufall
reich stammen die Dichter des Volkstums: Leo
und Verhängnis, sondern auch eine gewisse Schuld.
Weismantel und Peter Dörfler, der im Bauern
Wir haben gewußt, aber nicht gewagt. Die Entwick¬
wieder eine Urgestalt des Menschen erkannte. Volk,
lung hat gezeigt, daß ein Glauben auch heute noch
Stamm und Geschlecht wurden wieder hohe
Berge versetzen kann. Der Sieg der Zukunft kann
führende Worte. Mannigfache Bilder der deutschen
nur dem gehören, der den größeren Glauben hat.
Stämme treten in Erscheinung: Die Rhön bei Weis¬
mantel, Schmaben bei Dörfler, die rheinische Art bei
Starker Beifall zeigten dem Redner die dankbarc
Steguweit, Ostpreußen in Ernst Wiechert, Süddeutsch= Zustimmung der Hörer.