5
Liebelei
box 13/7
ne e e den en sch. au 1.
Von Bor...
General der Infanterie.
ylinderöl, Vaselin, Vaselinöl, durch die Kreischefs erhältlich.
W A
die Luft war voll von Duft und Gesang. Auch die
klar vor seinem geistigen Auge: Das ärmliche
nen wurde, dafür kann ich nicht,
Gefühle, die in den Herzen von Wlas und Galja
Häuschen des Vaters, das einsam am Ausgang des
es Vorwurfs kann auf mich fallen.
bisher schlummerten, wachten auf und brachen her¬
Dorfes stand und im Winter bis zum Schornstein
ing wurde übergeben, und, nach
vor wie ein reißender Strom. Sie trafen einander
im Schnee begraben lag. Die ersten Abendgesell¬
nen Verstand bin ich überzeugt,
und vergingen vor trunkener Wonne, immer und
schaften nach seiner Rückkehr vom Militär, dort
on gestern und vorgestern darauf
immer wieder Liebkosungen und Lust von einander
auch die erste Begegnung mit Galja, der Nachbars¬
Das heißt, von mir läuft alles
fordernd.
tochter, die er, als er zu den Soldaten kam, als klei¬
Gans das Wasser, ich kann nichts
Ja, er erinnert sich wohl, wie sie später beide
nes Mädchen verlassen hatte und die jetzt schöner
jeer, und als er zu seinem Schluß
weinten, besonders Galja, während er sie zu be¬
und voller war als alle Mädchen im Dorfe. Dann
eruhigte er sich gänzlich und dankte
ruhigen versuchte. Sie veränderte sich danach gänz¬
seine täglichen Begegnungen mit ihr, die stummen
geheiligten Willen, daß ihm allein
lich. Finster, mit verweinten Augen begann sie
bedanken aller seiner Knechte be= und doch so viel sagenden und versprechenden Blicke.
sich von den Leuten fernzuhalten, ging selten auf die
Damals war sein einziger Wunsch und Gedanke,
Straße und dann nur in einem großen Tuch mit
ihr näher zu kommen, ihre Aufmerksamkeit, ihr
über dem Leib zusammengesteckten Zipfeln. Für
Lächeln, ihre freundliche Stimmung zu erwecken.
ihn selbst unmerklich, wurde er allmählich kühler
Dann der Festtag der Burschen und Mädchen, der
ihr gegenüber, und das brachte sie begreiflicher¬
Tag des heiligen Prokropius, wo sie die ganze
Nacht tollten und tanzten, bis es ihm gegen weise gänzlich herunter. Sie magerte immer mohr
ab, sie wurde abgezehrt und ihm zumidet und er
Morgen glückte, mit Galja allein nach Hause zu
begann, den Begegnungen mit ihr aus dem Wege
gehen. Wie er damals beim Abschiednehmen ihre
zu gehen.
Hand in der seinen hielt — sie zog sie nicht zurück,
(Schluß folgt.)
seinen ganzen Körper durchströmte es heiß, und
kaum fand er die Kraft zu flüstern: „Galja, ich
liebe dich, liebst du mich auch?“ Und ohne die
Kunst und Wissenschaft.
Augen aufzuschlagen, ohne ihre Hand zurückzu¬
ziehen, hauchte sie kaum hörbar: „Ja!“ Er zog sie
—
ann aber, als
an sich und küßte sie behutsam.
Z#
Deutsches Theater.
ob sie durch den ersten Kuß Mr gefaßt hätten,
„Tiebelel“. Schauspiel von Arthur S'chnigler.
fanden sich ihre Lippen in einem lungen, bebenden
Nur ein par Tals eines Walzers werden
Kuß, und ohne Widerstand gaben sie sich der ersten
erster dieser drei Akte auf der Bühne ver¬
alles besiegenden Kraft der Liebe hin. Der Vater
rehmbar, und doch wiegt sich das Herz des Zu¬
freilich wollte ihn mit einem anderen Mädchen ver¬
heiraten, das er nicht liebte, denn die Mutter sei shhauers den ganzen Abend über unwillkürlich im
alt und könne nicht mehr arbeiten. Galja aber Dreiviertelschritt. Die ausgelassene Heiterkeit und
die verhaltene Sentimentalität, die hingegebene
war noch zu jung, sie zählte erst fünfzehn Jahre.
Im Streit mit dem Vater um seine Jung= Lebensfreude und die nachdenkliche Schwärmerei
des Wiener Walzers — sie sind in diesem hol¬
gesellenfreiheit und unter bewegten Begegnungen
desten Werk eines ganz großen Dichters lebendig.
mit dem geliebten Mädchen gingen die langen,
Schnitzler hat nichts geschaffen, was mehr
öden Wintermonate unvermerkt rasch dahin, und
Wienerisch scheint wie seine „Liebelei“
es kam der zeitige kleinrussische Frühling. Die
aber auch nichts, was so allgemein menschlich
schlummernde Natur erwachte wieder. Lustig mur¬
ist. Das Volkslied von der alten Geschichte, die
melte das Bächlein, die warmen, geraden Strahlen
ewig neu bleibt, ist wieder einmal dramatisch
der Frühlingssonne verbreiteten allenthalben ihre
owunderwirlende Kraft. Alles grünte und blühte, gestaltet, aber auf einer Geige, die von solcher
Liebelei
box 13/7
ne e e den en sch. au 1.
Von Bor...
General der Infanterie.
ylinderöl, Vaselin, Vaselinöl, durch die Kreischefs erhältlich.
W A
die Luft war voll von Duft und Gesang. Auch die
klar vor seinem geistigen Auge: Das ärmliche
nen wurde, dafür kann ich nicht,
Gefühle, die in den Herzen von Wlas und Galja
Häuschen des Vaters, das einsam am Ausgang des
es Vorwurfs kann auf mich fallen.
bisher schlummerten, wachten auf und brachen her¬
Dorfes stand und im Winter bis zum Schornstein
ing wurde übergeben, und, nach
vor wie ein reißender Strom. Sie trafen einander
im Schnee begraben lag. Die ersten Abendgesell¬
nen Verstand bin ich überzeugt,
und vergingen vor trunkener Wonne, immer und
schaften nach seiner Rückkehr vom Militär, dort
on gestern und vorgestern darauf
immer wieder Liebkosungen und Lust von einander
auch die erste Begegnung mit Galja, der Nachbars¬
Das heißt, von mir läuft alles
fordernd.
tochter, die er, als er zu den Soldaten kam, als klei¬
Gans das Wasser, ich kann nichts
Ja, er erinnert sich wohl, wie sie später beide
nes Mädchen verlassen hatte und die jetzt schöner
jeer, und als er zu seinem Schluß
weinten, besonders Galja, während er sie zu be¬
und voller war als alle Mädchen im Dorfe. Dann
eruhigte er sich gänzlich und dankte
ruhigen versuchte. Sie veränderte sich danach gänz¬
seine täglichen Begegnungen mit ihr, die stummen
geheiligten Willen, daß ihm allein
lich. Finster, mit verweinten Augen begann sie
bedanken aller seiner Knechte be= und doch so viel sagenden und versprechenden Blicke.
sich von den Leuten fernzuhalten, ging selten auf die
Damals war sein einziger Wunsch und Gedanke,
Straße und dann nur in einem großen Tuch mit
ihr näher zu kommen, ihre Aufmerksamkeit, ihr
über dem Leib zusammengesteckten Zipfeln. Für
Lächeln, ihre freundliche Stimmung zu erwecken.
ihn selbst unmerklich, wurde er allmählich kühler
Dann der Festtag der Burschen und Mädchen, der
ihr gegenüber, und das brachte sie begreiflicher¬
Tag des heiligen Prokropius, wo sie die ganze
Nacht tollten und tanzten, bis es ihm gegen weise gänzlich herunter. Sie magerte immer mohr
ab, sie wurde abgezehrt und ihm zumidet und er
Morgen glückte, mit Galja allein nach Hause zu
begann, den Begegnungen mit ihr aus dem Wege
gehen. Wie er damals beim Abschiednehmen ihre
zu gehen.
Hand in der seinen hielt — sie zog sie nicht zurück,
(Schluß folgt.)
seinen ganzen Körper durchströmte es heiß, und
kaum fand er die Kraft zu flüstern: „Galja, ich
liebe dich, liebst du mich auch?“ Und ohne die
Kunst und Wissenschaft.
Augen aufzuschlagen, ohne ihre Hand zurückzu¬
ziehen, hauchte sie kaum hörbar: „Ja!“ Er zog sie
—
ann aber, als
an sich und küßte sie behutsam.
Z#
Deutsches Theater.
ob sie durch den ersten Kuß Mr gefaßt hätten,
„Tiebelel“. Schauspiel von Arthur S'chnigler.
fanden sich ihre Lippen in einem lungen, bebenden
Nur ein par Tals eines Walzers werden
Kuß, und ohne Widerstand gaben sie sich der ersten
erster dieser drei Akte auf der Bühne ver¬
alles besiegenden Kraft der Liebe hin. Der Vater
rehmbar, und doch wiegt sich das Herz des Zu¬
freilich wollte ihn mit einem anderen Mädchen ver¬
heiraten, das er nicht liebte, denn die Mutter sei shhauers den ganzen Abend über unwillkürlich im
alt und könne nicht mehr arbeiten. Galja aber Dreiviertelschritt. Die ausgelassene Heiterkeit und
die verhaltene Sentimentalität, die hingegebene
war noch zu jung, sie zählte erst fünfzehn Jahre.
Im Streit mit dem Vater um seine Jung= Lebensfreude und die nachdenkliche Schwärmerei
des Wiener Walzers — sie sind in diesem hol¬
gesellenfreiheit und unter bewegten Begegnungen
desten Werk eines ganz großen Dichters lebendig.
mit dem geliebten Mädchen gingen die langen,
Schnitzler hat nichts geschaffen, was mehr
öden Wintermonate unvermerkt rasch dahin, und
Wienerisch scheint wie seine „Liebelei“
es kam der zeitige kleinrussische Frühling. Die
aber auch nichts, was so allgemein menschlich
schlummernde Natur erwachte wieder. Lustig mur¬
ist. Das Volkslied von der alten Geschichte, die
melte das Bächlein, die warmen, geraden Strahlen
ewig neu bleibt, ist wieder einmal dramatisch
der Frühlingssonne verbreiteten allenthalben ihre
owunderwirlende Kraft. Alles grünte und blühte, gestaltet, aber auf einer Geige, die von solcher