Liebel
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a . — L 2 — — 1
Gen
S
SN
streichen. Wärme und schlichte Herzlichkeit sind
keisterhand geführt wird, klingt es in ganz neuen, kein Sprachengemisch duldet. Auch sonst dürfte
ihm gegeben.
Herr Leo der sprachlichen und mimischen Aus¬
rteren, weicheren Tönen.
Der szenische Rahmen war so geschmackvoll
feilung und der Verinnerlichung der Aufführung
Wie einfach ist das Geschehen, wie einfach
ein stärkeres Interesse zuwenden. Daß es auch und sauber, wie wir es unter der Direktion
seine Menschen! Dieses schlichte Bürger¬
Wassermann schnell gewohnt worden sind. Freilich
ädchen, das sein unberührtes Herz an einen ohne die Wiener Sprache geht, bewies die
stelle ich mir Christinens Heim immerhin noch
ngen Mann der oberen Zehntausend verliert Christine des Abends, von der alle Wärme
intimer und gemütlicher vor. Das volle Haus,
nid den Geliebten für eine andere sterben sieht! ausging. Frl. Mertens hat bisher sich meist
das die Aufführung mit sehr herzlicher Teilnahme
lieser junge Mann, der nicht besser, aber gewiß damit begnügen müssen, hübsch auszusehen. In
aufnahm, mag für die Direktion ein erfreulich
uich nicht schlechter ist, als Tausende seiner Kreise, ihrer Christine wurde alle Holdheit einer mädchen¬
Ansporn zu weiteren literarischen Taten sein¬
haften Weiblichkeit lebendig. Sie lachte und
kenen das Leben ein einziger blühender Sonnen¬
R.
arten ist, und die erst, wenn's zu spät ist, merweinte, war „himmelhoch jauchzend und zu Tode
Wenseener essenshchenes
—
in, daß auch in ihrem scheinbar so glücklichen betrübt“ in einem Atem, entzückte durch die herbe
Keuschheit ihrer zärtlichen Hingabe und erschüt¬
asein geheime Sehnsüchte leuchteten, an denen
blind vorüber getaumelt sind! Dieser grund= terte durch die heilige Kraft ihrer Tränen. An
sitige Vater, den das Leben gelehrt hat, mildediesem „mollerten“ blonden Mädel war nichts
falsch, nichts erkünstelt. Fritz Kampers war
sein und der Jugend ein Recht auf beschei¬
nene Stunden glücklicher Erinnerung zu gönnen!mit dem Fritz nicht ganz so eins geworden. Der
nd die anderen ringsum: die fesche, sorglose fröhliche, liebenswürdige Junge gelang ihm sehr
Putzmamsell, die den Tag genießt, der ebenso gut, aber sein Gefühl ist noch nicht recht voll
enießerische Freund, die klatschsüchtige Nachbarin und überzeugend. Garnicht am Platze war Di¬
strotzen sie nicht alle von saftigster Lebendig=rektor Wassermann als Theodor. Sein
eit! Wenn der Vorhang aufgeht, steigt der derb zugreifendes Wesen, seine forsche, gesunde Art
liegen weit ab von solchen molluskenhaften Lebe¬
Kanfte Odem der Wiener Phäakenstadt kosend
jünglingen. Er zog sich, wahrscheinlich durch Be¬
mpor, die Freuden des Lebens und die Freude
setzungsschwierigkeiten auf den Platz gezwungen,
Em Leben klingen jubelnd über die Szene, die
mit Anstand aus der Affäre, fühlte sich aber
grünen, ewig heiteren Hänge des Wiener Waldes
sichtlich selbst nicht recht wohl in Theodors Haut.
senden ihre Grüße die frühlingsfrohe Atmo¬
Frau von Coburg spielte das leichte Mädel
phäre der Wiener Luft flattert sorgenlos, unge¬
Mizzi sehr temperamentvoll, ein bischen derb,
bunden, in göttlicher Heiterkeit durch den Raum.
doch nicht mehr hinreichend jugendlich für solche
Und dann wächst langsam hinter den Menschen
Flittchen. Auch Frl. Haagen, unsere treffliche
as Verhängnis auf, ein wenig spukhaft, ein
Charakterdarstellerin, erwies als ehrerwerte Frau
wenig ruckweise, aber nie flnster und drohend,
Tratschbase diesmal noch nicht ihre Verwendungs¬
sondern immer verklärt von der sanften Melan¬
fähigkeit für dichterische Gestalten, die ohne
holie der Wiener Welk.
scharfe Akzente zur Wirkung gebracht werden
Der Zauber dieser Dichtung, deren künstle¬
frische Geschlossenheit Schnitzler nur wieder inmüssen. Nur Frau Binder blieb farblos und
sseiner „Gefährtin“ erreicht hat, ist unvergänglich unbelebt. Sehr überzeugend und innerlich ge¬
staltete Herr kasiske die herrliche Figur des alten
und unzerstörbar. Er ist am stärksten, wenn auch
Weising, dieses liebenswerten Menschen, der ganz
m Wortklang das Wienertum fühlbar wird, aber
aus einem reichen Dichterherzen geschaffen ist.
ler ist so tief im Menschlichen verankert, daß er
auch im Hochdeutschen nichts Wesentliches von Herr Kasiske muß nur seine Neigung bekämpfen,
kseinem Reiz verliert. Nur wäre dem Regisseur Silben zu verschlucken und die Hebungen und
der hiesigen Aufführung zu empfehlen, daß er Senkungen des Dialogs allzu scharf zu unter¬
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streichen. Wärme und schlichte Herzlichkeit sind
keisterhand geführt wird, klingt es in ganz neuen, kein Sprachengemisch duldet. Auch sonst dürfte
ihm gegeben.
Herr Leo der sprachlichen und mimischen Aus¬
rteren, weicheren Tönen.
Der szenische Rahmen war so geschmackvoll
feilung und der Verinnerlichung der Aufführung
Wie einfach ist das Geschehen, wie einfach
ein stärkeres Interesse zuwenden. Daß es auch und sauber, wie wir es unter der Direktion
seine Menschen! Dieses schlichte Bürger¬
Wassermann schnell gewohnt worden sind. Freilich
ädchen, das sein unberührtes Herz an einen ohne die Wiener Sprache geht, bewies die
stelle ich mir Christinens Heim immerhin noch
ngen Mann der oberen Zehntausend verliert Christine des Abends, von der alle Wärme
intimer und gemütlicher vor. Das volle Haus,
nid den Geliebten für eine andere sterben sieht! ausging. Frl. Mertens hat bisher sich meist
das die Aufführung mit sehr herzlicher Teilnahme
lieser junge Mann, der nicht besser, aber gewiß damit begnügen müssen, hübsch auszusehen. In
aufnahm, mag für die Direktion ein erfreulich
uich nicht schlechter ist, als Tausende seiner Kreise, ihrer Christine wurde alle Holdheit einer mädchen¬
Ansporn zu weiteren literarischen Taten sein¬
haften Weiblichkeit lebendig. Sie lachte und
kenen das Leben ein einziger blühender Sonnen¬
R.
arten ist, und die erst, wenn's zu spät ist, merweinte, war „himmelhoch jauchzend und zu Tode
Wenseener essenshchenes
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in, daß auch in ihrem scheinbar so glücklichen betrübt“ in einem Atem, entzückte durch die herbe
Keuschheit ihrer zärtlichen Hingabe und erschüt¬
asein geheime Sehnsüchte leuchteten, an denen
blind vorüber getaumelt sind! Dieser grund= terte durch die heilige Kraft ihrer Tränen. An
sitige Vater, den das Leben gelehrt hat, mildediesem „mollerten“ blonden Mädel war nichts
falsch, nichts erkünstelt. Fritz Kampers war
sein und der Jugend ein Recht auf beschei¬
nene Stunden glücklicher Erinnerung zu gönnen!mit dem Fritz nicht ganz so eins geworden. Der
nd die anderen ringsum: die fesche, sorglose fröhliche, liebenswürdige Junge gelang ihm sehr
Putzmamsell, die den Tag genießt, der ebenso gut, aber sein Gefühl ist noch nicht recht voll
enießerische Freund, die klatschsüchtige Nachbarin und überzeugend. Garnicht am Platze war Di¬
strotzen sie nicht alle von saftigster Lebendig=rektor Wassermann als Theodor. Sein
eit! Wenn der Vorhang aufgeht, steigt der derb zugreifendes Wesen, seine forsche, gesunde Art
liegen weit ab von solchen molluskenhaften Lebe¬
Kanfte Odem der Wiener Phäakenstadt kosend
jünglingen. Er zog sich, wahrscheinlich durch Be¬
mpor, die Freuden des Lebens und die Freude
setzungsschwierigkeiten auf den Platz gezwungen,
Em Leben klingen jubelnd über die Szene, die
mit Anstand aus der Affäre, fühlte sich aber
grünen, ewig heiteren Hänge des Wiener Waldes
sichtlich selbst nicht recht wohl in Theodors Haut.
senden ihre Grüße die frühlingsfrohe Atmo¬
Frau von Coburg spielte das leichte Mädel
phäre der Wiener Luft flattert sorgenlos, unge¬
Mizzi sehr temperamentvoll, ein bischen derb,
bunden, in göttlicher Heiterkeit durch den Raum.
doch nicht mehr hinreichend jugendlich für solche
Und dann wächst langsam hinter den Menschen
Flittchen. Auch Frl. Haagen, unsere treffliche
as Verhängnis auf, ein wenig spukhaft, ein
Charakterdarstellerin, erwies als ehrerwerte Frau
wenig ruckweise, aber nie flnster und drohend,
Tratschbase diesmal noch nicht ihre Verwendungs¬
sondern immer verklärt von der sanften Melan¬
fähigkeit für dichterische Gestalten, die ohne
holie der Wiener Welk.
scharfe Akzente zur Wirkung gebracht werden
Der Zauber dieser Dichtung, deren künstle¬
frische Geschlossenheit Schnitzler nur wieder inmüssen. Nur Frau Binder blieb farblos und
sseiner „Gefährtin“ erreicht hat, ist unvergänglich unbelebt. Sehr überzeugend und innerlich ge¬
staltete Herr kasiske die herrliche Figur des alten
und unzerstörbar. Er ist am stärksten, wenn auch
Weising, dieses liebenswerten Menschen, der ganz
m Wortklang das Wienertum fühlbar wird, aber
aus einem reichen Dichterherzen geschaffen ist.
ler ist so tief im Menschlichen verankert, daß er
auch im Hochdeutschen nichts Wesentliches von Herr Kasiske muß nur seine Neigung bekämpfen,
kseinem Reiz verliert. Nur wäre dem Regisseur Silben zu verschlucken und die Hebungen und
der hiesigen Aufführung zu empfehlen, daß er Senkungen des Dialogs allzu scharf zu unter¬