Lieb
lei
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„esidenztheater.
Freitag, 25. November.
Driltes Gastspiel der Frau Agnes Sorma: „Esther“ dramatisches
Fragment von Grillparzer. „Liebelei“ Schauspiel in 3 Akten
Don M E
Ein nicht kleines Wagniß für die Bühne der Modernen, das
berühmte Estyer=Fragment zu geben! Man muß aber eingestehen:
es ist nicht übel gelungen. Für eine nur auf ein Gastspiel berechnete,
eingeübte und inszenirte Aufführung verlief der Versuch gut genug.
Ja, die äußere Gewandung mach. sogar einen überraschend stil¬
gerechten Eindruck, was bei diesen orientalischen Szenen etwas
heißt, und wo man dies oder jenes aussetzen könnte, war doch der
wesentliche phantastisch morgenländische Charakter gewahrt. Die
Geschichte der Esther ist bekannt. Der König Ahasverus hat seine
Gattin Vasthi wegen ihres Ungehorsams verstoßen; die Höflinge,
1 besonders der noch all.nächtige Haman, fürchten von seinem Gram
darüber Alles, man beschließt eine neue Gattinnenwahl für den
König. Der Bote findet Esther im Garten ihres Oheims Mardochai
sie weigert sich erst, zur Brautschau auf Befehl zu gehen, Mardochai
und der Bote stimmen sie um, sie gebt sicheren Muthes zum König.
Was nun folgt, schildert Arturo Farinelli in seiner Parallele
zwischen Lope de Vegas Esther, dem Vorbild Grillparzers, und dem
Werke unseres Dichters folgendermaßen: „Dem Haman, der auf sie
seine letzte Hoffnung setzt, sagt sie ins Gesicht, sie fürchte nicht, dem
König nicht zu gefallen. Und doch möchte sie ihm gefallen. Sie
spricht so klug, so gescheit, so innig und wahr, daß der König wohl
oder übel für sie eingenommen sein muß. Sie zeigt sich als die
würdige Verwandte des welt= und büchererfahrenen Mardochai.
Sie geräth nie außer Fassung und weiß sich und ihr Thun zu
beherrschen. Die Angelegenheiten ihres Herzens bringt
eseibst
in Ordnung und bedarf des Beistandes Anderer nicht.“ Nun folgt
die große meisterhafte Szeue zwischen Esther und dem König, um
derentwillen Frau Sorma dies Fragment auf ihren Gastspielplan
gesetzt hat. Esther=Sorma trat zagend in die königliche Halle,
ein Schauer durchrieselte sie, mit großen Augen blickte sie forschend
unher, schüchtern tritt sie in eine Ecke. Das Gespräch mit
Haman aber giebt ihr Klatheit über die Lage der Dinge. Sie
durchschant Alles. Und als der König erscheint, wünscht sie ihn
durch Naih zu heilen. Er soll den Männern des Hofes nicht
trauen. Der König erwartet, daß sie sich selber, in niedriger
Gesinnung, ihm anpreisen werde. Da erfolgt das Unerwartete. In
freudiger Erregung räth sie ihm, die verstoßene Königin zurück¬
zurufen und ein neues Band zu knüpfen. Denn würde ihm au¬
die Beste des Geschlechts zu Theil, so wäre er doch nimmer im
Stande, der neuen Geliebten all die süßen Erinnerungen zu geben.
die die Verstoßene „aus dem Lenz der Tage, wo noch das Leden
grün, die Wünsche biegsam, mitträgt“ Klug und weise sei das erste Akt läßt uns in Fritzens elegantem Junggesellenheim einen
fröhlichen Abend, den sich die beiden Pärchen machen, mitgenießen.
Alter, die Jugend aber heilig; diese soll er in der Jugendfreundin
Aber das Verhängniß rastet nicht. Mitten in das Sonper und den
erhalten. Ihre Herkunft vom jüdischen Stamme weiß Esther
Tanz platzt der Gatte herein, mit dessen Frau sich Theodor ein¬
aber klug nach Mardochais Wunsche dem Könige zu ver¬
gelassen hat; jener ist hinter alle Schliche gekommen; die Folge ist
schweigen. Durch eine halbe Lüge erlangt sie so die Liebe
eine Herausforderung zum Duell. Die Mädchen erfahren von der
Ahasvers; das sollte vielleicht der Keim ihres künftigen Seelen¬
Sache nichts. Im zweiten Akt sehen wir Theodor in der ärm¬
entzückt; er bietet ihr den
kampfes sein. Der König ist
lichen, aber behaglichen Wohnung Christinens; dieses Mädchen ver¬
Stirnreif der Königin; sie soll versuchen, wie er ihr steht:
mochte nicht ungestraft mit dem Feuer zu spielen; sie hat sich ernst¬
sie zagt, sie weigert sich anfangs, dann ergreift sie ihn schnell
lich in Theodor verliebt, und von ihrer Leidenschaf, geht auch auf
und setzt ihn aufs Haupt. Mitleid mit dem König, der sich nach
ihn ein Abglanz über, auf ihn, der sich gleich vor die Pistole des
der einzig fühlenden Brust an seinem Hofe sehnt und den sie
Gegners stellen muß und wahrscheinlich nie zuruckkehrt. Ein
bereits, an seinen Edelsinn sich wendend, zu beherrschen beginnt,
lyrischer Zauber liegt auf diesen Szenen. Auch den Vater Chri¬
hat sie ergriffen. Sie sinkt jauchzend in des Königs Arme, s#int
stinens haben wir kennen gelernt, einen schwachen, gutmüthigen
Königin geworden. Hier schließt das Fragment.
Mann, dessen laxe sittliche Anschauungen es begreiflich nachen, daß
Aus dieser kurzen, die seelischen Momente berührenden Skizze
Christine zu dem Umgang mit Mizi und den iungen
ahnt der Leser ungefähr wie Frau Sorma die Esther uns in
Leuten gekommen ist. Im dritten Akt, nach dem Duell,
ihrem Spiele vorführt. Es ist nichts versäumt, die Jüdin so lieb¬
erscheinen Mizi und Fritz; aus ihren Mienen erräth Chri¬
reizend wie möglich erscheinen zu lassen, und doch so klug und
stine mit dem intnitiven Scharfblick der Liebe das Schicksal
1150
naiv berechnend, und das Erwachen ihrer Neigung bis zur liebenden
ihres Geliebten und auch den ganzen Zusammenhang.
Hingebung ist in allen Uebergängen wahrzunehmen. Die Künst¬
kann es nicht fassen, daß Theodor ihre Liebe so gering ge
lerin wurde durch stürmischen Beifall ausgezeichnet. Unter den
achtet und wegen einer verheiratheten Frau in den Tod gegangen
Mitwirkenden ist Herr Haack, dieser tulentvolle Künstlec, der auch
ist. Der Vater und die Freunde können sie nicht zurückhalten; sie
die Regie hatte, als Haman zu erwähnen, den er vielleicht als
stürzt hinaus, Mizi und Fritz ihr nach; aber der alte Vater weiß,
allzu alten, aber sehr richtig als durchaus eitlen, hohlen Hofmann
sie wild nicht zurückkehren, sie ist verloren.
und Minister kennzeichnete, ängstlich und eingebildet, mit einer
So lustig toll das Schauspiel beginnt, so furchtbar ernst
gewissen unfreiwilligen Komik behaftet. Dann Herr Kleineckle
schließt es. Die Morat liegt auf der Hand. Im ersten Akt tritt
als Mardochai. Er gab den greisen Jnden, das Gegenbild Hamaus,
Christine noch in den Hintergrund, Mizi mit ihrer liebenswürdigen
in der prachtvollen Maske eines Propheten, weise und stolz. Nur
Oberflächlichkeit dominirt, die echte Wiener Modistin, von Fräulein
im Pathos des Vortrags hätte er sich etwas mäßigen können, die
Engl sehr flott und nett gespielt. Die beiden letzten Akte ge¬
eigenartig schleppende Betonung tonloser Endsilden hört sich nicht
hören der Christine (Frau Sorma), der sentimental liebenden
gut an. Aus der problematischen Natur des Königs läßt sich
Naiven, deren Herz sich gegen das leichtfertige Liebesspiel sträubt.
nicht allzu viel machen; Herr Lipowitz gab wenigstens eine ge¬
die zum ersten und einzigen Male liebt und alle Qualen dieser
nügend umrissene Folie für Esther ab. Mit den anderen Personen
unglücklichen und hoffnungslosen Leidenschaft in kürzester Frist durch¬
hat es nicht viel auf sich.
leben muß. Alle Aeußerungen eines solchen Liebeslebens, von der
Die weite Gabe das Schausniel „Liebelei“ nau Schnitzler,
Hoffnung bis zur Enttäuschung und Verzweifelung in ungezählten, un¬
hätte mit ihren drei Akten auch wöhl schon für den Abend genügt.
zählbaren Zügen und Schattirungen spiegelt Frau Sorma in ihrer Dar¬
Die Trefflichkeit dieses Schauspiels ist, was die genrebildlichen
stellung wieder; sie zwingt uns, mit ihr zu leben, zu empfinden, und
Schilderungen leichtfertigen Wiener Lebens, die Zeichnung der
bestürmt mit der Gewalt ihrer Verzweiflung jedes illusionsfähige
Charaktere und den sittlichen Ernst betrifft, allgemein anerkannt.
Gemüth. — Das Schauspiel verlief in jedem Theile aufs beste;
Die dramatische Straffung der Handlung dagegen läßt zu wünschen
alle Mitwirkenden fühlten sich so sicher in ihrem besten Können und
übrig. Die Fabel ist sehr einfach. Zwei Lebemänner, reiche,
Wollen, daß trotz der Virtuosität des Gastes das Zusammenspiel
junge Leute, genießen, so weit es geht, ihr Leben skrupellos,
sich vollkommen einheitlich und unbeeinträchtigt vollzog, dank der
namentlich im Punkte der Liebe. Theodor ist der Leichtsinnigere,
lebensvollen und lebenswahren Darstellungen der Herren Steffter
der allen Liebesverhältnissen völlig blasirt gegenübersteht; Fritz
(Fritz), Gotthardt (Theodor), Forst (Geiger Weiring, von der
aber hat eine gediegenere Natur; für ihn liegt stets die Gefahr
Art des alten Miller in „Kabale und Liebe*) und des Frl. Engl
nahe, daß er die Liebeleien ernst nimmt. Er hat sich mit einer
(Mizi). Als Epizodisten verdienen auch Frau Monhaupt und Herr
verheiratheten Frau eingelassen; seine moralischen Bedenken will
Jürgens freundliche Erwähnung. Mit dem Beifall des ausver¬
sein Freund Theodor beschwichtigen und ihn von jenem gefähr¬
kauften Hauses kann Frau Sorma zufrieden sein. Dr. Hamel.
lichen Verhältniß durch eine andere Liebelei abbringen; e# läßt
—
durch seine eigene Geliebte Mizi, die ebenso leichtfertig ist wie er
selber, dem Theodor ein ernster denkendes Mädchen zuführen,
Christine, die Tochter eines ehrbaren Geigers am Theater. Der 1
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„esidenztheater.
Freitag, 25. November.
Driltes Gastspiel der Frau Agnes Sorma: „Esther“ dramatisches
Fragment von Grillparzer. „Liebelei“ Schauspiel in 3 Akten
Don M E
Ein nicht kleines Wagniß für die Bühne der Modernen, das
berühmte Estyer=Fragment zu geben! Man muß aber eingestehen:
es ist nicht übel gelungen. Für eine nur auf ein Gastspiel berechnete,
eingeübte und inszenirte Aufführung verlief der Versuch gut genug.
Ja, die äußere Gewandung mach. sogar einen überraschend stil¬
gerechten Eindruck, was bei diesen orientalischen Szenen etwas
heißt, und wo man dies oder jenes aussetzen könnte, war doch der
wesentliche phantastisch morgenländische Charakter gewahrt. Die
Geschichte der Esther ist bekannt. Der König Ahasverus hat seine
Gattin Vasthi wegen ihres Ungehorsams verstoßen; die Höflinge,
1 besonders der noch all.nächtige Haman, fürchten von seinem Gram
darüber Alles, man beschließt eine neue Gattinnenwahl für den
König. Der Bote findet Esther im Garten ihres Oheims Mardochai
sie weigert sich erst, zur Brautschau auf Befehl zu gehen, Mardochai
und der Bote stimmen sie um, sie gebt sicheren Muthes zum König.
Was nun folgt, schildert Arturo Farinelli in seiner Parallele
zwischen Lope de Vegas Esther, dem Vorbild Grillparzers, und dem
Werke unseres Dichters folgendermaßen: „Dem Haman, der auf sie
seine letzte Hoffnung setzt, sagt sie ins Gesicht, sie fürchte nicht, dem
König nicht zu gefallen. Und doch möchte sie ihm gefallen. Sie
spricht so klug, so gescheit, so innig und wahr, daß der König wohl
oder übel für sie eingenommen sein muß. Sie zeigt sich als die
würdige Verwandte des welt= und büchererfahrenen Mardochai.
Sie geräth nie außer Fassung und weiß sich und ihr Thun zu
beherrschen. Die Angelegenheiten ihres Herzens bringt
eseibst
in Ordnung und bedarf des Beistandes Anderer nicht.“ Nun folgt
die große meisterhafte Szeue zwischen Esther und dem König, um
derentwillen Frau Sorma dies Fragment auf ihren Gastspielplan
gesetzt hat. Esther=Sorma trat zagend in die königliche Halle,
ein Schauer durchrieselte sie, mit großen Augen blickte sie forschend
unher, schüchtern tritt sie in eine Ecke. Das Gespräch mit
Haman aber giebt ihr Klatheit über die Lage der Dinge. Sie
durchschant Alles. Und als der König erscheint, wünscht sie ihn
durch Naih zu heilen. Er soll den Männern des Hofes nicht
trauen. Der König erwartet, daß sie sich selber, in niedriger
Gesinnung, ihm anpreisen werde. Da erfolgt das Unerwartete. In
freudiger Erregung räth sie ihm, die verstoßene Königin zurück¬
zurufen und ein neues Band zu knüpfen. Denn würde ihm au¬
die Beste des Geschlechts zu Theil, so wäre er doch nimmer im
Stande, der neuen Geliebten all die süßen Erinnerungen zu geben.
die die Verstoßene „aus dem Lenz der Tage, wo noch das Leden
grün, die Wünsche biegsam, mitträgt“ Klug und weise sei das erste Akt läßt uns in Fritzens elegantem Junggesellenheim einen
fröhlichen Abend, den sich die beiden Pärchen machen, mitgenießen.
Alter, die Jugend aber heilig; diese soll er in der Jugendfreundin
Aber das Verhängniß rastet nicht. Mitten in das Sonper und den
erhalten. Ihre Herkunft vom jüdischen Stamme weiß Esther
Tanz platzt der Gatte herein, mit dessen Frau sich Theodor ein¬
aber klug nach Mardochais Wunsche dem Könige zu ver¬
gelassen hat; jener ist hinter alle Schliche gekommen; die Folge ist
schweigen. Durch eine halbe Lüge erlangt sie so die Liebe
eine Herausforderung zum Duell. Die Mädchen erfahren von der
Ahasvers; das sollte vielleicht der Keim ihres künftigen Seelen¬
Sache nichts. Im zweiten Akt sehen wir Theodor in der ärm¬
entzückt; er bietet ihr den
kampfes sein. Der König ist
lichen, aber behaglichen Wohnung Christinens; dieses Mädchen ver¬
Stirnreif der Königin; sie soll versuchen, wie er ihr steht:
mochte nicht ungestraft mit dem Feuer zu spielen; sie hat sich ernst¬
sie zagt, sie weigert sich anfangs, dann ergreift sie ihn schnell
lich in Theodor verliebt, und von ihrer Leidenschaf, geht auch auf
und setzt ihn aufs Haupt. Mitleid mit dem König, der sich nach
ihn ein Abglanz über, auf ihn, der sich gleich vor die Pistole des
der einzig fühlenden Brust an seinem Hofe sehnt und den sie
Gegners stellen muß und wahrscheinlich nie zuruckkehrt. Ein
bereits, an seinen Edelsinn sich wendend, zu beherrschen beginnt,
lyrischer Zauber liegt auf diesen Szenen. Auch den Vater Chri¬
hat sie ergriffen. Sie sinkt jauchzend in des Königs Arme, s#int
stinens haben wir kennen gelernt, einen schwachen, gutmüthigen
Königin geworden. Hier schließt das Fragment.
Mann, dessen laxe sittliche Anschauungen es begreiflich nachen, daß
Aus dieser kurzen, die seelischen Momente berührenden Skizze
Christine zu dem Umgang mit Mizi und den iungen
ahnt der Leser ungefähr wie Frau Sorma die Esther uns in
Leuten gekommen ist. Im dritten Akt, nach dem Duell,
ihrem Spiele vorführt. Es ist nichts versäumt, die Jüdin so lieb¬
erscheinen Mizi und Fritz; aus ihren Mienen erräth Chri¬
reizend wie möglich erscheinen zu lassen, und doch so klug und
stine mit dem intnitiven Scharfblick der Liebe das Schicksal
1150
naiv berechnend, und das Erwachen ihrer Neigung bis zur liebenden
ihres Geliebten und auch den ganzen Zusammenhang.
Hingebung ist in allen Uebergängen wahrzunehmen. Die Künst¬
kann es nicht fassen, daß Theodor ihre Liebe so gering ge
lerin wurde durch stürmischen Beifall ausgezeichnet. Unter den
achtet und wegen einer verheiratheten Frau in den Tod gegangen
Mitwirkenden ist Herr Haack, dieser tulentvolle Künstlec, der auch
ist. Der Vater und die Freunde können sie nicht zurückhalten; sie
die Regie hatte, als Haman zu erwähnen, den er vielleicht als
stürzt hinaus, Mizi und Fritz ihr nach; aber der alte Vater weiß,
allzu alten, aber sehr richtig als durchaus eitlen, hohlen Hofmann
sie wild nicht zurückkehren, sie ist verloren.
und Minister kennzeichnete, ängstlich und eingebildet, mit einer
So lustig toll das Schauspiel beginnt, so furchtbar ernst
gewissen unfreiwilligen Komik behaftet. Dann Herr Kleineckle
schließt es. Die Morat liegt auf der Hand. Im ersten Akt tritt
als Mardochai. Er gab den greisen Jnden, das Gegenbild Hamaus,
Christine noch in den Hintergrund, Mizi mit ihrer liebenswürdigen
in der prachtvollen Maske eines Propheten, weise und stolz. Nur
Oberflächlichkeit dominirt, die echte Wiener Modistin, von Fräulein
im Pathos des Vortrags hätte er sich etwas mäßigen können, die
Engl sehr flott und nett gespielt. Die beiden letzten Akte ge¬
eigenartig schleppende Betonung tonloser Endsilden hört sich nicht
hören der Christine (Frau Sorma), der sentimental liebenden
gut an. Aus der problematischen Natur des Königs läßt sich
Naiven, deren Herz sich gegen das leichtfertige Liebesspiel sträubt.
nicht allzu viel machen; Herr Lipowitz gab wenigstens eine ge¬
die zum ersten und einzigen Male liebt und alle Qualen dieser
nügend umrissene Folie für Esther ab. Mit den anderen Personen
unglücklichen und hoffnungslosen Leidenschaft in kürzester Frist durch¬
hat es nicht viel auf sich.
leben muß. Alle Aeußerungen eines solchen Liebeslebens, von der
Die weite Gabe das Schausniel „Liebelei“ nau Schnitzler,
Hoffnung bis zur Enttäuschung und Verzweifelung in ungezählten, un¬
hätte mit ihren drei Akten auch wöhl schon für den Abend genügt.
zählbaren Zügen und Schattirungen spiegelt Frau Sorma in ihrer Dar¬
Die Trefflichkeit dieses Schauspiels ist, was die genrebildlichen
stellung wieder; sie zwingt uns, mit ihr zu leben, zu empfinden, und
Schilderungen leichtfertigen Wiener Lebens, die Zeichnung der
bestürmt mit der Gewalt ihrer Verzweiflung jedes illusionsfähige
Charaktere und den sittlichen Ernst betrifft, allgemein anerkannt.
Gemüth. — Das Schauspiel verlief in jedem Theile aufs beste;
Die dramatische Straffung der Handlung dagegen läßt zu wünschen
alle Mitwirkenden fühlten sich so sicher in ihrem besten Können und
übrig. Die Fabel ist sehr einfach. Zwei Lebemänner, reiche,
Wollen, daß trotz der Virtuosität des Gastes das Zusammenspiel
junge Leute, genießen, so weit es geht, ihr Leben skrupellos,
sich vollkommen einheitlich und unbeeinträchtigt vollzog, dank der
namentlich im Punkte der Liebe. Theodor ist der Leichtsinnigere,
lebensvollen und lebenswahren Darstellungen der Herren Steffter
der allen Liebesverhältnissen völlig blasirt gegenübersteht; Fritz
(Fritz), Gotthardt (Theodor), Forst (Geiger Weiring, von der
aber hat eine gediegenere Natur; für ihn liegt stets die Gefahr
Art des alten Miller in „Kabale und Liebe*) und des Frl. Engl
nahe, daß er die Liebeleien ernst nimmt. Er hat sich mit einer
(Mizi). Als Epizodisten verdienen auch Frau Monhaupt und Herr
verheiratheten Frau eingelassen; seine moralischen Bedenken will
Jürgens freundliche Erwähnung. Mit dem Beifall des ausver¬
sein Freund Theodor beschwichtigen und ihn von jenem gefähr¬
kauften Hauses kann Frau Sorma zufrieden sein. Dr. Hamel.
lichen Verhältniß durch eine andere Liebelei abbringen; e# läßt
—
durch seine eigene Geliebte Mizi, die ebenso leichtfertig ist wie er
selber, dem Theodor ein ernster denkendes Mädchen zuführen,
Christine, die Tochter eines ehrbaren Geigers am Theater. Der 1
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