II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 2031

Liebelei
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5 SLE
2Uhr Abendbisk, Bertra.
10. 0KT. 1955
vom:
DIE SACHEMI
ARABELLA‘

Wie enistund das Werk? / Opern, die nicht geschrieben wurden
Was ist eigentlich mit Arabella, die vor drei
Wie entstand dieses Werk, das am 3. Juli in
geringere Schwester der Zerbinetta aus der
Monaten in Dresden das Licht der Welt er¬
Dresden mit so beispiellosem Triumph zum „Run
„Ariadne“ zu sein, — und noch manches andere
blickte und nunmehr am Donnerstag in der
um die Welt“ startete?
Beiwerk. Aber das Wesentliche ist, daß aus einer
Lindenoper erstmalig ihre Karte abgibt?
In den gesammelten Werken Hugo von Hof¬
Novelle um die jüngere Schwester eine Oper um
Schon vor der Geburt machte es viel von sich reden,
mannsthals, die 1924, also zu Lebzeiten d
sch¬
die ältere wurde.

das bemerkenswerte Mädchen, und jetzt lächelt ihr
ters, erschienen, liest man also ein köstliches
1=
Die Einfälle zu sämtlichen Strauß=Hofmanns¬
holder Name, eine Mixtur aus Florenz und Wien,
stück, das den merkwürdigen Titel führt: „Lucioor.
thal=Opern stammen vom Dichter. Aber auch die
von Litfaßsäulen und Plakattafeln, in Zeitungs¬
Figuren zu einer ungeschriebenen Komödie.“ Es
Pläne, die nicht ausgeführt wurden, waren vor¬
spalten, Rundfunkankündigungen und aller Munde.
ist eine echte Novelle, aber der Untertitel verrät,
wiegend von ihm. So hatte Hofmannsthal schon
Aus Hugo von Hofmanntsthals ver¬
daß der Stoff von vornherein für das Theater
während der Arbeit an der „Elektra“ den Plan
stecktem novellistischen „Lucidor“ wurde „Ara¬
gedacht war. Und dorthin hat er auch schließlich
einer Oper „Tochter der Luft“ die in freier
gefunden.
bella“, eine „lyrische Komödie“. Die heitere Grund¬
Verwendung eines Calderonschen Dramas Semi¬
haltung des Werkes aber umwölken tragische
ramis zur Heldin haben sollte. Erst nach drei
Der Inhalt ist im Kern gleich: Von zwei
Schatten, das schelmische Lächeln erstickt bisweilen
I Töchtern einer verarmten Adelsfamilie wird die
Jahren gab Hofmannsthal den Plan auf, für den
unter Tränen, und dem launischen Witz dieser ur¬
Strauß sehr eingenommen war. Interessant ist,
jüngere als Knabe angegeben. Sie steht auf der
wienerischen Aktion sind ernste Lyrismen verwoben.
daß auch eine der schönsten Komödien Hofmanns¬
Grenze der Kindheit, wird von den Ihren für
Hofmannsthals kleines Werk, die Liebesschick¬
ein Kind gehalten — das sie nicht mehr ist. Ohne
thals „Christinas Heimreise“, ursprünglich
als Oper geplant war.
sale zweier Schwestern in dreiaktiger Verstrickung,
es selbst zunächst zu wissen, liebt sie einen der
gründet sich ganz auf das Milieu. Die blinzelnde
Verehrer ihrer Schwester, sie schreibt ihm in seeli¬
Ein anderes Projekt des Dichters war eine Oper
Atmosphäre des „Rosenkavalier“ bricht in
scher Verwirrung unter deren Namen, ja, auf
„Das steinerne Herz“, deren Entwurf wohl
das Werk ein, füllt es, gibt ihm Duft, Urwüchsig¬
diesem Wege weitergedrängt, gibt sie sich ihm hin,
schon ziemlich fest stand, schließlich aber von dem
keit. Leben. Alles ist da: Die windige Wiener Luft
den das Dunkel der Nacht über die Person täuscht.
zur „Frau ohne Schatten“ verdrängt wurde.
von 1860, das Fräulein in permanenter Knaben¬
Aehnlich wurde ein Ballettplan „Orest und die
Der Konflikt drängt zur Lösung und er findet
gewandung, der tränende Ausklang des eesten Aktes
sie: der Geliebte wendet seine Liebe der als Knaben
Furien“, gegen den Strauß Bedenken hatte, von
Erschienenen zu.
und — die Walzerseligkeit. „Arabella“ atmet die
der „Josephslegende“ abgelöst.
Luft, die Zeit und das Milieu des fetten
Dies ist gemeinsam für Oper und Novelle. Aber
Als Hofmannsthal dem immer nach neuen
Lerchenauers. Mandryka aber, ein Lohengrin aus
tiefgreifend sind die Wandlungen, die das Werk
Texten verlangenden Komponisten nach der „Frau
Slawonien und der beherrschende Held der Ge¬
im einzelnen erfuhr. Aus der Novelle von der
ohne Schatten“ zunächst nichts geben konnte, da —
schichte bringt seine eigene Lebensluft mit, deren
„ganzen Schönheit einer bedingungslos hingeben¬
und nur damals — war es dann Strauß, der neue
herbe, würzige Kraft das angekränkelte Pleiten¬
den Seele", wie es im Werk heißt, aus der
Opernstoffe vorschlug, einmal eine „ganz moderne,
milieu des Wiener Salons schwängert, belebt und
Novelle des Mädchens in Knabenkleidern ist eine
absolut realistische Charakter= und Hauskomödie"
— saniert.
musikalische Komödie um die ältere Schwester,
oder „so ein hübsches Liebes= und Intrigenstück,
ein Bühnenwerk um die eine, in Sicherheit des
etwa in der Mitte zwischen Schnitzlers Liebelei,
Gefühls erwartete Liebe geworden.
die natürlich zu süß ist
heimer Agent oder Seribes Glas Wasser“. Beide
Die Wandlungen haben ihren Ursprung durch¬
Pläne wurden von Hofmannsthal mit komischem
weg in der Bestimmung des Stückes für Musik. In
Grausen abgelehnt. (Es entstand dann als Inter¬
der Novelle ist die ältere Schwester eine kalte Schön¬
mezzo das „Intermezzo“.) Aber auch andere
heit, — eine unmusikalische Gestalt. Ihr
Vorschläge von Strauß; eine „Iphigenie in
mußte Musik gegeben werden, starkes Gefühl mußte
Delphi“ nach Goethes Entwurf oder eine Lust¬
sie durchströmen, leidenschaftliche Liebe. So trat sie
wie selbstverständlich aus dem Hintergrunde, wurde
Hauptgestalt. Und mit ihr wurde ihr Liebhaber
aus einer Episodenfigur zu wesentlicher Erschei¬
nung. Von ihm ist in der Novelle nicht mehr ge¬
sagt, als daß er ein „netter und ganz eleganter
Tiroler, halb Bauer, halb Gentilhomme“ sei. Dies
Wesen wirkt nach in der Oper, aber an Stelle des
angedeuteten Charakters steht da ein ganzer, eige¬
ner Mensch, von dem Arabella, die ältere Schwester,
mit Recht sagt: „Sie bringen Ihre eigene Lebens¬
luft mit sich.“ Ev ist ein Mensch, der in der Wie¬
ner Atmosphäre fremd steht mit der Gewalt seines
Temperaments, der Naturkraft, in der die Weite
der Wälder ist, die ungebrochene Leidenschaft slawi¬
schen Volkstums.
Freilich, neben diesem Gewinn, der zweien der
Gestalten zugute kam, steht die Zurückdrängung
dessen, was der jüngeren Schwester und ihrem Lieb¬
haber in der Novelle gegeben war. Alles fesselnd
und eindringlich Psychologische, das um sie war, fiel
der Oper zum Opfer, und wenn das Mädchen in
Knabenkleidern immer noch überaus reizvolle Ge¬
stalt blieb, ihr Liebhaber trat als Figur ganz in
den Hintergrund.
Vieles noch bedingte die Umgestaltung des
Stoffes: das Fest des zweiten Aktes mit der hübschen
Episode der Fiakermilli, die für das Geschehen gar
nichts bedeutet und nur dazu bestimmt ist, eine
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spieloper nach R
tragung, fanden kein
thal konnte nur das
gewachsen war.
Was er plante,
führung kommen, al
hat Bestand und spr
bis zur „Arabella“,