II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 2043

iebelei
8. Lanensana
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in mühsenger Arbeit nicht biob am Sch#¬
rereee-reren 1
tisch erfaßt, der das Burgtheater im Raum
Burgtheater einen „Marmorsarkophag der
Kunst“ nannte. Und immer wieder tauchten
seines Lebens gefühlsmäßig aufgenommen
Projekte auf Projekte auf, andere kleinere
hat. Solche Burgtheaterliebe blüht nicht aus
Bühnen zum Burgtheater dazu zu nehmen
Archiven und präzisen Aufzeichnungen,
bis zur Realisierung des Akadiemietheaters
dazu gehört schon menschlicher Kontakt,
als Lustspieltheater.
persönliche Beziehung. Rudolf Lothar ist
Die letzten zwanzig und erst die letzten
jahrzehntelang im Burgtheater ein- und aus¬
zehn Burgtheaterjahre sind voll ungestümer
gegangen als Autor und als Kritiker, und da
Bewegung. Das Burgtheater hatte aufge¬
er ein sorgfältiger, penibler, über die
hört, ein Hoftheater zu sein, die kaiserliche
trockene Historie hinaus sach- und fach¬
Schatulle war geschlossen, aber auch das
kundiger Tneatermensch ist, konnte er
„republikanisch-demokratische Regime“
dieses erschöpfende Buch über das Burg¬
hegte dieses wunderbare österreichische
theater schreiben, das neben bekannten
Theater und durch alle Wirrnisse, Palast¬
Daten, neben plastischer Schilderung der
revolutionen, Affären, durch alle die kleincn
berühmten Menschen des Burgtheaters so
und großen Intrigen hindurch, über Direk¬
viel Neues enthält, gleichsam Kulissen¬
tionswechsel hinweg hat sich das Burg¬
geschichten die in den Kulissen der wirk¬
theater seine Geltung erhalten können.
lichen Burgtheatergeschichte spielen, die bis
Hermann Bahr sagte einmal: „Immer ist die
jetzt aus Diskretion, aus Angst, aus Schlam¬
große Zeit des Burgtheaters vorüber, das
perei oder aus höfischem Takt verborgen
richtige Burgtheater liegt immer in der Ver¬
geblieben sind. Das Burgtheater hat nämlich
gangenheit.“ Weil die Gegenwart am Burg¬
eine eigene Geheimgeschichte, denn vieles
theater immer wieder zu nörgeln und zu
spielte sich vor den Augen der Offentlichkeit
kritisieren hat, weil es ihr nicht gut genug
anders ab, als es in der Wirklichkeit der Er¬
scheint, weil sie immer wieder Vergleiche
eignisse geschehen ist.
heranzieht und die Vergangenheit z tiert.
Das Burgtheater, mit dem Wiener Hof] Die eilende Zeit korrigiert das Urteil dann
durch Jahrzehnte eng verbunden, wurde wie
immer wieder und gibt den Zweiflern Un¬
ein Hofinstitut geleitet, das heißt, es wurde
recht. Das Burgtheater wächst in der Er¬
nicht alles offen dokumentiert, vieles ging
innerung zur wahren Größe seiner Erschei¬
die geheimen, echt österreichischen Wege,
nung. So wird man in zehn Jahren erst
vieles mußte erst richtig „durchgesetzt“
wissen, wie groß das Burgtheater 1934 ge¬
werden, denn das Burgtheater, so aufnahms¬
wesen ist.
Siegfried Geyer.
fähig es für alle Schattierungen vom Genie
eltene eneneststseseheenenenenenenen
bis zum Talent seiner Dichter, Autoren und
Schauspieler gewesen ist, alles was ins
Burgtheater kam, mußte den Instanzenweg
gehen. Der blieb Henrik lbsen ebenso wenig
erspart wie Gerhart Hauptmann oder Schön¬
herr. Und so liest man, daß der damalige
Generalintendant Baron Becezny auf den
Brief der Direktion, die lbsens „Gespenster“
aufführen wollte, erwidert hat: „Es ist ge¬
wiß richtig, daß das Burgtheater eine so be¬
deutsame und eigenartige schriftstellerische
Erscheinung wie Heurik Ibsen nicht einfach
ignorieren kann; es wäre aber meiner Über¬
zeugung nach mehr als fraglich, ob das Burg¬
theater seiner Pflicht gegenüber dem Drama¬
tiker Ibsen damit in richtiger Weise nach¬
kommen würde, indem es dem Wiener Publi¬
kum als Einführung für den Dichter geradg
dasjenige seiner Stücke bringen würde
Ebenso wenig wie die „Gespenster“ kann ich
die „Wildente“ von demselben Autor zur
Aufführung zulassen, indem dieses Stück
meiner Überzeugung nach dem Publikum
gleichfalls nur ein höchst unerquickliches
Schauspiel bieten würde.“ Die „Wildente“
kam dann wirklich 1897 unter Burckhard,
die „Gespenster“ kamen erst unter Schlen¬
ther zur Aufführung.
Der wohltuende Konservativismus des
Burgtheaters hat sich oft bewährt, wenn er
manchmal auch fehlschlug und historische
Blamagen Herbeiführte. Die Vorsicht der
„obersten Leitung“ hat das Burgtheater
immer wieder in die Ruhe und Sicherheit,
manchmal in das Idyll und in die Abgeschie¬
denheit eines Spielplans geführt, der der
Entwicklung niemals geschadet hat. Es
ging eben im Burgtheater gemessener und
langsamer als in anderen Bühnenhäusern,
die, weil sie eben nicht aus der großen kul¬
turellen Vergangenheit wuchsen, sondern
flüchtigere Grundlagen und Fundamente
hatten, sich zu jeder Zeit modische Experi¬
mente erlauben konnten. Das Burgtheater
hat, wenn man seine Geschichte durchfliegt,
sehr selten jene Seitensprünge getan, die
man als literarische oder sonstige „Kühn¬
heiten“ als Extempores seiner Direktoren
bezeichnen könnte. Selbst ein revolutionä¬
rer Wiener, wie Max Burckhard, den, wie
Lothar erzählt, „ein Gekläff und ein Ge¬
heul, ein lautes und ein stummes Spiel des
Hasses und der Verfolgung“ begrüßte, der
mit dem Publikum raufte, um des Publi¬
kums Seele zu bekommen, der Mitterwurzer
und Kainz dem Burgtheater verpflichtet hat,