Liebelei
5. box 13/8
Khtues Polkstenge We
8. HIR Z. 1936
5
Schone Känete.
Schönheer-Abend in der
Josefstadt.
Direktor Lothar spielt vor Wien mit offenen
Karten. Gewiß, er kann, ganz allein auf sich
gestellt, die Mittel für das Kulturtheater
großen Stils, das ihm vorschwebt nicht her¬
vorzaubern. So spielt er eben auch Unterhal¬
tungstheater, spielt zwischen den Festabenden
Fodor Lakatos und Molnar. Aber sein Herz
gehört Grillporzer und Anzengruber, Hebbel
und auch den gegenwärtigen österreichischen
Dichtern. So wird die „Königin“ jetzt wieder
von einem Schönherr=Abend abgelöst, der
Hofrat Lothar ebenso viel Ehre macht wie dem
Dichter.
Die „Kindertragödie“ von Kar
Schönherr, das dichterisch umwehte düster¬
Bild einer Kinderwelt, der das schlecht
Leben der Eltern die Jugend verdirbt, dieser
Einblick in die Kinderseele, der im Grunde
eine bittere Mahnung an die Erwachsenen ist.
hat als Erfolg seinen Weg um die Welt längst
gemacht. Und schon gar die „Karrnerleut'“.
Sie haben vor vielen Jahrzehnten Schönherrs
Ruhm begründet. Umso wichtiger, daß eine
Aufführung unter der Regie Paul Kalbecks
beide Stücke wieder lebendig macht.
Zwei junge Menschen stehen im Vorder¬
grund des Abends: die junge Annie Maier,
auf die man bei einer Seminaraufführung
von Schnitzlers „Liebelei“ mit einem Schlac
aufmerksam geworden ist und Johannes
Obonya, der in der „Ersten Legion“
die Wiener überrascht hat. Bei beiden glückt
der Beweis, daß ihr erster Erfolg kein Zufall
war, sondern auf urkräftigen Theatergaben
beruht, so starker offenbar, daß sie alle Ge¬
fahren eines frühen Ruhmes überdauern wer¬
den. Karl Paryla ist der meisterhafte Dritte
in der „Kindertragödie“ und die Aufführung
der „Karrnerleut“ hat schlechthin unvergleich¬
lichen Glanz; es spielt Anton Edthofer
den Vintschgauer, den Gendarmen Alfred
Neugebauer und einen Bauer Ludwig
Stössel. Welche außerordentliche Wirkung
geht auch von der Vintschgauerin der Frau
Witzmann aus, wie sicher ist die Episode
Böheims in das Ganze gefügt. Das Publi¬
kum nahm den Abend mit Begeisterung auf.
Schr.
5. box 13/8
Khtues Polkstenge We
8. HIR Z. 1936
5
Schone Känete.
Schönheer-Abend in der
Josefstadt.
Direktor Lothar spielt vor Wien mit offenen
Karten. Gewiß, er kann, ganz allein auf sich
gestellt, die Mittel für das Kulturtheater
großen Stils, das ihm vorschwebt nicht her¬
vorzaubern. So spielt er eben auch Unterhal¬
tungstheater, spielt zwischen den Festabenden
Fodor Lakatos und Molnar. Aber sein Herz
gehört Grillporzer und Anzengruber, Hebbel
und auch den gegenwärtigen österreichischen
Dichtern. So wird die „Königin“ jetzt wieder
von einem Schönherr=Abend abgelöst, der
Hofrat Lothar ebenso viel Ehre macht wie dem
Dichter.
Die „Kindertragödie“ von Kar
Schönherr, das dichterisch umwehte düster¬
Bild einer Kinderwelt, der das schlecht
Leben der Eltern die Jugend verdirbt, dieser
Einblick in die Kinderseele, der im Grunde
eine bittere Mahnung an die Erwachsenen ist.
hat als Erfolg seinen Weg um die Welt längst
gemacht. Und schon gar die „Karrnerleut'“.
Sie haben vor vielen Jahrzehnten Schönherrs
Ruhm begründet. Umso wichtiger, daß eine
Aufführung unter der Regie Paul Kalbecks
beide Stücke wieder lebendig macht.
Zwei junge Menschen stehen im Vorder¬
grund des Abends: die junge Annie Maier,
auf die man bei einer Seminaraufführung
von Schnitzlers „Liebelei“ mit einem Schlac
aufmerksam geworden ist und Johannes
Obonya, der in der „Ersten Legion“
die Wiener überrascht hat. Bei beiden glückt
der Beweis, daß ihr erster Erfolg kein Zufall
war, sondern auf urkräftigen Theatergaben
beruht, so starker offenbar, daß sie alle Ge¬
fahren eines frühen Ruhmes überdauern wer¬
den. Karl Paryla ist der meisterhafte Dritte
in der „Kindertragödie“ und die Aufführung
der „Karrnerleut“ hat schlechthin unvergleich¬
lichen Glanz; es spielt Anton Edthofer
den Vintschgauer, den Gendarmen Alfred
Neugebauer und einen Bauer Ludwig
Stössel. Welche außerordentliche Wirkung
geht auch von der Vintschgauerin der Frau
Witzmann aus, wie sicher ist die Episode
Böheims in das Ganze gefügt. Das Publi¬
kum nahm den Abend mit Begeisterung auf.
Schr.