box 13/8
iebelei
5. L. 1
SERYER·
4
### I., WollzelleNng
Teistee F.22. G.4n
0.
—.
Honent-Magaz in, Wien,
P5
Als Josef Kainz den Valentin spielen
wollte
Sie wollen wissen, ob cs wirklich
wahr #ssdaß Hermann Thimit im
Burgtheater den Valentin im „Ver¬
schwender“ spielen wird. Das sollte
##tier Tat zursprünglich die Antritesrolle
Hermann Tünmigs im Burgtheater sein,
nur aus anderen Gründen kam es damals
zur Verschiebung der Neuemstudierung des
„Verschwender“, der ja auch auf eine
große Burguhcatertradition zurückblickt.
die werden aber bestimmt nicht wissen,
daß es ein besonderer Ehrgeiz des
großen Hamler und Tasso des Burg¬
theaters Josef Kainz war, einmal den
Valentin zu spielen und das Hobellied
zu singen. Er hat seinen intimen persön¬
lichen Freund Alexander Grrardi
oft darum ersucht, es ihm zu ermöglichen,
einmal im Theater an der Wien
als Valentin zut gastieren. Girardi
pflegte darauf gewöhnlich zu antworten,
bei aller Freundschaft werde das erst ge¬
schehen, wenn er im Burgtheater
den Hamlet spielen dürfe.
Josef Kainz hatte schon längst die
Augen geschlossen, als sein Freund Girardi
dann wirklich ins Burguheater einzog. Er
hat dort weder den Hamler gespielt noch,
so viel tragische Ironie kann das Schick¬
sai aufbringen — den Valentin, seine
größte und berühmteste Rolle. Er debü¬
uierte im Burgtheater in Raimunds
„Bauer bls Millionär“ und nur¬
eine zweite Rolle war ihm noch bese
den: Der alte Musiker Weyrin,
Schnitzlers „Liebelei“. Eing
samer Zufall fügte es nun also doch;
er mit den Worten eines Dichters
Burgtheater und von diesem Leben“
schied nahm.
WIEN, I.,
Wollzeile 11 . Telephon X 23-0-43
Ausschnift aus
Die Fiedermene Wien
dem
Pedermaus-Glossen
Friedl Czepa
stehl anläßlich ihres Filmdebüts jetzt
auch im Mittelpunkt des Wiener
Thea erinteresses. Die junge Schau¬
spielerin hat in wenigen Jahren ihren
Weg gemacht, ohne sonderlichen Aus¬
wand und ohne sonderliche Begabung
aufandere Art als die ihrer Leistung
und zurückhaltenden Menschlichkeit
aufzufallen Frau Czepas erster großer
Josefstädter Erfolg war die „Schla¬
gerenitzt“ in der „Liebelei“ und der
ebe iso amüsante wie intensive Ein¬
dr ck an Persönlichkeit, Kumor und
un jedingter schauspielerischer Stärke,
## man hier gewann, hatte wohl
di ppeltes Gewicht neben der unver¬
gßlichen, von tragischen Schatten um¬
dämmerten Christine der Wessely. An
diesem Abend wurde Friedl Czepa ein
kleiner Star echtester Wiener Volks¬
komik, eine Protagonistin jener An¬
mut, deren Witz und Rührung eine
ganze Generation von Dichtern im
Bannkreis der espritvollen Melan¬
cholie Artur Schnitzlers verherrlicht
haben. Die Ezepa ist auch ein leben¬
der Beweis für die Unsterblichkeit
dieses Typus, dessen Poesie durch seine
Urwüchsigkeit um nichts verringert
wird. Die Filmkundigen prophezeien
Friedl Czepa eine durchaus indivi¬
duelle Atelierkarriere. Sie, die apar¬
teste, weil unkoketteste Blondine der
Josefstadt, hat jedenfalls das, was
man gerade heute ein Filmgesicht
nennt, gezeichnet von jener bezaubern¬
den Natürlichkeit, die den Girlkitsch
wohltuend abgelöst hat. Erst vor kur¬
zem hat Frau Czepa in einer Guitry¬
Komödie besonderen Erfolg gehabt,
wiederum den Erfolg ihrer verhal¬
tenen, ein wenig ironischen Kindlich¬
keit, einer liebevollen Pfiffigkeit, die
mit zärtlichstem übermut geschmack¬
voll hauszuhalten versteht. Es ist
selbstverständlich, daß die Kultur¬
atmosphäre der Josefstadt an solch
stilleren Talenten ihre fördernde und
vor allem ihre dämpfende Arbeit übt.
Aber es ist schon keine Kleinigkeit, in
diesem Rahmen aufzufallen und den
unabweisbaren Beweis eigenwilligen
Charms zu liefern. In diesem Sinne
empfindet man die Berufung der jun¬
gen Schauspielerin zum Film als
einen besonders glücklichen Griff und
als eine Huldigung vor jenem Wiener
Wesen, das mit dem abgeklatschten
Heurigenstimmungszauber nichts zu
tun hat.
iebelei
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SERYER·
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Teistee F.22. G.4n
0.
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Honent-Magaz in, Wien,
P5
Als Josef Kainz den Valentin spielen
wollte
Sie wollen wissen, ob cs wirklich
wahr #ssdaß Hermann Thimit im
Burgtheater den Valentin im „Ver¬
schwender“ spielen wird. Das sollte
##tier Tat zursprünglich die Antritesrolle
Hermann Tünmigs im Burgtheater sein,
nur aus anderen Gründen kam es damals
zur Verschiebung der Neuemstudierung des
„Verschwender“, der ja auch auf eine
große Burguhcatertradition zurückblickt.
die werden aber bestimmt nicht wissen,
daß es ein besonderer Ehrgeiz des
großen Hamler und Tasso des Burg¬
theaters Josef Kainz war, einmal den
Valentin zu spielen und das Hobellied
zu singen. Er hat seinen intimen persön¬
lichen Freund Alexander Grrardi
oft darum ersucht, es ihm zu ermöglichen,
einmal im Theater an der Wien
als Valentin zut gastieren. Girardi
pflegte darauf gewöhnlich zu antworten,
bei aller Freundschaft werde das erst ge¬
schehen, wenn er im Burgtheater
den Hamlet spielen dürfe.
Josef Kainz hatte schon längst die
Augen geschlossen, als sein Freund Girardi
dann wirklich ins Burguheater einzog. Er
hat dort weder den Hamler gespielt noch,
so viel tragische Ironie kann das Schick¬
sai aufbringen — den Valentin, seine
größte und berühmteste Rolle. Er debü¬
uierte im Burgtheater in Raimunds
„Bauer bls Millionär“ und nur¬
eine zweite Rolle war ihm noch bese
den: Der alte Musiker Weyrin,
Schnitzlers „Liebelei“. Eing
samer Zufall fügte es nun also doch;
er mit den Worten eines Dichters
Burgtheater und von diesem Leben“
schied nahm.
WIEN, I.,
Wollzeile 11 . Telephon X 23-0-43
Ausschnift aus
Die Fiedermene Wien
dem
Pedermaus-Glossen
Friedl Czepa
stehl anläßlich ihres Filmdebüts jetzt
auch im Mittelpunkt des Wiener
Thea erinteresses. Die junge Schau¬
spielerin hat in wenigen Jahren ihren
Weg gemacht, ohne sonderlichen Aus¬
wand und ohne sonderliche Begabung
aufandere Art als die ihrer Leistung
und zurückhaltenden Menschlichkeit
aufzufallen Frau Czepas erster großer
Josefstädter Erfolg war die „Schla¬
gerenitzt“ in der „Liebelei“ und der
ebe iso amüsante wie intensive Ein¬
dr ck an Persönlichkeit, Kumor und
un jedingter schauspielerischer Stärke,
## man hier gewann, hatte wohl
di ppeltes Gewicht neben der unver¬
gßlichen, von tragischen Schatten um¬
dämmerten Christine der Wessely. An
diesem Abend wurde Friedl Czepa ein
kleiner Star echtester Wiener Volks¬
komik, eine Protagonistin jener An¬
mut, deren Witz und Rührung eine
ganze Generation von Dichtern im
Bannkreis der espritvollen Melan¬
cholie Artur Schnitzlers verherrlicht
haben. Die Ezepa ist auch ein leben¬
der Beweis für die Unsterblichkeit
dieses Typus, dessen Poesie durch seine
Urwüchsigkeit um nichts verringert
wird. Die Filmkundigen prophezeien
Friedl Czepa eine durchaus indivi¬
duelle Atelierkarriere. Sie, die apar¬
teste, weil unkoketteste Blondine der
Josefstadt, hat jedenfalls das, was
man gerade heute ein Filmgesicht
nennt, gezeichnet von jener bezaubern¬
den Natürlichkeit, die den Girlkitsch
wohltuend abgelöst hat. Erst vor kur¬
zem hat Frau Czepa in einer Guitry¬
Komödie besonderen Erfolg gehabt,
wiederum den Erfolg ihrer verhal¬
tenen, ein wenig ironischen Kindlich¬
keit, einer liebevollen Pfiffigkeit, die
mit zärtlichstem übermut geschmack¬
voll hauszuhalten versteht. Es ist
selbstverständlich, daß die Kultur¬
atmosphäre der Josefstadt an solch
stilleren Talenten ihre fördernde und
vor allem ihre dämpfende Arbeit übt.
Aber es ist schon keine Kleinigkeit, in
diesem Rahmen aufzufallen und den
unabweisbaren Beweis eigenwilligen
Charms zu liefern. In diesem Sinne
empfindet man die Berufung der jun¬
gen Schauspielerin zum Film als
einen besonders glücklichen Griff und
als eine Huldigung vor jenem Wiener
Wesen, das mit dem abgeklatschten
Heurigenstimmungszauber nichts zu
tun hat.