II, Theaterstücke 4, (Anatol, 8), Anatol, Seite 49

4.9. Ana
box 8/5
Zyklu-
o
i 11229.
44
„OBSERVI
be an ihnen der Lage
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Curland, C
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapol,
New-York, Puch, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peter
berg, Toronto.

Anschaft aus:
Preussische Leitung.

5-ULLEMBER 1910
lodernde Leidenschaft und naive Natürlichkeit seines Anatol
Theater und Musik.
trugen in gleichem Maße dazu bei, dem galanten Verführer
Lessingtheater.
die Sympathie auch des Berliner Premierenpublikums zu ge¬
winnen. Eine wenig dankbare Rolle hat Anatols Freund
Anatol. Fünf Einakter von Arthur Schnitzler. Zum
Max, der Vertraute seiner Abenteuer, der immer seine
ersten Mal am 3. Dezember.
Herzensergießungen über sich ergehen lassen und dabei die
Das Erstlingswerk Arthur Schnitzlers, das 1893 heraus
passive Rolle des Zweiflers und Spötters spielen muß, der
kam und eigentlich aus sieben Einaktern besteht, ging Sonn¬
stets Wasser in den Wein seines Freundes gießt. Emanuel
abend in verkürzter Form vor einem sehr vergnügten und
Reicher erledigte diese Aufgabe aufs beste, indem er den Ma¬
beifallsfreudigen Publikum in Szene. Sein Stil liegt aber
mit dem überlegenen Humor des Erfahrenen, Illusionslosen
auch den Künstlern des Lessingtheaters, die auf die scharfe
ausstattete, der schon durch sein Augenzwinkern verriet, daß
Seelenmalerei Ibsens eingeschult sind, ganz vortrefflich. Wie
er den Freund nie ernst nahm. Jeder Einakter führt eine
fein wußten sie die Gestalten des Wieners zu charakterisieren
neue Geliebte Anatols vor. Paula Somary gab sehr
dessen zarte Kleinkunft mit dem gefühlvollen Anhauch
niedlich ein süßes Mädel", Lina Lossen mit eleganter
zwar keine hochdramatischen Wirkungen, aber doch eine Fülle
Vornehmheit eine junge Weltdame. Mathilde Sussin
geistreicher und pikanter Lebensbeobachtung enthält. Zu irgend¬
als Theaterstatistin spielte mit ausgelassener Keckheit,
welcher Größe der Anschauung oder zur Vertiefung in seelische
vortrefflich in allen Einzelheiten die „Künstlerin
Probleme vermag sich Schnitzler freilich nirgends durchzu¬
markierend, und „das Abschiedssouper, in dem sie
ringen. Er bleibt stets im Erotischen stecken. Dieses jedoch
auftrat, erzielte den Haupterfolg des Abends. Hilde
weiß er mit soviel Humor und Liebenswürdigkeit anzudeuten,
Herterich hatte eine ziemlich belanglose Rolle und
daß manches Flache und Gewöhnliche bei ihm einen Augen¬
blicksreiz erhält, der über den Mangel an innerem Gehalt wirkte hauptsächlich durch ihr anmutiges Auftreten, Irene
Triesch als Isolde entwickelte eine fast dämonische Leiden¬
hinwegtäuscht
schaft. So trug jede dazu bei, Farbe und Leben in die
Auch sein Held Anatol ist im Grunde nur ein banaler
Bilder zu bringen, die leicht ein wenig monoton wirken
Lebemann, der von Abenteuer zu Abenteuer zieht, — ja sogar
können, und die sorgsame Regie hob den Stimmungsreiz
seinen Hochzeitstag in Gesellschaft einer Redoutenschönheit
jeder Szene durch eine fein abgetönte Umgebung hervor.
erwartet. Das wäre plump und gewöhnlich, wenn Schnitzler
E. v. B.
diesem Anatol nicht ein weiches Wiener Herz gegeben hätte
das bei jedem neuen Abenteuer in hellen Flammen steht,
und dazu eine gefühlvolle Wiener Beredsamkeit, die über Art
und Vorzüge jeder Erkorenen die empfindsamsten Betrachtungen
anstellt und die Sache stets ernst nimmt. Er muß es aber
erleben, daß keine ihm treu bleibt. Cora betrügt ihn, Minnie
verläßt ihn, Bibi vergißt ihn gar. Seine Herzensdame aber
hat nicht den Mut, ihm ihre Liebe zu schenken. Es scheint,
als ob die Frauen das nicht schätzten, was ihnen bereitwillig
geboten wird. Erst Isolde, die Letzte, gerät in Wut und
Verzweiflung bei der Nachricht von seiner Hochzeit und droht,
nicht von ihm zu weichen. So liegt eine melancholische
Ironie in der Schilderung dieses Frauenjägers, dem die Frau
nun Gleiches mit Gleichem vergelten will. Der Zuschauer
sieht ihn halb belustigt, halb mitleidig seinem Verhängnis
erliegen und wird ihm nicht gram, wenn er so liebens¬
würdig auftritt, wie in der Gestalt von Heinz Monnard.
Der Wiener Dialekt, die Empfindsamkeit, die schnell auf¬