II, Theaterstücke 4, (Anatol, 8), Anatol, Seite 196

4.9. Anate

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Zyklus
Großindustrie und auch das selbständig erwerbs
Geburtsnamen verbunden, wie er das ja auch be¬
den Staatssekretär Delbe
tätige Bürgertum, jene bisher nationalliberal, diese
der Verleihung des Grafentitels an Caprivi und
Fragen, die im Verlauf die
bisher fortschrittlicht. Um die Bundesgenossenschaft Bülow getan hat, ohne Hinzufügung eines anderen sonsverhandlungen austa
dies alles auf, wirft Reflexe, zeichnet Silhouetten
den die bessere
Schnitzlers Anatol.
In diesen Szenen wird so vieles nur ganz leise ge¬ einer Dämmerstunde einfi¬
sagt. Oft ists nur ein einziges halblautes Wort
dersehen kaum wiedererke
Zur Erstaufführung im Mannheimer Hoftheater
das gesprochen wird. Aber dieses eine halblaute vorher schon Andere besaß
am 2. Juni 1911.
Wort genügt, um irgend einen verglommenen an alle jene Andern opfer
Sieben Einakter. Sieben Episoden voll schmerz¬
Schmerz aufzuwühlen, um uns vor Wehmut zittern
winzigen Gedenkstein, b
lich-süßester Wehmut, voll Grazie, Geist, Zweifel zu machen, um unsere Teilnahme wachzurufen. Die
schwarzen Diamanten, der
sucht, Liebesseligkeit, Ironie und Leichtsinn. Sieben
ses eine halblaute Wort schmiegt sich an unsere
erste Liebesnacht war und
Stücke, die im Rausch einer lauen Sommernacht ge¬
Sinne und kettet unsere Sehnsucht los; und die Er¬
Ferner (im „Abschiedssoup¬
schrieben sein mögen; bei geöffnetem Fenster, im
innerungen an stillgewordene Schmerzen beginnen das Anatol den Abschied gi¬
Dämmerlicht einer rotverhängten Lampe, in einem
sich zu regen und umwehen uns mit leiser Trauer, nicht brechen will und der
Zimmer, in dem noch die Tonwellen traumseliger
ruft, daß er an ihr längst
Lieder zittern.
Dieser Anatol ist ein melancholischer Schwelger. lich der feierlich=wehmüti
Solcher Art ist die Stimmung von Schnitzlers Er sitzt an der Tafel des Lebens und kostet von al¬
liebestollen Jugend.
„Anatol. Man muß ihn im Zwielicht lesen, im len Schüsseln. Ein Glücklicher. Aber er kann nicht
Episodenstücke. Bruchte
Gaukelspiel der Dämmerung, am geöffneten Fenster, glauben, daß er glücklich sei. Es ist immer etwas
kette. Dramatische Kleinig
Oder beim roten Lampenschein, wenns still im Zim¬
das seine Freude überschattet, das ihn einschnürt
gibt noch mehr Etiketten
mer ist. Dann werden die Gestalten dieser Episoden und das sein Glücksgefühl verdüstert. Einmal ist es
Glanz, eine wie menschlich
leise hereintreten, werden das Zimmer mit der ent¬ die Eifersucht, die ihn lähmt, dann wieder ists das Stücken aus. In allen
zückenden Anmut ihrer Gespräche füllen; werden
Unerreichbare einer Frauenliebe, was ihn schmerzt
wir auf irgend eine lebend
uns die Schmerzen ihrer Liebschaften mitteilen, und
dann wieder die Enttäuschung einer Liebe, die ihn mit dem Stück in Bezieh-
mit dem Duft amoureuser Abenteuer unsere Sinne
wie aus dem Hinterhalt anfällt, oder das Abschieds¬
zerflossener Träume umfän
verschleiern. Und wir werden ihnen zuhören. Un¬
weh von irgend einer Geliebten. Immer ist ein. Zuweilen ist es, al
ser Herz wird leise zu bluten beginnen oder die
eine Bitterkeit in seinem Glück. Immer ist es ein welken Herbstblättern heran
Seligkeit süßer Liebesstunden mitfühlen. Und
leiser Schmerz, der ihn bedrängt, der ihn empfind¬
keitsgedanken.
wenn die Hand die letzte Seite wendet, werden wir
lich macht und der seine Zweifelsucht nährt.
Wir haben in unserer
lächeln und leise sagen: welch wundervolles Buch
Ein melancholischer Schwelger, der das Glück ratur nichts von einer ähn
nur hinter den Schmerzen der Liebe finden kann, als diesen „Anatol". Wir
Ein Oesterreicher hat es geschrieben. Und nur
Die Frauen gehen durch sein Dasein und jede schenkt mit seiner wiegenden Gra¬
ein Oesterreicher hat es schreiben können, nur ein ihm ihr Herz. Jede läßt sich von seiner weichen An¬
sanften Lächeln, mit seine
Wiener, (ich muß den Kreis noch enger ziehen:) nur
mut bezaubern und jede hinterläßt ihm irgend ein
zückte, als dieses Schnitzler
der Arthur Schnitzler. Ich glaube, daß diese über¬
Weh. Er genießt ihre Liebe, aber niemals nimm
auch keine Komödien, diese
zarten Töne unserer Seele, diese Gefühle, die wie im die Leidenschaft mit allen ihren Nöten von ihn
geschrieben sind, als die k.
Zwielicht leben, diese selbstquälerische Melancholie
Besitz. Er ist zu klug, sich ganz wegzugeben. Er
dieses Schwelgers, der an
und liebesselige Torheit nur Schnitzler aufzeigen
kennt nur Augenblicke der Ekstase. Immer
und von allen Schüsseln
konnte. Er hat Farben von einer bezaubernden
rettet er sich wieder auf neutrales Land. So huschen immer erst hinter den Sch
Weichheit und von stärkster Leuchtkraft. Freilich:
sie durch sein Zimmer: das Mädchen aus der Vor¬
kann.
er gibt nur Episodenhaftes. Aber in diesem Episo¬
stadt, das seine ganze herzliche Frische hereinbringt;
denhaften wird Menschliches und Menschenschicksal die verheiratete Frau, die nach einem Abenteuer
Man muß (sagte ich) d
herrlich verdeutlicht. In diesen Szenen leuchtet hungert und doch kein Talent dazu besitzt, Geliebte lesen, im Gaukelspiel der