II, Theaterstücke 4, (Anatol, 8), Anatol, Seite 197

box 8/6
4.9. Anato
ku

berücksich¬
van bei uns erst vierzig
Jahre im eigenen Lande ausgeführt wird, so kann
... der Hand und instruierte man von einem rapiden Aufschwung spre¬
sui, wie er das ja auch bei den Staatssekretär Delbrück persönlich zu allen
chen. Neben den kaiserlichen Werften und der Ak¬
fentitels an Caprivi und Fragen, die im Verlauf der langwierigen Kommis¬
tiengeselschaft „Vulkan“ wurden nach dem Jahre
Hinzufügung eines anderen sonsverhandlungen auftauchten. In seiner „ziel
1870 die Weser=Werft und Germania in Kiel sowie
flere zeichnet Silhouetten, um sein, die Zirkusdame, deren Liebe Anatol in meten Fenster. Oder beim roten Lampenschein,
so vieles nur ganz leise ge¬
einer Dämmerstunde einfing und die ihn beim Wie
wenns still im Zimmer ist. Im Theater verlieren
einziges halblautes Wort
dersehen kaum wiedererkennt; dann Emilie, die diese Szenen ihren innersten Klang, hier verflüch¬
ber dieses eine halblaute
vorher schon Andere besaßen, die die Erinnerungen tigt sich ihr feinster Reiz, hier zerfließt der leichte
und einen verglommenen
en alle jene Andern opferte bis auf jenen kleinen
Schaum. Was im Buch so unendlich heimlich wirkt,
n uns vor Wehmut zittern winzigen Gedenkstein, bis auf jenen kostbaren weil es ganz unmittelbar zum Leser spricht, das geht
ilnahme wachzurufen. Die¬
schwarzen Diamanten, der ihre Erinnerung an die
auf der Szene in tausend Scherben. Es sei denn,
schmiegt sich an unsere
erste Liebesnacht war und ihr Dirnentum enthüllt.
daß ein intimer Raum die Forderungen der Bühne
Sehnsucht los; und die Er¬
Ferner (im „Abschiedssouper") das Theatermädchen, nach starker Wirkung maßvoll beschränkt. Das Mann¬
dene Schmerzen beginnen das Anatol den Abschied gibt, weil sie ihm die Treue
heimer Hoftheater ist ganz und gar nicht der Raum,
den uns mit leiser Trauer,
nicht brechen will und der nun Anatol ins Gesicht, die Feinheiten der „Anatol“=Stücke zu zeigen. Das
ruft, daß er an ihr längst zum Verräter ward. End¬ brachte die heutige Aufführung schmerzhaft zum Be¬
melancholischer Schwelger
lich der feierlich=wehmütige Abschied von seiner
wußtsein. Von den sieben Stücken spielte man: „Die
Lebens und kostet von al¬
liebestollen Jugend.
Frage an das Schicksal“, „Weihnachtseinkäufe", „Ab
klicher. Aber er kann nicht
schiedssouper", „Episode" und „Anatols Hochzeits¬
Episodenstücke. Bruchteile aus einer Handlungs¬
sei. Es ist immer etwas
morgen". Herr Ernst Rotmund als Anatol.
kette. Dramatische Kleinigkeiten. Miniaturen. Es
hattet, das ihn einschnür
Im Gespräch mit Gabriele charakterisiert sich Anatol
gibt noch mehr Etiketten. Aber ein wie heller
verbüstert. Einmal ist es
als leichtsinnigen Melancholiker. Herr Rotmund
Glanz, eine wie menschliche Wärme geht von diesen
hmt, dann wieder ist das
Stücken aus. In allen diesen Situationen stoßen war mehr leichtsinnig als melancholisch. Einzelnes
henliebe, was ihn schmerzt, wir auf irgend eine lebendige Erinnerung, die un¬
gelang ihm gut. Doch das entsprang mehr einer
schung einer Liebe, die ihn
gewissen Routine. Das Meiste war zu sehr auf
mit dem Stück in Beziehungen bringt. Der Duft
anfällt, oder das Abschieds¬
zerflossener Träume umfängt uns und wiegt uns äußere Wirkung gestellt, zu sehr bengalisch be¬
Geliebten. Immer ist ein. Zuweilen ist es, als stiege ein Hauch von leuchtet, zu wenig von innen heraus gestaltet. Er
Glück. Immer ist es ein welken Herbstblättern herauf und riefe Vergänglich
sprach manche Sätze aus, auf denen der Fettglanz
bedrängt, der ihn empfind
der Schminke lag. Besser traf Herr Alexander
keitsgedanken.
Zweifelsucht nährt.
Wir haben in unserer deutschen Dramen=Lite¬ Kökert den ironischen Ton des Max. Aber auch
Schwelger, der das Glück ratur nichts von einer ähnlich spielerischen Eleganz er beschwerte sehr häufig den feinen Pessimismus
en der Liebe finden kann, als diesen „Anatol“. Wir haben nichts, das uns mit zu großem Gewicht. Die Damenrollen ver¬
ein Dasein und jede schenkt mit seiner wiegenden Grazie, das uns mit seinem
traten Irene Weißenbacher (Cora), Thila
sich von seiner weichen An¬
Hummel (Gabriele), Marianne Rub (Annie),
sanften Lächeln, mit seiner feinen Ironie so ent¬
hinterläßt ihm irgend ein
zückte, als dieses Schnitzler=Stück. Und wir haben Daisy Orska (Bianca) und Lene Blankenfeld
Liebe, aber niemals nimmt auch keine Komödien, die so ohne alle Prätentionen
(Ilona).
sen ihren Nöten von ihm geschrieben sind, als die komödienhaften Erlebnisse
Zum dritten und letzten Male: man muß Schnitz
sich ganz wegzugeben. Er
dieses Schwelgers, der an der Tafel des Lebens sitz
lers „Anatol“ im Zwielicht lesen, oder beim roten
cke der Ekstase. Immer und von allen Schüsseln kostet und der das Gluck
Und
Lampenschein, wenns still im Zimmer ist.
neutrales Land. So huschen immer erst hinter den Schmerzen der Liebe finden
wenn die Hand die letzte Seite wendet, wird der
das Mädchen aus der Vor¬
kann.
Mund lächeln und leise sagen: Welch wundervolles
zliche Frische hereinbringt
Hermann Bagusche.
Buch!
Die nach einem Abenteuer
Man muß (sagte ich) dieses Stück im Zwielicht
alent dazu besitzt, Geliebte lesen, im Gaukelspiel der Dämmerung, am geöff¬