II, Theaterstücke 4, (Anatol, 8), Anatol, Seite 247

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4.9. Anatol - Zyklu-
Büro-Ausstellung Wien 8.—19. November
siehe Rückseite
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OBSERVER
österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
französierender Grazie, feinpointiertem Dialog und Ratschläge holen können. Das Publik
Wien, I., Concordiaplatz 4.
amüsant genrehaft geschilderten Figuren vor die der heitersten Stimmung — am heit
Sinne zaubert. Eine Welt: so leicht und doch so Lotte Klinder im Abschiedssouper über
Vortretungen
herfiel. Paula Wirth weiß in diese
schwer — so voller herzlicher Fröhlichkeit und doch
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
tiefernster Tragik. Auch einen richtigen Max besitzt mehr drastischen Humor zu legen.
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-York,
spielerin wurde ohne besonderen Anl
das Schauspielhaus in Martin Lindemann. E
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
Bühne eine Blumenspende überreicht
weiß das Würdevolle mit dem Graziösen zu ver¬

Gepflogenheiten herrschen heut nur
binden und wird den Schnitzlerschen Forderungen
Zeitung, Bremen
Ausschnitt aus
in weitestem Maße gerecht. Leider kann das von Operettentheatern und Bühnen kleine
städte.
dem Damenflor, den man in Schnitzlers Anatol
.
un

Die
Welt wandeln sah, nicht gesagt werden.
Der zweite Abend der Kammermus
Weiberchen, die Anatols Leben mit Lust, Freude
und Betrübtheit erfüllen, sind die echten Wiener der am Montag im Kaisersaale der 1
stattliche Zuhörerschaft versammelt hat
Vorstadtkinder, denen man nach Schluß der
Modistengeschäfte oder nach den Theaterproben auf uns so recht zum Bewußtsein, welch re
Theater und Musik.
der Ringstraße begegnet. Sie haben alle das weite edelsten Kunstgenusses diese Veranstaltu
bedeutet. Zugleich dürfte die begeisterte
Herz, die große Eifersucht und die „wegnerische
Freiner Schauspielhaus.
sämtlicher Vorträge, zu denen sich der
Leichtlebigkeit. Dieser weibliche Typus von der
Anatol.
in gewohnter Weise mit den Herren Pro¬
Donau mag Julie Wirthmann auch vorgeschweb
Schumann und Hugo Dechert vereinigt
Das Schauspielhaus erfreute gestern sei¬
haben, aber sie erreichte ihn nicht, und ihre Cor¬
Gewähr dafür bieten, daß es dem für u
Publikum, das in der großen Mehrzahl aus Mit
blieb eine zeichnerische Studie. Ilka Challo¬
leben so bedeutsamen Unternehmen auch
liedern des Goethebundes bestand, mit vier Ein
(Biana) wieder gebrach es an Leidenschaft. Si
an der warmen Teilnahme weiterer K
tern des bekannten siebenteiligen Zyklus „Anatol
war edel in der Geste, aber ausdruckslos in der
fehlen wird. Der Schwerpunkt der D
von Arthur Schnitzler, Man sah „Die Frage an
Mimik. Man sah keine Biama, sondern ein superbes
lag diesmal in den Händen des Pianist
das Schicksal", „Episode", „Abschiedssouper" und Anstandsfräulein, das da hinging, um ein Erlebnis
Solonummer nichts Geringeres
„Anatols Hochzeitsmorgen". Die auf dem Theater
fürs Tagebuch zu haben. Die Ilona im „Hochzeits
„Chromatische Fantasie und Fuge" ge¬
zettel verzeichneten „Weihnachtseinkäufe" wurde
morgen" mag ja gewiß ein Mädel aus dem Volk¬
Ich glaube, das monumentale Werk, wer
aus unbekannten Gründen nicht gegeben, und dami
sein — keineswegs aber darf sie an der Seite
schon stilgemäßer,
so doch unserm
mußte man auf einen gewiß nicht geringen Genus
Anatols so roh, kantig und ungraziös erscheinen
Empfinden noch nie so nahe gebracht gehö
verzichten: auf die Gabriele der Paula Wirth, die
wie in der Verkörperung durch Elsbeth Perron
Noch lebhafteres Entzücken rief das als
als hochbegabte Darstellerin Schnitzlerscher Gestal¬ Und auch Lotte Kinder als Anni im „Abschieds
spielte a-moll-Rondo von Mozart (Ko.
ten gilt. Zum Glück besitzt das Schauspielhaus souper konnte den Glanz nicht verdunkeln, der
dessen Wiedergabe mit der ganzen Anmu
einen wirklichen Anatol. Das ist Max Andreas
Paula Wirth bei einer früheren Aufführung über
vollen Schönheit des hier fast in Bee
der denn auch alle vier Einakter auf rühmlicher die Figur ausgebreitet hat. Mehr oldenburgisch
Geiste redenden unsterblichen Tondichter
Höhe zu halten wußte. Er ließ mit gelassener, als wienerisch war die Anni, die die charmant
war. Die gleichen Eigenschaften ware
weltmännischer Eleganz all die weichen, weh
Lotte Klinder mimte. Sollten es wirklich bös
die — freilich in sehr verschiedener Fär
umwitterten, leichtbeschwingten Töne wienerischen Schatten gewesen sein, die eine junge Naive auf den beiden prächtigen Trios, dem in
Schwerentertums erklingen, die Anatol als der
ihre Kolleginnen warf, als sie noch vor den Auf¬
Dorak und dem in Es, op. 70,2 von B
typischen Vertreter modernster Dekadenz, den mit
führungen mitten im feierlichen Prolog stecken blie¬
wahrhaft vollendetem Ausdruck kamen.
neurasthenischem Takt und Raffinement genießenden und klanglos abtreten mußte? Fur die Regi¬
jener Konzerte, die uns ohne jedes wen
Eroberer fescher Weibchen darstellen. Zartverschleiert zeichnete Adolf Steinmann verantwortlich.
in der Stimmung reiner, freudiger
lag in seinem Leichtsinn ein leiser, melancholischer Interieurs waren, wie das bei Schnitzler notwendi¬
entlassen.
Zug ins Sensible, die Stille und Schweigsamkei
ist, von diskreter und intimer Stimmung erfüllt
reflektierender Resignation. Eine schmerzlich füße
Für das Abschiedssouper hätte man sich aus dem
Welt ist es, die uns Schnitzlers Kunst mit halb¬
neuen Regiebuch von Carl Hagemann noch einige