II, Theaterstücke 4, (Anatol, 8), Anatol, Seite 248

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klu-
4.9. Anatol-
November
phon 12

s-Ausschnitte
Ratschläge holen können. Das Publikum war in
französierender Grazie, feinpointierten Dialog und
der heitersten Stimmung — am heitersten, als
amüsant genrehaft geschilderten Figuren vor die
tz 4.
Sinne zaubert. Eine Welt: so leicht und doch so Lotte Klinder im Abschiedssouper über den Pudding
herfiel. Paula Wirth weiß in diese Szene noch
schwer — so voller herzlicher Fröhlichkeit und doch
Genf, Kopen¬
liefernster Tragik. Auch einen richtigen Max besitzt mehr drastischen Humor zu legen. Einer Schau¬
lis, New-York.
das Schauspielhaus in Martin Lindemann. Er spielerin wurde ohne besonderen Anlaß auf der
Petersburg.
weiß das Würdevolle mit dem Graziösen zu ver=Bühne eine Blumenspende überreicht. Derartige
Gepflogenheiten herrschen heut nur noch an
binden und wird den Schnitzlerschen Forderungen
g. Bremen
Operettentheatern und Bühnen kleiner Garnison¬
in weitestem Maße gerecht. Leider kann das vor
H. Kr.-W.
städte.
dem Damenflor, den man in Schnitzlers Anatol¬
Welt wandeln sah, nicht gesagt werden. Die
Der zweite Abend der Kammermusik Skalitzky,
Weiberchen, die Anatols Leben mit Lust, Freude
und Betrübtheit erfüllen, sind die echten Wiener der am Montag im Kaisersaale der Union eine
stattliche Zuhörerschaft versammelt hatte, brachte
Vorstadtkinder, denen man nach Schluß der
uns so recht zum Bewußtsein, welch reichen Quell
Modistengeschäfte oder nach den Theaterproben an
edelsten Kunstgenusses diese Veranstaltung für uns
Mus.
der Ringstraße begegnet. Sie haben alle das weite
bedeutet. Zugleich dürfte die begeisterte Aufnahme
Herz, die große Eifersucht und die „wegnerische
ielhaus.
sämtlicher Vorträge, zu denen sich der Konzertgeber
Leichtlebigkeit. Dieser weibliche Typus von der
in gewohnter Weise mit den Herren Professor Georg
Donau mag Julie Wirthmann auch vorgeschwebt
Schumann und Hugo Dechert vereinigt hatte, eine
freute gestern sein haben, aber sie erreichte ihn nicht, und ihre Cor¬
Gewähr dafür bieten, daß es dem für unser Musik¬
Mehrzahl aus Mit¬ blieb eine zeichnerische Studie. Ilka Challon
(Biana) wieder gebrach es an Leidenschaft. Sie leben so bedeutsamen Unternehmen auch weiterhin
stand, mit vier Ein
an der warmen Teilnahme weiterer Kreise nicht
war edel in der Geste, aber ausdruckslos in der
igen Zyklus „Anatol
fehlen wird. Der Schwerpunkt der Darbietungen
sah „Die Frage an Mimik. Man sah keine Biama, sondern ein superbes
lag diesmal in den Händen des Pianisten, der als
Abschiedssouper" und Anstandsfräulein, das da hinging, um ein Erlebnis
Solonummer nichts Geringeres als Bachs
fürs Tagebuch zu haben. Die Ilona im „Hochzeits
Die auf dem Theater
„Chromatische Fantasie und Fuge“ gewählt hatte.
morgen" mag ja gewiß ein Mädel aus dem Volke
chtseinkäufe" wurden
Ich glaube, das monumentale Werk, wenn allenfalls
keineswegs aber darf sie an der Seite
sein -
ht gegeben, und dami
so doch unserm modernen
schon stilgemäßer,
Anatols so roh, kantig und ungraziös erscheinen
nicht geringen Genus
Empfinden noch nie so nahe gebracht gehört zu haben.
der Paula Wirth, die wie in der Verkörperung durch Elsbeth Perron. Noch lebhafteres Entzücken rief das als Zugabe ge¬
Und auch Lotte Klinder als Anni im „Abschieds
Schnitzlerscher Gestal
spielte a-moll-Rondo von Mozart (Ko. 511) hervor,
souper, konnte den Glanz nicht verdunkeln, den
das Schauspielhaus
dessen Wiedergabe mit der ganzen Anmut und ma߬
las ist Max Andreas, Paula Wirth bei einer früheren Aufführung über vollen Schönheit des hier fast in Beethovenschem
fakter auf rühmlichen
die Figur ausgebreitet hat. Mehr oldenburgisch Geiste redenden unsterblichen Tondichters getränkt
als wienerisch war die Anni, die die charmant
ließ mit gelassener
war. Die gleichen Eigenschaften waren es auch,
die weichen, weh¬ Lotte Klinder mimte. Sollten es wirklich böse
die — freilich in sehr verschiedener Färbung — in
ten Töne wienerischen Schatten gewesen sein, die eine junge Naive au
den beiden prächtigen Trios, dem in B-dur von
ihre Kolleginnen warf, als sie noch vor den Auf
die Anatol als den
Dvorak und dem in Es, op. 70,2 von Beethoven zu
r Dekadenz, den mit führungen mitten im feierlichen Prolog stecken blie¬
wahrhaft vollendetem Ausdruck kamen. Es war eins
und klanglos abtreten mußte? Für die Regi¬
finement genießenden
jener Konzerte, die uns ohne jedes wenn und aber
stellen. Zartverschleiert zeichnete Adolf Steinmann verantwortlich. Die
freudiger Erhebung
in der Stimmung reiner,
leiser, melancholischer Interieurs waren, wie das bei Schnitzler notwendig
G. Kg.
entlassen.
ist, von diskreter und intimer Stimmung erfüllt
und Schweigsamkeit

Eine schmerzlich-süße Für das Abschiedssouper hätte man sich aus dem
lers Kunst mit halb=neuen Regiebuch von Carl Hagemann noch einige