II, Theaterstücke 4, (Anatol, 8), Anatol, Seite 297

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4.9. Anatol Zyklu-
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burg, Toronto.
(Quellenangabe ohne Gewähr).
Ausschnitt aus:
Die Zeit, Wien
26 2. 1911
vom
Schnitzlers „Anatol“ in Budapest. Aus
Budapest, 25. d., wird uns telegraphiert:
Im Budapester Ungarischen Theater fand heute
die Aufführung von Arthur Schnitzlers
„Anatol“ statt. Der von Ludwig Biro meister¬
haft übersetzte Zyklus fand bei dem überaus
distinguierten Publikum eine sehr freundliche
Aufnahme.
de
Gent, Kopenhagen, London, madre, pa¬
New-York, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
(Quellenangabe ohne Gewähr).
Ausschnitt zu
prend
vom
Theater, Kunst u. Literatur.
„Anatol."
Fünf Einakter von Arthur Schni,
Uebersetzt von Ludwig Biro. Zum ersten
Male am Magyar Szinhaz den 25. Feber.
Das dünne Büchlein, das achtzehn
Jahre lang die Leserfreude literari¬
scher Gourmets war, ist ein dramati¬
scher Zyklus geworden, der sich ver¬
gnügte Zuschauer erworben hat. Der
lebefreudige Anatol, so eine Art jun¬
ger Brichanteau Wiener Zuständig¬
keit, ist auf die Bühne gestiegen und
hat sich als liebenswürdiger Amau¬
seur bewiesen, der seine Liebeserfah¬
rungen in fünf reizenden Einaktern
durchlebt. A kérdés“ („Die Frage an
das Schicksal"). Anatol will sich von
der Treue seiner Cora im Wege eines
hypnotischen Experiments überzeugen.
Im entscheidenden Augenblick schrickt
er vor der Frage zurück und weckt
Cora aus dem Schlaf. Noch zarter in
der Empfindung ist „Karácsonyi vásár“
(Weihnachtseinkäufe"). Gabriele, die
vornehme Dame, erfährt von Anatol,
den sie liebt, daß er ein kleines Ding
aus der Vorstadt mit seiner derzeiti¬
gen Neigung und mit Weihnachts¬
gaben beschenkt hat. Gabriele sendet
dem Mädchen einige Blumen mit der
Botschaft, daß auch sie so lieben könn¬
te, wie jene, wenn sie den Muth dazu
hätte. In „Bucsuvacsora“ („Abschieds¬
souper") ist es Annie, die kleine Cho¬
ristin, die er los werden möchte, da
er heirathen soll. Er findet nicht den
Muth, ihr den Abschied zu retheilen,
doch hilft ihm das Mädchen aus der
Verlegenheit, denn beim Abschieds¬
souper macht sie ihm das Geständniß,
daß sie einen Choristen ins Herz ge¬
schlossen hat. „Episode". Anatol er¬
zählt seinem Freunde Max von der
unvergeßlichen halben Stunde die er
mit Bianca, der Zirkusreiterin, ein¬
mal verbracht hat. Er befindet sich ge¬
rade bei Mar. Die Thüre wird ge¬
öffnet und Bianca, die mit Mar schon
ein längeres Verhältniß gehabt hat,
tritt ins Zimmer. Sie erkennt Anatol
nicht. Wieder ist Anatol in Verlegen¬
heit. Er wagt es Helenen nicht zu
sagen, daß er in zwei Stunden heira
thet. Das geschieht in „Legénybucu¬
(„Anatol am Hochzeitsmorgen"). End¬
lich muß er mit der Wahrheit heraus.
Helene weint und macht ihm die ge¬
wisse Szene, der sich Anatol durch die
Flucht entzieht. Schließlich findet He¬
lene Beruhigung in dem Entschluß,
daß sie den neugebackenen Gatten so¬
wieso von der Gattin zurückerobern
wird. Anatol wird von Herrn Goth
mit Geist und weichen Gemüthstönen,
Max vo Z. Molnár in gut artiku¬
lirten Konversationston dargestellt.
Die fünf Frauen im Junggesellen¬
leben Anatols werden von den Damen
Töth,
Báthory, Nagy mit
ziemlicher Individualitätsarmuth, von
Frau Forrai und Frau Göth¬
Kerteß mit lebensvollen Akzenten
gespielt. Das wandelbildartige Werk
wird dem Publikum zweifelsohne pi¬
kante Zerstreuung bieten und sich
offenbar in das Repertoire einnisten.