II, Theaterstücke 4, (Anatol, 8), Anatol, Seite 424

to
4.9. An¬
Zyklus
(Wellenangaben
Ausschnitt aus
19
vom
Theater, Kunst und Literatur.
(„Anatol".) Einakter=Zyklus von Arthur Schni¬
ley. — Unter dem Sammelnamen „Anatol“, unter dem
verschiedene Gestalten zu einem einheitlichen Typus zu¬
sammengefaßt werden, führt uns Schnitzler einen Lebe¬
mann in seiner Sünden Maienblüte vor. Der Lebens¬
inhalt dieses Menschen scheint ausschließlich in unsau¬
beren Liebesabenteuern zu bestehen. Ein Liebesritter im¬
Stile Casanovas, sucht er Befriedigung unter Balletten¬
sen, Zirkusreiterinnen, Modistinnen usw. Aus dem Le¬
porelloalbum dieses Don Juans wurden uns in dem
Donnerstag aufgeführten Einakter=Zyklus fünf Blatt
vorgeführt. An Frivolität lassen sie sämtlich nichts zu
wünschen übrig, wobei jedoch nichts Unanständiges un¬
terläuft. Im letzten Stück steigert sich diese Frivolität
zum höchsten Zynismus, wenn der Held noch vor seinem
Hochzeitsmorgen ein sehr intimes Rendezvous mit einer
Freundin veranstaltet. So widerlich dieses Stoffgebiet
dem ernsteren Geiste, zumal umringt von der Tragik
eines welterschütternden Völkerringens sein muß, so ist
nicht zu verkennen, daß der Wiener Schriftsteller mit
einem Victorien Sardou um die Palme eines leichtflüssi¬
gen Dialogs ringt; Witz, Kaprice, Laune schüttet er im
reichsten Maße aus. Wer sich abfindet mit der patschouli¬
oder moschusduftenden Atmosphäre wüsten Genußlebens,
das hier geschildert wird, kann sich an diesen buntschil¬
lernden und stets geistvollen Bildern, die uns in raschem
Wechsel vorgeführt werden, ergötzen. An der Laibacher
deutschen Bühne ist es seit Jahrzehnten üblich, sämtliche
Stücke mit dem Hinweis anzupreisen, daß sie Zug= und
Kassenerfolge großstädtischer Bühnen seien — als wenn
Wiener oder Berliner, Geschmack maßgebend wäre!
abgleich uns diese Gepflogenheit mehr zum Theaterbetrieb
eines Emanuel Striefe als dem eines vornehmen Thea¬
ters einer Landeshauptstadt zu passen scheint. Ausnahms¬
weise kleidete sich diesmal die Anpreisung in die frag¬
würdige Angabe: „Literarischer Abend". Als wenn etwa
ein „Anatol"-Zyklus für die deutsche Literatur bedeut¬
sam wäre und nicht vielmehr den faulig phosphoreszie¬
renden Sumpf unsrer modernen verrotteten Großstadt¬
kultur widerspiegelte, der vielleicht doch durch den jetzi¬
gen Weltkrieg ein wenig ausgefegt werden wird. Unter
einem „Literarischen Abend" stellen wir uns die Dar¬
stellung literaturgeschichtlich bedeutsamer Werke vor. Leug
nen wollen wir indessen nicht, daß die gegenwärtige
hiesige deutsche Bühne Kräfte besitzt, die einen Schnitzler
der hundertmal schwerer zu spielen ist als der marktgän¬


gige Possenschund, vornehm und pointiert herausbringen
Im Vordergrunde standen die Herren Fritz Goldha¬
ber und Eduard Loiber, die alle Vorzüge ihres für
solche Salonmenschen sehr geeigneten Spiels entfalteten.
Auch die Damen Annie Wipperich, Käthe Telona
und Josefine Brunner hatten interessante Aufgaben.
Im letzten Stück sah Frl. Wipperich nicht allzu verführe¬
risch aus, vielleicht gerade im Streben, mit ihrer gelben
Perücke möglichst viel aus sich zu machen. — Der recht gut
besuchten Vorstellung wohnte Seine Exzellenz Herr Lan¬
despräsident Baron Schwarz mit Frau Gemahlin bei.
(Phil. k.
box 9/2
gronto.
Quellen
ster Tagblatt
asschnitt aus:
vom MRZ 1916

durch Vermittlung der hiesigen Banca Generala, die ge¬
Ueberweisung der Beträge übernommen hat.
Arthur Schnitzler bei den Liederlässern. Mit gra¬
Interesse steht man dem Theaterabend der Liedertafel ent¬
gegen. Die zwei Einakter: Die Frage an das Schicksal und
Anatols Hochzeitsmorgen von Arthur Schnitzler, reizen zur
Neuzier. Anatol ist — doch wir wollen nicht aus der Schu¬
leplaudern so viel wollen wir sagen, daß fleißig gelernt
und geprobt wurde, so daß wir eine gute Aufführung er¬
warten können. Da nach Schluß des Theaters noch gemüt¬
liches Beisammensein ist, außerdem Gäste Zutritt haben,
dürfte der Abend stark besucht sein, weil Jeder dabei sein
will. Angefangen wird pünktlich 9½ Uhr, sodaß recht¬
zeitiges Erscheinen geboten ist, da nach Beginn der Vor¬
stellung die Saaltüren geschlossen werden.

garester lagblatt
vom
Dellisches Theater in Rum nen.
Arthur Schnitzler in der Liedertafel.
Es wäre interessant, zu untersuchen, wie der Weltkrieg,
r draußen mit harten Schlägen auch an die Pforten Rü¬
mäniens mit eiserner Faust pocht, auf geistigem Gebiete
in den neutralen Ländern sich fühlbar macht. Es wäre ap¬
pelt interessant, wenn es gelänge, das ganze geistig den
einer solch neutralen Nation in dem Rahmen nach¬
ternen Statistik zu fassen. Zweifellos hätte das Volk der
Dichter und Denker einen bevorzugten Platz in dieser Staa¬
tistik seiner geistigen Bedeutung nach zu beanspruchen. Es
hätte ihn zu beanspruchen; ob es ihn aber auch tatsächlich
hat, wenigstens in Rumänien, ist aber doch eine Frage¬
Gewiß, auf musikalischem Gebiete sind die Centralmächte
nicht auszuschalten und ein solcher Versuch würde nur mit
einem glatten Bankerott des Versuchers enden. Anders auf
literarischem Gebiete. Man schaue sich nur die Auslagen
unserer Buchhandlungen an! Wie wimmelt es da von leich¬
ten französischen Romanen, die sich dem Geschmack der gro¬
ßen Menge anpaßen, die darauf verzichten, in der Tiefe
zu schlürfen und die im allerweitesten Sinne dem mehr oder
minder schlechten Geschmacke des Durchschnittsleser in wei¬
testem Maße entgegenkommen. Man schaue sich aber auch
den Spielplan des Nationaltheaters, also der höchsten dra¬
matischen Kunststätte des neutralen Rumäniens an neben
den rumänischen nur französische Autoren! Wo bleiben die
deutschen Klassiker? Wo bleibt Jungösterreich und Jung¬
deutschland mit seinen ausgeprägten Charakterköpfen? Wo
bleiben Schönherr und Schnitzler, Hauptmann und Wede¬
kind? Wo bleiben die nordischen Autoren? Der eine Ver¬
such während des Krieges mit „Alt Heidelberg“ scheiterte
an dem Widerspruch einiger lärmenden Studenten. Seine
Majestät der Student hat verboten, deutsche Autoren auf¬
zuführen
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