II, Theaterstücke 4, (Anatol, 8), Anatol, Seite 667

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schaften aufspüren will, so muß man auf die spanischen Zwischen¬
spiele zurückgreifen. Nicht bei Schnitzler ist der Autor des
„Versöhnungsfestes" in die Schule gegangen, sondern bei Cer¬
vantes, und das begreif' ich. Denn — ich will gegen den
Wiener Poeten nichts sagen, aber der Spanier ist mir lieber.
Herr Lackner als diskreter Kellner wurde viel belacht,
Geberden, Mienen und Tonfall waren gut beobachtet und gut ge¬
bracht; die Bissigkeiten und Anzüglichkeiten, die er zu sagen
hatte, gingen ihm glatt von der Zunge. Herr Fürth gab den
betrogenen Gatten, wie mir scheint, fast mit zu feinen Mitteln; er
hätte vielleicht besser daran getan, stärker aufzutragen. Herr
Günther war ein wenig farblos, Fräulein Reinau aber hatte
H. S.
eine Rolle, die sich von selber spielt.
20. April.
Theaterchronik.
Die Saison geht ihrem Ende zu; die Novitäten, die in der allerletzten
Zeit auf dem Plan erschienen und auch die, welche noch vor Torschluß heraus¬
kommen sollen, dürften das Repertoirebild der Wiener Bühnen wenig
alterieren; auch Korfiz Holms dreiaktiges Lustspiel „Hundstage", das um
eine Woche früher als Presbers „Versöhnungsfest am Deutschen Volkstheater
zum ersten Male gegeben wurde, gehört zu diesen Novitäten. — Die Volks¬
oper erfreute mit einer sorgfältig einstudierten „Lohengrin"-Aufführung, die eine
sehr willkommene Neubesetzung aufwies: Herr Ritter sang zum erstenmal die
Titelrolle. — Im Raimund=Theater fand die 50. Wiederholung der Operette
„Hoheit tanzt Walzer“ unter Leitung des Komponisten Leo Ascher vor
vollem Hause statt, das Theater a. d. Wien feierte gestern das Jubiläum der
hundertfünfzigsten „Eva“=Aufführung. — An der Volksoper eröffnet Montag,
den 22. Signore Battistini, an der Neuen Wiener Bühne Mittwoch, den
1. Mai Bassermann ein mehrtägiges Gastspiel.
Das Mozarthaus in Salzburg.
In Salzburg fand dieser Tage der 31. Mozart=Tag statt, der
den einstimmig angenommenen Beschluß ergab, nunmehr, nachdem der Mozart¬
Hausbaufonds die Höhe von 40.000 Kronen erreicht hat, ungesäumt mit der
Erbauung des Mozarthauses, dessen Grundstein vor zwei Jahren gelegt
wurde, zu beginnen und die Ausschreibung für den Bau sofort zu veröffent¬
lichen. Der zur Verlesung gebrachte Jahresbericht enthielt neben einer musik¬
historisch wertvollen Arbeit über Salzburger Stammbücher zwei Nekrologe über¬
Hofopernsänger Josef Ritter und Generalmusikdirektor Felix Mottl.
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