II, Theaterstücke 4, (Anatol, 8), Anatol, Seite 668

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4.9. Anatol - Zyklu-
Aussen aus:
ENO 1913 Vosgehe, Zeitung, Berlin
vor:
gedeihen. In Wahrheit handelt es sich um die Vizepräsidentin
Theater und Musik.
-
eines Schwimmklubs, die sich durch eine Rekordleistung auf den
dem Hausherrn haarkle
Kleines Theater.
Präsidententhron schwingen wollte und der es äußerst fatal ist, an
Vorwande, daß der
Zum ersten Male: „Gesinnung", drei Einakter
der Befriedigung ihres Ehrgeizes gehindert worden zu sein. Indes
fordere, sich mit der Geli¬
der Zuspruch des Hausarztes, der herangeeilt ist, um den Narren
von Hans Müller
folgen scheint, aus dem
des Beglückungsdranges von der letzten Torheit abzuhalten, bringt
Das Stammland der pointierten Miniaturstückchen, die mit der
durch einen klügeren
die ehrgeizige Nymphe dazu, den Don Quichotte der Donau eine
Form von Bagatellen den Glanz von Juwelen vereinigen möchten
daß es sich wohl un
Weile in seinem Lebensretterwahne zu lassen, und das Schwimm¬
ist das Frankreich der Musset und Feuillet, das uns eine Anzahl
sehen handle. Aber
kostüm der Dame, das schließlich die holde Täuschung enthüllt, ver¬
der zierlichsten Proverben geschenkt hat. Die Seitenlinie de
wider ihren eigenen
mag nichts mehr wider die beglückende Kraft des Herzensbundes.
Familie aber, der die drei neuen Einakter von Hans Müller
ist durchgefallen, sie muß
Die Komik des unbeschäftigten guten Herzens ist hier gerade stark
angehören, die gestern unter dem etwas willkürlichen Sammel¬
und der aus allen Himme
genug, um die Verwegenheit der Voraussetzungen zu decken.
namen „Gesinnung" in Szene gingen, wurzelt in Wien, und
sein verteufeltes Glack, da
Dagegen leidet in den beiden anderen Einaktern der groteske
Schnitzler, der geistige Papa des Anatol, darf als ihr ähn¬
überraschende Schlußwend¬
Witz unter der Kompliziertheit des Anekdotenapparats, der ihn
herr angesprochen werden. Mit seinen pikanten Plaudereien
zu spät, um für die schwe¬
zu erdrücken droht. Das Stückchen „Der Minister" hat
teilen die knappen Dialoge Hans Müllers, die sich dramatisch
Voraussetzungen, die den
spezifisch österreichische Verhältnisse zur Voraussetzung. Der
selbständig zu machen suchen, die Neigung zum gesellschaftlichen
Gemeinheit hinabdrücken,
deutschnationale Abgeordnete Herterdings hat bei einem
Hautgont, die Vorliebe für die petits menages, die ihren Verwaltern
Gespielt wurde überw
der häufigen Systemwechsel Aussicht, Landsmann-Minister
große Wirtschaft machen, für verbitterte Süßigkeiten und überzahm
Kleinen Theaters. Dem
zu werden, muß aber jede Gefahr der Verdächtigung aus dem
gewordene wilde Ehen; auch die Voraussetzung einer blasierter
ohne rechtes Behagen
Wege räumen, wenn ihm die ersehnte Würde nicht entgehen soll.
Natur oder vielmehr Unnatur, die alle kostspieligen und wertlosen
wirkung nur durch einen
Deshalb will er einen Scheinbruch mit seiner Geliebten, der tschechi¬
Lebensfrüchte, verschlungen und sich übersättigt hat, ehe ihr
retten wäre, gab Herr
schen (Müller sagt fälschlich: böhmischen) Sängerin Maruschka,
der Sinn für rechten Lebensgenuß aufgegangen ist, weist
lichkeit. Aber Herr Adal
herbeiführen und diese angebliche Trennung dadurch besiegeln, daß
auf dieses Vorbild. Aber Anatol ist ein Charakter,
tarier in die dümmliche
er die Dame einem Parlamentskollegen, der ihm blindlings Folge
sich zwar, entsprechend seinem Wesen, in keiner
Frl. Irma Klaar,
leistet, als Braut aufhalst. Während er sich mit dieser diplomati¬
zweckbewußten Handlung aufwickelt, aber von vielen Seiten in
plumperer Art mit einem
schen Tätigkeit befaßt, erscheint der Ministerpräsident bei ihm, um
seinen Abenteuern zeigt, ein überfeinerter Eulenspiegel der Lebewelt,
rüstete, taten genug des
ihm einen Stimmungswechsel in den höheren Sphären be¬
ein Typus, wie ihn Schnitzler genden und satirisch bearbeitet hat.
Scherz. In den Einakte
greiflich zu machen; man wünscht jetzt keinen streng nationalen
Die Helden der Hans Müllerschen Einakter sind gesucht, ins
Herr Gustav Waldau
Mann, sondern einen Vertreter der milden Ausgleichstimmung ins
Groteske gesteigert, für Anekdoten, deren Witz einen großen Apparat
Er hatte für die zwei Ha
Ministerium zu bekommen. Rasch gefaßt, glaubt Herterdings auch
erfordert zurechtgemacht. Es handelt sich um skrupellose Hyperbeln,
Stümper der tatendurf
mit solcher Gesinnung dienen zu können und ruft zum Erweise die
die auf der Schneide eines bizarren Einfalls schweben. Ist dieser
Lebemann, der in seinem
tschechische Geliebte als seine angebliche Braut heran; aber die Dame
anekdotarische Witz ergiebig oder doch verblüffend genug, um eine
Eselei den Wald vor laute
hat sich auf seine Weisung bereits mit dem devoten Kollegen ver¬
Weile fortzuwirken, nachdem seine Methode erkannt ist, so
auf der Palette. Von jen
lobt, der nun mit der Braut zugleich die Ministerschaft davonträgt.
gibt man sich mit der dem Alltagsleben aufgepfropften
die das Wort erst zerdehn
Nicht nur der Held, auch der Autor ist hier überschlau und die Ge¬
Phantasterei zufrieden. Man nascht von der luftigen Speise
sehr lustigen Gebrauch zu
schichte so künstlich pointiert, daß die Spitze bricht.
und läßt den Schaum auf der Zunge zergehen. Das gilt von dem
lotte Waldow, die
Auch die dramatisierte Anekdote von der „Garage" leidet an allzu
bizarren Stückchen „Das Höchste", das die Blasiertheit, ja Ver¬
energisch betonte, und Frl.
großer Umständlichkeit der Erfindung. Ein zwischen Ueberfluß und
zweiflung der erfolglosen Tugend zur Voraussetzung hat und die
Garage die halbweltliche
Mangel schwankender Schriftsteller pflegt in den Tagen der Ebbe
Heilung durch einen Schwabenstreich zu bewirken sucht. Der Held
die Wirkung getan. Das
seine Herzensdamen einem reichen ältlichen Verehrer anzuhängen,
hat bisher mit seinem Drang zu edlen Taten lauter Unheil ange¬
dung; nach dem Mittelstü
um sie in der Zeit der Flut wieder heimzuholen. Die jeweiligen
richtet und ist deshalb drauf und dran, ins Wasser zu gehen. Aus
haltend genug, um mit
Unterkunftsstellen vergleicht er mit Garagen. Seine schöne
dem Element aber, in dem er den Tod suchen will, taucht ihm die
Rampe zu bringen. A.
Nina befindet sich seit einiger Zeit in der Garage eines ältlichen
Rettung empor, er sieht inmitten der Donau ein mit den Fluten
Freiherrn von mäßiger Gefährlichkeit; während sein neues Stück
ringendes Mädchen, stürzt sich in den Strom, um die vermeint¬
Die gestern neu aufgefüh
aufgeführt wird, läßt er sich von ihrer Lanne zum Souper in das
liche Selbstmörderin zu retten, schleppt sie trotz ihres Widerstandes
Gemeinschaft mit drei ander
freiherrliche Haus bestellen, um für den Fall eines Erfolges mit
titel: „Gesinnung, respe
as Land und läßt ihr auf seiner Villa die sorgfältigste Pflege an= 1 ihr auf und davon zu gehen. Es macht ihm diabolischen Spaß, 1 reichischen Verlage (Wien)