II, Theaterstücke 4, (Anatol, 7), Anatols Hochzeitsmorgen, Seite 5

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4. 7. Anatols Hochzeitsmor
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Telephon 12.801.
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I. österr. behördl. konz. Unternohmen für Zoltungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
Quellenangabe ohne Gewähr.
6. 1906
Ausschnitt aus:
ven Dirksphirkt Anzeioen
Wsesldenstheater. Die Scselschaft Binsemann hat
ihr Gastspiel hier begonnen. Sie kommt mit einer Anzahl wert¬
voller literarischer Stücke. Entspricht die Darstellung nur einiger¬
maßen den Anforderungen, die an ein künstlerisches Unternehmen
dieser Art zu stellen sind, so kann das Ensemlle bei uns eines
herzlichen Empfanges gewiß sein. Nach dem ersten Eindruck,
den die Aufführung von Strindbergs Fräulein Julie
hinterließ, möchte man am liebsten weder den literarischen Ge¬
schmack des Leiters, noch die Darstellungsweise der Künstler
beurteilen. Das Stück: naturalistisch und doch im Grunde
naturlos, ein Werk der Literatur vor 13 Jahren, zerrissen, von
aufdringlicher Tendenz, ein Gemisch von hitziger Siederei und
eiskalter Reflexion, in all seiner Brutalität an die Grenze der
Lächerlichkeit streifend, nicht der gewollten, sondern jener anderen,
die eintritt, wenn bei einem Schriftsteller zwischen seiner Absicht
und deren Ausführung ein heilloser Bruch entsteht. Die Dar¬
stellung: ein bloßes Reproduzieren von Handlungen und Reden
ohne einen umhüllenden Ather von künstlerischem Geist, ein
dramatisierter trockener Lokalbericht, eine Aufführung # ver¬
mischten Nachrichtenstil. Auf Fräulein Julie folgte Arthur
Schnitzlers Einakter: Anatols Hochzeitsmorgen. Alles,
ging hier gut, bis eine in ihrer körperlichen Erscheinung für die
weibliche Hauptrolle unmögliche Darstellerin die Wirkung des
Stückes einfach warf. Alles in allem, literarisch und theatralisch
ein unbegreiflicher Anfang, dem weitere Taten folgen müssen, ehe
man ein eigentliches Urteil fällen kann.
F. K.
K oG
box 8/3
Telephon 12.801.
„OBSERVER
I. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
(Euelienangabe ohne Guwühr.
Ausschnitt aus:
National Zeitung, Beks
vomä- 6. 1906
G. ]. Dresdner Theater. Im Residenztheater begann das
Direktor Linsemann'sche Ensemble aus Berlin Freitag abend
ein auf zwei Monate berechnetes Gastspiel mit zwei für Dresden
neuen Stücken: dem naturalistischen Trauerspiel „Fräulein
[Julie“ von August Strindberg und dem Lustspiel „Anatols
Hochzeitsmorgen“ von Arthur Schnitzlex. Beide Stücke,
von denen Strindbergs Drama um zehn Jahre zu spät nach
Dresden kommt nachdem die Wogen des krassen absoluten
Realismus und der Dekadenz längst zurückgeebbt sind, wurden
gut gespielt, namentlich Schnitzlers erheiternde Plauderei, und mit
langanhaltendem Beifall bedacht. Heute bringt Paul Linsemann
[Ernst Kleins Schwank „Die Erziehung zum Don
Juan“, der demnächst im Berliner Lustspielhaus zur Aufführung
gelangen wird und der vor kurzem in Hamburg einen durchschla¬
genden Erfolg erzielte.
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3/ 07
□ Feuilleton.
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„Fräulein Julie“ und „Hnatol“.
Auf
Gastspiel der Schauspielgesellschaft Linsemann im Residenztheater.
alten Ges
Die Schauspiel=Gesellschaft des Herrn Direktors Paul=verachtu“
Linsemann aus Berlin ist wieder als willkommener Gast pilant“
im Residenztheater eingekehrt. Sie stellt uns eine Reibe v
Aufführungen in Aussicht, die hoffen lassen, daß die höber¬
stehende moderne Bühnenliteratur den üblichen Sommerschle
des literarischen Levens in Dresden nicht gänzlich mitr sder
träumen wird. Ibsen, Tolstoi, Wilde, Schnitzler u. a. sollen in an
einigen ihrer Werke vorgeführt werden. Der Anfang wurde zer
1 Ra
mit zwei sehr gegensätzlichen Einaktern gemacht; auf Aug
Strindbergs, des großen Weiberhassers, naturalistisches lein I
Trauerspiel „Fräulein Julie“ folgte Arthur Schnitz= ihrem Fal
lers, des weichen Erotikers, dramatisches Capriccio „Ana=Eine inten
tols Hochzeitsmorgen“ die abschließende Bluette des der mit der
sättigung
aus 7 Teilen bestehenden Anatol=Zyklus. Zuerst also der nun
rungen de
ergraute schicksalreiche Schwede, der einer der proteusartigsten
im Residen
Geister der nordischen Literatur ist, einer der verblüffendsten
schwebte n
Ueverwinder geistiger Gegensätze, der den Weg von Rousseau zu
gespielt wi
Voltaire ging und nun endgültig im Haß gegen das männer¬
lers mit 5
verderbende Geschlecht festzusitzen scheint. Sein „Fräulein
Julie“ (1888) ist ein Experimentstück aus der Werdezeit des hstörte vielg
naturalistischen Dramas, und nicht zufällig hat ihm der Dichter dem Dien¬
eine programmatische dramaturgische Abhandlung mit auf den Herrische
Weg gegeben. Man hoffte damals noch das théätre intime jerotische 2
gründen zu können, in dem es auch geistig keine Galerie, son=[seinere N##
dern nur ersten Rang geben sollte. Das Leben wie es ist, wollte wurde von
man auf die Bühne bringen, und schließlich stellte sich doch her=[Charakteri
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aus, das auch der Naturalismus eine Stilisierung ist und sich
mi Doktrinarismus und allerlei dem Leben widersprechenden lfeingliedri
Willtürlichkeiten zu vereinen strebt. Daran fehlt es in Strind=Kraft schlu
markantes
bergs interessantem Werkchen nicht obgleich er selbst betont, daß
sein Motiv „außerhalb der Parteikämpfe des Tages“, liege. Ifür jugen¬
Denn die Charakterschilderung des Dieners Jean ist im Grunde leine auße
weiter nichts als eine Wiederspiegelung des sozialen Kampfes! Kopf, ein
in einer Bedientenseele, die sich zum Herrschen fähig fühlt. des Körpe
Unbedingt ist auch diese Figur die gelungenste des Dramas, iregung
die überzeugendste und wahrste. Dieser Mann ist gesund, ausijunge Gr