II, Theaterstücke 4, (Anatol, 7), Anatols Hochzeitsmorgen, Seite 19

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Hochzeitsmor
4.7. An
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Matols nochzelesnergen
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lichsten für neue Leidenschaften und Liebe sind, das den Traum der Dämmerung. Diese Stimmungs¬
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will Rittner in seinem dramatisierten Essay bewei=malerei, ohne eigentlichen Ausklang, wurde von
„Zemleion. #7%
ssen. Eine junge hübsche Lebedame, die Maitresse Fräulein Galafrés und den Her#en Edtho¬
eines hohlen, langweiligen Menschen, ennuyiert sich
[fer und Leyrer vortrefflich dargestellt. Es ist
Eine literarische Matinee,
arg. Die Anwesenheit ihres Galans, der ihr als eine
nicht leicht, das Stück so zu spielen, daß es beim
Marionette gilt, macht sie gähnen. Sie empfindet
Publikum die vom Dichter beabsichtigte Wirkung
+D. K. Wien 10# Jgnal. (
liefe Sehnsucht etwas zu erleben, nach einem wirk¬
erzielt, und Schauspieler, die die Intentionen des
Der Wiener Schriftsteller= und Ibuslisten“
lichen warmblütigen Menschen. Da tritt unver=Autors nicht zu erfassen vermöchten, könnten leicht
verein „Concordh ay hat heute im Rahmen einer
hofft ein bleicher junger Mann im Trauergewande unfreiwillige Heiterkeit erzeugen, denn der Dialog
Kliterarischen Matin#derlgeistigen Gämeinde Wiens
in ihren Salon. Er hat sich in der Treppe geirrt,
und ne erweisen sich mitunter als ein zwei¬
einige Ematter arf der Huthte vorgeführt, die,
schneidiges Schwert.
denn er wohnt ein Stockwerk höher. Seine von
trotzdem deren Auppkyléiken klangvollen Namen ihm heiß geliebte Gattin ist vor wenigen Tagen
In dem zweiten Stücke „Der Pechvogel“
besitzen, lange, lang Zeit in den Direktionskanzleien gestorben; das schwere Leid trüht die Sinne des
lernte man den bekannten Librettisten A. M. Will¬
Wiener Theater gelegen sind, ohne bisher das
armen Witwers und so ist er# in seiner trau¬
ner von einer neuen künstlerisch wertvolleren Seite
Pampen=Licht erblicken zu können. Die interessante
rigen Zerstreutheit unversehens in die fremde
kennen. Die Handlung spielt im Gefängnis der
und auresende Veranstaltung fand in dem jüngsten
Wohnung geraten. Die neue eigenartige Erschei=Conciergerie in Paris um 1793. Zwei adelige Da¬
Wiener Musentempel, in dem Johann Strauß= nung fesselt die Lebedame, sie hält den Mann bei men und zwei adelige Herren harren des letzten
TTheater stait. Das einleitende Stück „Besuch
sich zurück, der sich, seines Irrtums gewahr gewor= Ganges zur Guillotine. Einer davon, der Marquis
In der Dämmerung“ von Thaddäus Rittner
den, entsernen will ihm lut die lang entbehrte von Fontenailles, ist der Pechvogel. Auf der Flucht
ist allerdings ganz neu. Bei dem einen oder ande¬
Frauenstimme wohl, und sie ist glücklich, den über die Grenze wurden die Pferde knapp vor dem
Nn Werke schien es nicht unbegreiflich, daß die ge= Schmerz zu grüßen, einen Hauch des Lebens zu ersehnten Ziel scheu, er fiel aus dem Wagen und

schäftsklugen Direktoren es nicht aufgeführt haben, empfangen, jemandem helfen zu können. In diesem wurde verhaftet. Still und ergeben tragen die Ari¬
dein bei allen poetischen Schönkeiten und feinen, Bewußtsein fliegen ihre Empfindungen dem Fremd=stokraten ihr Geschick. Nur eine von ihnen, die
lykischen Stimmungen fehlt die Bühnenwirksamkeit.
ling zu, und sie weiß in ihm trotz seines Schmerzes junge, blühende Madeleine von Chateaudun sehnt
Das käßt sich gleich von dem „Besuche in der Däm¬
neue Gluten zu schüren. Dunkelheit umgibt beide, sich nach Frühling. Die anderen haben das Leben
merung“ sagen, der eigentlich nur eine etwas weiter sie können einander nicht ins Antlitz schauen, aber gekostet, sie konnte es noch nicht genießen und vor —
ausgesponnene Skizze ist, die freilich von einem
sie hören den Pulsschlag ihrer Herzen und fühlen ihrem Ende möchte sie noch gerne die Freude am
Poesen stammt. Daß man im Mysterium der Dun- ihren fieberhaften Atem. Da, in dem Momente, [Irdischen empfangen. Und die wird ihr im Kerker —7
kelheit anders fühlt und denkt als beim grellen als sie sich gefunden, läutet es, der Freund der Dame
Denn ihr Schicksalsgenosse, der „Pechvogel“, verläbt
Schein strahlenden Lichtes, daß gerade die durch erscheint, er und die das Auge blendende Beleuchtung, sich in das iunge Mädchen und lehrt sie die Süßig¬
tiefsten Schmerz aufgepeitschten Nerven am empfäng= die bei seinem Eintritt das Zimmer erhellt, zerstörenlkeiten und Wonnen der ersten Liebe.


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