II, Theaterstücke 4, (Anatol, 7), Anatols Hochzeitsmorgen, Seite 20

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Anatols Hochzeitsmor
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4.7. Adieis- nechzeresnengen

Der mitgefangene Baron von Bressac will Wie er den Krämer anlegt, der harmlos heiytkehrt, unter dem Eindrucke der Konstantinopeler Mel¬
das Glück des jungen Paares länger andauern bald bei der Anwesenheit des jungen Prinzen Ver= dung von neuen Vorschlägen Oesterreich=Ungarns
lassen und gibt sich dem trinkseligen Kerkermeister dacht wittert, die Rolle aus ihrer schlichten, weh. an die Türkei. Wenn man hier auch jetzt noch
für den jungen Marquis aus, der früher als er mütig heiteren Art allmählich in die schwere Ge= nicht die Hoffnung aufgegeben hat, daß diese Ver¬
kränktheit des sich betrogen fühlenden Ehemannes handlungen ergebnislos verlaufen, so kann man
zum Tode geschleppt wird. So bleiben die Beiden
ausgestaltet, sich in der brillant durchgeführten sich doch nicht darüber täuschen, daß das Zustande¬
allein und die Sonne und der Frühling wandeln
Fechterszene zu packender, tragischer Wucht erhebt, kommen eines Einverständnisses zwischen Oester¬
reich-Ungarn und der Türkei jetzt zumindest wahr¬
das Gefängnis zum Paradies. Das Glück wird
und in dem Momente, da er von der Schönheit
scheinlicher geworden ist. Jedenfalls bedeutet die
jählings zerrissen, denn der Geliebte wird von der
Seite Madeleines zum Tode geschleppt. Daß ihn seines treulos geglaubien Weibes hingerissen, den
Wiederaufnahme der Konstantinopeler Verhand¬
sein Pech nicht verlassen hat, erfährt er ##ischer= Dolch fallen läßt und den süßen Ton des Lieb¬
lungen auf Grundlage der neuen Vorschläge einen
be=habers anschlägt, — das hat dem Wildeschen Werke
weise jetzt. Denn er ist einer der wenig“
gnadigt worden sind, und an seiner Stelle hat Ba¬einen neuen kraftvollen Inhalt gegeben und dassharten Schlag für Serbien und seine
Publikum, welches in atemloser Spannung in[ Politik, weshalb die hiesigen politischen Kreise
ron von Bressac, der ihm unter seinem Namen im
dem Bann der Kainzschen Kunst verharrte, zu stür= neue Ursache zur Verstimmung haben. („Voss.
Tode vorausgehen wollte, die Freiheit empfangen.
mischen, lauten Ovationen für den genialen Künst= Zeitung.“)
Belgrad, 11. Jan. (Priv.) Der serbische Mi¬
An dem Stücke hat uns eine wunderbare Liebes¬
ler hingerissen den man nun in Wien drei Monate
nisterrat hielt gestern abends unter dem Vorsitz
szene besonders gefallen, die von dem hochbegabten
missen muß. Mehr als ein dutzendmal mußte Kainz
des Königs eine Beratung ab in welcher die Hal¬
Fräulein Hannemann in Spiel und Erschei¬
nung zührend und ergreifend und von ihrem Part= vor dem Vorhang erscheinen. Seine Meisterleistung
tung Serbiens im Falle einer Verständigung Oester¬
bildete den Höhepunkt der Matinee.
reichs mit der Türkei verhandelt wurde. Der ser¬
ner, Herrn Edthofer, mit tiefer Empfindung
Schnitzlers Skizze aus dem Junggesellen¬
wiedergegeben wurde. Das Publikum nahm den
leben „Anatols Hochzeitsmorgen“ be= bische Emissär in Konstantinopel, Stojan Novako¬
Einakter mit#rkem Beifall auf und rief die Dar¬
schloß die Vorstellung. Sie kennen ja in Prag den hwic wurde dieser Sitzung beigezogen. Es wurde be¬
steller und den Dihter wiederholt.
ganzen Anatol von der Bühne, ich brauche dahersschlossen, noch einen letzten Appell
Nun folgte Oskar Wildes „Eine flo¬
nur festzustellen, daß Leopold Kramer ein Anatollan die Jungtürken zu richten, das An¬
Zu diesem Zweck
rentinische Tragödie“. Dieses Werk ver¬
von liebenswürdiger Bonhommie und munterer gebot Oesterreichs abzulehnen.
wochte bei wiederholten Aufführungen außerhalb
Wiens, so auch bei Reinhardt in Berlin, niemals Heiterkeit war, Fräulein Galafrés spielte dis beorderte die Regierung Novakowic neuerdings
nach Konstantinopel.
recht zu interessieren. In Wien hat es wuchtig verlassene Geliebte degagiert und charmant. Def
Das Komitee der serbischen Banden¬
eingeschlagen, und das verständige Publikum in an mannigfachen Eindrücken reiche und belebtt
lorganisation beschloß, bei der türkischen
gelinde Jubelraserei versetzt. Das hat Josef! Abend erhielt so einen heiteren Abschluß.
Gesandtschaft in Belgrad wegen der bevorstehenden
Kainz, der den Simone gab, zu Wege gebracht.