II, Theaterstücke 4, (Anatol, 7), Anatols Hochzeitsmorgen, Seite 22

Stiania, Genk, Kopen¬
n
Is Hochzeitsnorge., box 8/3
4.7. An
e nenennnnnn nnnemen
and. Minneapolis, New-York,
#eisco, Stockholm, St. Petersburg.
Quellenangabr ohne Genühr).
Ausschnitt aus: Berliner Perm #ter, Beri
Morgenausgabe
vom:

Unser Wiener Korrespondent schreibt uns:
Ein buntscheckiges Novitätenquartett, durchwegs,
wie sich bei einer Veranstalterin der „Concordia“ von
selbst versteht, mit literarischer Marke, hat gestern,
Sonntag, bei einer Matinee im Johann Strau߬
Theater seine Wirkung erprobt. Aus den vier höchst
ungleichwertigen Stücken leuchtete gleich einem kost¬
Telephon 12.801.
baren Edelstein Wildes leidenschaftserfüllte, mit
unerbittlicher Grausamkeit wahrhaft elementar die
Katastrophe vorbereitende und durchführende „flo¬
O
rentinische Tragödie“ hervor. Das ist
„OUSERVEN
komprimierte Dramatik, frei von aller Theatralik.
Das kleine Meisterstück verschaffte dem Publikum das
1 österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Meisterstück einer Darstellung des hab¬
gierigen Kaufmann Simone durch Josef Kainz.
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Mit durchdringendster Charakteristik spielte er dieses
Vertretungen
Gemisch von Habgier, Schlauheit, Verschlagenheit
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genk, Kopen¬
und Rittertum für die Ehre seines Hauses. Etwas
hagen. London, Madrid, Mailand, Minnenpolis, New-Vo.d.
von den unheimlichen Zügen des Goldschmieds im
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
„Fräulein von Seudery“ fließt in die Darstellung
(Quelienangabe ohne Gewähr).
der Simeone durch Kainz hinein. Er hatte gewaltige
Momente, z. B. wie er scheinbar ohne Nebenabsicht
Ausseknift aus:
den Prinzen bewog, mit ihm den Degen zu kreuzen
Wener Zeilund. We
und als er mit wahrer Wollust dem dahingestreckten
Jüngling das schwarze Tuch über das wachs¬
vom:
gelbe Gesicht breitet. Das Publikum bereitete

dem Künstler rauschende Ovationen. Kainz hat
sich um das Werk Wildes ein besonderes
Johann Strauß=Theater. Sonntag den 10. d. fand
Verdienst durch die stilgetreue, die zartesten Absichten
gihe von der „Concordin“ veranstalkete Matinee statt, in der vier
des Dichters verwirklichende Inszenierung erworben.
Einakter, Novitäten 4 vön Mitgliedern des Burg= und Volks¬
Auch Frau Medelsky, eine sympathische und
theaters, aufgeführtwürden. Den Glanzpunkt bildete „Eine
leidenschaftliche Blanca, sowie Herr Gerasch als Prinz
florentinische Tragödie“ von Oskar Wilde
ernteten vielen Beifall. Das Stück kommt im Früh¬
(deutsch von Max Meyerfeld). Der Kaufmann Simone
jahr ins Burgtheater.
Der Textdichter Goldmarks und auch so vieler
(Herr Kainz) trifft, als er Abends von einer Geschäftsreise
Operettenkomponisten A. M. Willner ist nun so¬
zurückkommt, bei seiner schönen Frau Bianca (Frau Medelsky)
die Dichter ohne Musik
zusagen auch unter
Guido (Herrn Gerasch), den Sohn des Herzogs von Florenz.
packenden Dramolet
gegangen. In dem einakti
a10
Mühsam verbirgt er unter einem Schwall von glitzernden Worten
aus den Tagen der französischen Revolution „Der
und demütigenden Bücklingen seine Eifersucht, weiß aber alles
[Pechvogel“ zeigt Willner feine Witterung für
Die vier Uebriggebliebenen
so zu wenden, daß er schließlich in einem scherzhaft anfangenden
dramatische Wirkung.
einer aristokratischen Gesellschaft, von der einer nach
und mit dem Tode Guidos endenden Zweikampf schreckliche
dem anderen zur Guillotine geschleppt wurde, erwarten
Rache nimmt. Bianca aber, die ihm im Kampfe den Tod
stündlich die Berufung zum letzten Gang. Die
wünscht, ist durch die Kraft seiner Leidenschaft und seine
fromme alte Herzogin muß zuerst daran. Dann soll
Tapferkeit völlig verwandelt. Er hat sie, und nun ganz
der Marquis folgen. Für ihn opfert sich der dem
wiedererebert. Man begreift nicht, daß dieses glänzende
betrunkenen Kerkerschließer gegenüber sich als Marquis
Kunstwer nicht schon längst aufgeführt worden ist,
ausgebende Baron, damit der Liebeszwiegesang
daß das Burgtheater sich des Stückes nicht schon längst bemächtigt
zwischen dem Marquis und einer bildschönen
Aristokratin nicht so früh zerstört werde. Der
hat. Dei Dichter hat in den drei Darstellern kongeniale Inter¬
Marquis wird zeitlebens vom Pech verfolgt — und
preten gefunden. Herr Kainz insbesondere wurde immer
auch über die Kerkermauern hinaus. Ein Abgesandter
und iminer wieder hervorgejubelt. — Thaddaus Rittners
des Tribunals erscheint, um mitzuteilen, daß der
„Bejsich in der Dämmerung“ sucht in einer hin¬
Marquis freigesprochen sei. Man glaubt ihm
gehauchten Skizze einen vortrefflichen Gedanken darzustellen.
nicht, daß er der Marquis und der Andere nur
Eine Dame (Fräulein Galafres), die an einen älteren
sein Stellvertreter gewesen, und er muß seinen Kopf
unter das Beil legen. Der kleine, zum Teil stimmungs¬
Freund (Herrn Leyrer) gefesselt ist, fühlt die Schalheit ihres
volle Akt wurde namentlich von Fräulein Hanne¬
Lebens gerade an diesem Tage, in dieser Stunde der Dämmerung
imann und Herrn Kramer mit großer Lebendigkeit
bis zum Lebensüberdruß. Ein Herr, der neben ihr wohnt (Herr
und Empfindung gespielt.
Edi hufer), tritt durch einen Irrtum in ihre, statt in seine
Ein etwas schwüles, gekünsteltes, rein theatralisches
Wohnung. Er ist im tiefsten Schmerz; seine geliebte Frau ist ihm
Schauspiel von Thaddäus Rittner: „Besuch
gestorben. Echte Empfindungen stoßen hier aufeinander, die echtes
in der Dämmerung“ — ein Mann, der vor
wenigen Stunden Witwer geworden, verirrt sich in
Menschentum auslösen. Die Unterredung wird durch das Wieder¬
das Boudoir einer schönen Frau, die, bezwungen von
kommen des alten Freundes gestört. Leider hat die Kraft des Dichters
seinem Schmerz ihn so sehr zu fesseln weiß, daß er an
nicht hingereicht, um den reichen Stimmungsgehalt der Sitnation
vermochte es
ihrer Seite seinen Kummer vergißt —
lebendig zu machen oder besser dem Ahnungsvermögen des
bei seiner Blutleere, trotz der reizvollen Darstellung
Zuhörers nahe zu bringen. Vielleicht kann eine solche Aufgabe
durch Fräulein Galafrés, zu keinem Erfolge zu
auf der Bühne heute nur Maeterlinck ausführen. Dem Stück
bringen.
folgte Beifall und Zischen. Die vortrefflichen Schauspieler konnten
Den heiteren Beschluß der interessanten Matinee
bildete der Schnitzlersche Lustspielakt „Anatols
die Schlacht nicht retten, die der Dichter schon verloren hatte. —
Von der Anatolserie
Hochzeitsmorgen“.
A. M. Willners „Pechvogel“ spielt zur Zeit der
Schnitzlers sind uns die Wiener Bühnen gerade
sogenannten Schreckensherrschaft in Paris und ist nicht ohne
diese Austigste, flotteste Schlußpointe mit ihrer
Geschick, wenn auch nicht übermäßig originell, gearbeitet. —.
köstlichen Verlegenheitssituation schuldig geblieven.
„Anatols Hochzeitsmorgen“ von Arthur Schnitzles!
Galafrés entfaltete als das
Elsa
a#
ans seiner ausgelassenen Stimmung durch die Mit¬
schloß vergnüglich die interessante Vorstellung. „
keilung, daß die Hochzeit, zu welcher Anatol gehe, seine
seigene sei, so jäh gerissene süße Mädel die unge¬
bundenste Lustigkeit, um dann einen köstlich weiner¬
lichen Ton zu finden. Herr Kramer war der
richtige, elegante, leichtlebige Bräutigam in tausend
Aengsten. Das Publikum unterhielt sich bei „Anatols
Hochzeitsmorgen“ köstlich.