II, Theaterstücke 4, (Anatol, 7), Anatols Hochzeitsmorgen, Seite 39

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Hochzeitsmor
Anato
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(Quelienangabe ohne Gewähr.)
7 Ausschnitt aus:
8
E vom. 129.
Pikanfe-Bätter Wien
(Deutsches Dolkstheater.) Ein verlorener
Abend, an dem es nur einen Lichtpunkt gab:
„Anatols Hochzeitsmorgen“ von dem
jüngst an dieser Bühne entdeckten Arthur
Schnitzler. Wenn auch der Dichter in seinen
ren Werken tiefer und innerlicher geworden
ist, so wirkt doch jedes seiner Jugendstücke durch
den kecken und stets geistvollen Uebermut;
Schnitzler bleibt stets elegant und fein, selbst
dann, wenn er Situationen schildert, die ihm
Gelegenheit zu Zweideutigkeiten bieten würden.
Herr Kramer als Anatol brachte einer seiner
besten Leistungen; diese Rolle ist ihm wie auf
den Leib geschrieben; Herr Klitsch war gut
und Frl. Galafrés erfreute Herz und Sinne
durch Spiel und Toilettenpracht. „Auf¬
erstehung“ von Felix Salten hat bereits im
vorigen Jahre in dem Zyklus „Vom anderen
Ufer“ ziemliche Wirkung ausgeübt und tat auch
diesmal seine Pflicht. Der zugrunde liegende
Gedanke ist eigenartig und grotesk, und Salten
ein Bühnentechniker, der alle Wirkungen heraus¬
zuholen versteht. Herr Homma hatte endlich
wieder einmal Gelegenheit, eine Figur auf die
Bühne zu stellen, in der er zeigen konnte, was
er vermag; er machte aus dem Klavierlehrer
eine Gestalt, die allein es der Mühe lohnt, sich
das Stück anzusehen; Frau Glöckner war
wie stets: natürlich, wohl das größte Lob, das
man einer Schauspielerin zollen kann. Den
Beginn machte ein Stück „Der Pechvogel“
von A. M. Willuer, das einzig und allein
durch das Milien zu wirken sucht. Der Stoff
ist zu armselig, um daraus ein Operettenlibretto
zu fabrizieren und reicht deshalb noch weniger
für einen Einakter aus. Die Leistungen der
Damen Hannemann, Schweighofer und
der Herren Kramer und Edthofer war
verlorene Liebesmüh'. Zum Schlusse kam ein
Stück, daß eine sehr energische Ablehnung erfuhr,
wie man sie an dieser Bühne schon lange nicht
mehr gesehen hat. „Die grüne Schnur“ von
Max Bernstein soll eine Satire auf die
Landjustiz darstellen, aber die Geschichte fängt
so langweilig an und wird immer langweiliger,
daß man das Ende nicht erwarten konnte,
sondern früher wegging. Thoma hat glänzende
Typen dieser Art geschaffen, aber um sie auf
die Bühne zu bringen, muß man wenigstens den
sie verbindenden Kitt aus eigenem beistenern.
Schade ist es um die geradezu hervorragende
Leistung des Herrn Amon, der eine glänzende
22 Schreiberfigur auf die Bühne stellte.