Anatols Hochzeitsnor
4. 7 B n ch n. I. Sn Ken
77
„OBSEKVEK
I. österr. behördl. konzessioniertes
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien I, Wollzeile 11
Telephon R-23-0-43
Ausschnitt aus:
Nenes Liener Coutzel, 1,
vom;
17 J0L 1934
(Theaterabend der Neuen Schule für Musik und Bühnen¬
kunst.) Die Schauspielschule dieses Instituts unter der Leitung
des Kammerschauspielers Professor Ernst Arndt, brachte Artur
Schnitzlers „Anatols Hochzeitsmorgen" und Szenen aus
Födoks „Klechenmaus“ zur Aufführung. In dem Schnitzler=Stück
fiel als Ilona Fräulein Jua Mare, eine junge, interessant ge¬
staltende Schauspielerin, auf, die zweifellos Bühnenreife erlangt
hat. Franz Westphal, ein scharmanter junger Mann, war ein
gewinnender Anatol und auch in der „Kirchenmaus“ als Baron
Ulrich neben Gerda Pirka gut am Platz. Die im internationalen
Filmwettbewerb mit dem ersten Preis ausgezeichnete Evi
Panzner brillierte in einigen Soloszenen, ebenso der junge Josef
Kepplinger, der den zweiten Preis erhalten hat. Die musikalischen
Darbietungen des Abends hatten ebenfalls anerkennenswertes
Niveau. In einem Fragment aus Smetanas „Verkaufter Braut“
verdienten sich Wilhelmine Wych und Milenko Jakobini als
Marie und Wenzel ihre sängerischen Sporen. In „Hänsel und
Gretel“ erzeugten Trudl Möllnitz (Hänsel), Josefine Jedlicka
(Gretl) und Anni Masser (Sandmännchen) musikalische Märchen¬
stimmung. In der „Cavalleria=rusticana“=Szene gesielen Steffi
Kopetsnik (Santuzza) und der sympathische Tenorist Josef Katz.
Hansi Zimmermann erwies sich mit einer Arie aus „Mignon“
als vielversprechende Koloratursängerin. Ueberdies wirkten auch
zwei Schüler der Klavier=Meisterklasse Marianne Munk=Wei߬
berger mit: Josef L. Kende, der durch wirkungsvolles Spiel für
eigene Kompositionen warb, und Karl Wimmer, der mit Werten
von Chopin und Liszts „Rigoletto“=Paraphrase technisch sehr
weit vorgeschrittenes pianistisches Können zeigte.
Dr. J.
box 8/3
Telephon 12801.
P abee Erreisan
O l. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quel’enangabe ohne Gewähr.)
F Ausschnitt aus: Prager Abendblat
J6812.1900
E vom:
Theater.
x. x. Deutsches Landestheater. Die Tragik
der „Liebelei“ wurde gestern der Liebelei=Komik
zweier „Anatol“=Episoden gegenübergestellt. Um
die Entwicklungsphasen in Schritzlers Schaffen
zu kennzeichnen, bätte man die Tn Einakter,
deren ursprüngliche novellistische Form seiner früheren
Schriftstellerischen Periode angehört, der „Liebelei“¬
Tyägödie vorausetzen sollen. Andererseits wurde gestern
Krade eine erheiternde Stimmung nach dem mo¬
deuen „Gretchen"=Drama notwendig, da sich viele
seksible Gemüter im Zuschauerraum befanden, auf die
„Cbristinens“ Schicksal tief erschütternd wirkte. Frl.
v. Helling legte allerdings beredte Seelenqual in
die unsere „Gesellschaft und Sitte“ bilter anklagenden
Schlußworte; man hörte aus den oberen Rängen
des Theaters mitfühlendes Schluchzen und dann
das Geräusch eines Falles. Hat wirklich dies Lebens¬
bild mit seiner krassen, tiefen Wahrheit jemanden
niedergeworfen? Nun, die weiteren „Liebeleien“ auf
der Szeue liefeu ja minder folgenschwer ab und die
„ins Wasser gegangene Christine“ erschien in heiterer
Metamorphose wieder am „Auatols Hochzeits¬
Imorgen“ und zerschlug mit drolliger Wut Teller und
Tassen, als sie erfuhr, daß sie an „Anatols“ Polter¬
abend mit ihm von der Redoute in sein Heim ge¬
kommen sei. Sie polierte eben noch am nächsten Vor¬
mittag, als Anatol schon zur Trauung mit der an¬
deren ging. Frl. von Hellings Wandlungsfähig¬
keit in Ehren! Den „Auatol“ gibt Herr Viktora
letwas nüchtern in der Sprache, aber sonst mit natür¬
lichem Witzesansdruck. Die Freundesrolle des „Max“
müßte wie der „Anatol“ durchgeheno von ein und dem¬
selben Darsteller gespielt werden, von Herrn Frei¬
burg oder Onno, unter die sie jetzt stückweise ge¬
teilt wird!
4. 7 B n ch n. I. Sn Ken
77
„OBSEKVEK
I. österr. behördl. konzessioniertes
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien I, Wollzeile 11
Telephon R-23-0-43
Ausschnitt aus:
Nenes Liener Coutzel, 1,
vom;
17 J0L 1934
(Theaterabend der Neuen Schule für Musik und Bühnen¬
kunst.) Die Schauspielschule dieses Instituts unter der Leitung
des Kammerschauspielers Professor Ernst Arndt, brachte Artur
Schnitzlers „Anatols Hochzeitsmorgen" und Szenen aus
Födoks „Klechenmaus“ zur Aufführung. In dem Schnitzler=Stück
fiel als Ilona Fräulein Jua Mare, eine junge, interessant ge¬
staltende Schauspielerin, auf, die zweifellos Bühnenreife erlangt
hat. Franz Westphal, ein scharmanter junger Mann, war ein
gewinnender Anatol und auch in der „Kirchenmaus“ als Baron
Ulrich neben Gerda Pirka gut am Platz. Die im internationalen
Filmwettbewerb mit dem ersten Preis ausgezeichnete Evi
Panzner brillierte in einigen Soloszenen, ebenso der junge Josef
Kepplinger, der den zweiten Preis erhalten hat. Die musikalischen
Darbietungen des Abends hatten ebenfalls anerkennenswertes
Niveau. In einem Fragment aus Smetanas „Verkaufter Braut“
verdienten sich Wilhelmine Wych und Milenko Jakobini als
Marie und Wenzel ihre sängerischen Sporen. In „Hänsel und
Gretel“ erzeugten Trudl Möllnitz (Hänsel), Josefine Jedlicka
(Gretl) und Anni Masser (Sandmännchen) musikalische Märchen¬
stimmung. In der „Cavalleria=rusticana“=Szene gesielen Steffi
Kopetsnik (Santuzza) und der sympathische Tenorist Josef Katz.
Hansi Zimmermann erwies sich mit einer Arie aus „Mignon“
als vielversprechende Koloratursängerin. Ueberdies wirkten auch
zwei Schüler der Klavier=Meisterklasse Marianne Munk=Wei߬
berger mit: Josef L. Kende, der durch wirkungsvolles Spiel für
eigene Kompositionen warb, und Karl Wimmer, der mit Werten
von Chopin und Liszts „Rigoletto“=Paraphrase technisch sehr
weit vorgeschrittenes pianistisches Können zeigte.
Dr. J.
box 8/3
Telephon 12801.
P abee Erreisan
O l. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quel’enangabe ohne Gewähr.)
F Ausschnitt aus: Prager Abendblat
J6812.1900
E vom:
Theater.
x. x. Deutsches Landestheater. Die Tragik
der „Liebelei“ wurde gestern der Liebelei=Komik
zweier „Anatol“=Episoden gegenübergestellt. Um
die Entwicklungsphasen in Schritzlers Schaffen
zu kennzeichnen, bätte man die Tn Einakter,
deren ursprüngliche novellistische Form seiner früheren
Schriftstellerischen Periode angehört, der „Liebelei“¬
Tyägödie vorausetzen sollen. Andererseits wurde gestern
Krade eine erheiternde Stimmung nach dem mo¬
deuen „Gretchen"=Drama notwendig, da sich viele
seksible Gemüter im Zuschauerraum befanden, auf die
„Cbristinens“ Schicksal tief erschütternd wirkte. Frl.
v. Helling legte allerdings beredte Seelenqual in
die unsere „Gesellschaft und Sitte“ bilter anklagenden
Schlußworte; man hörte aus den oberen Rängen
des Theaters mitfühlendes Schluchzen und dann
das Geräusch eines Falles. Hat wirklich dies Lebens¬
bild mit seiner krassen, tiefen Wahrheit jemanden
niedergeworfen? Nun, die weiteren „Liebeleien“ auf
der Szeue liefeu ja minder folgenschwer ab und die
„ins Wasser gegangene Christine“ erschien in heiterer
Metamorphose wieder am „Auatols Hochzeits¬
Imorgen“ und zerschlug mit drolliger Wut Teller und
Tassen, als sie erfuhr, daß sie an „Anatols“ Polter¬
abend mit ihm von der Redoute in sein Heim ge¬
kommen sei. Sie polierte eben noch am nächsten Vor¬
mittag, als Anatol schon zur Trauung mit der an¬
deren ging. Frl. von Hellings Wandlungsfähig¬
keit in Ehren! Den „Auatol“ gibt Herr Viktora
letwas nüchtern in der Sprache, aber sonst mit natür¬
lichem Witzesansdruck. Die Freundesrolle des „Max“
müßte wie der „Anatol“ durchgeheno von ein und dem¬
selben Darsteller gespielt werden, von Herrn Frei¬
burg oder Onno, unter die sie jetzt stückweise ge¬
teilt wird!