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Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte.
Ausschnitt
Nr. 63
„OBSERVER“
I. österr. behöfdl. concess. Bureausfür Zeitungsberichte und Personalnachrichten
Wien, IX/ Türkenstrasse 17.
— Filiale in Budapest: „Figyelö“, VIII. Josefsring 31 a.
„Oesterreienische Tolkszeitasg
Ausschnitt aus:
(9//1.92.
vom
Theater- und Kunstnachrichten.
70
Raimundtheater. Adele Sandrock's Gast¬
spiel verdanken wir im Raimundtheater einen Wiener
Autorenabend, der anregend und interessant verlief.
Hermann Bahr kam mit einer in spanisches Kostüm
gekleideten Ehebruchskomödie „Juana“ zuerst zum
Wort. Es ist das alte Thema von sündiger Liebe, das
er varürt, und in seinen einzelnen Contouren erinnert
es an Ohnet's „Komtesse Sarah“. Hier wie da ist es
ein alter General, dessen junge Frau in leidenschaft¬
licher Liebe zu dem Adjutanten entbrennt: hier wie da¬
wird der Fall dadurch komplizirt, daß der junge
Offizier in freundschaftlichstem Verhältnisse zu dem
General steht und daß er schließlich der Bräutigam der
Generalsnichte wird. Bei Bahr verräth nun die Frau
in einer Aufwallung rasenden Zornes den treulosen
Geliebten dem Manne. Lieutenant Ruiz geht in den
Tod. An seiner Bahre bricht die Verrätherin zusammen.
„Richtet nicht, auf das Ihr nicht gerichtet werdet,“ sagt
zum Schlusse salbungsvoll ein complaisanter Abbate.
Aber so grundverschieden die literarische Individualität
Bahr's und Ohnet's ist, so grundverschieden ist die
Form, die sie demselben Stoffe gegeben. Bei Bahr geht
Alles ins Bizarre, Gewaltthätige. Juana liebt mit ver¬
zehrender Gluth, sie kennt nichts als Liebe, sie will nichts
als Liebe. Da ihr diese genommen wird, so erwachen
alle bösen Instinkte in ihr, sie rast und reißt alle
Schranken nieder. Ihr Rachegeschrei geht dabei mit¬
unter ins Groteske, und wenn sie mit dem Geliebten 50
Fer
inclusive
beinen Ringkampf aufführt, um ihn an der Begegnung
Porto.
10mit der zukünftigen Braut zu verhindern, so schleicht
Zahlbar
Zsich in das „Dämonische“ immerhin ein von unfrei¬
im Voraus
100williger Komik nicht ganz freier Zug. Manchmal hat
man sogar den Eindruck, als ob der geistreiche Autor schnitte ist das
sich selbst über seine Helden lustig machen und sie uch steht es den
Abon
ironisiren würde; aber gerade diese Stellen wollte ein zu ändern.
Abom
Theil des Publikums sehr ernst genommen wissen und
quittirte die Dissonanz zwischen Situation und Wort
mit höhnischem Gelächter. Hermann Bahr müßte nicht
selbst eine Kampfnatur sei, um nicht mit seinen Werken
eine Kampfesstimmung hervorzurufen. Die Grünlinge
im Parkett erhitzten sich denn auch gar heftig, und
Freunde und Widersacher des Dichters führten einen
regelrechten Theaterdrieg. Sie applaudirten und zischten,
klatschten in die Hände und strengten die Lungen an,
und sogar zu gereizten Wechselreden kam es im dritten
Akte bei offener Szene. Aber Freund und Feind
echauffirten sich ohne rechten Grund, denn Juana
gibt zu einer Exaltation keinen Anlaß. Es ist ein aufs
Theatralische zugespitztes Theaterstück, das einer Vir¬
tuosin eine glänzende Rolle bietet. Adele Sandrock
ist mit der Juana wieder zu den „blonden Bestien“.
zurückgekehrt, von denen sie sich vor Jahren so geräusch¬
voll abgewendet hat. Sie spielt überzeugend; sie hat
für die Liebesschwüre und Liebesversprechen eine
und was sie mit
glühende, flüsternde Sprache,
den bebenden Lippen hinhaucht, schreien begehrliche
Augen laut in die Welt. Wie eine Tigerkatze, boshaft
lauernd und zum Sprunge bereit, führt sie die Schlu߬
szene durch und wenn sie, da der Geliebte sich erschießt,
eine wahnsinnige gellende Lache aufschlägt, da dringt
dieser Schrei durch Mark und Bein. Die Herren
Raeder und Burg standen der Gastin trefflich zur
Seite und inmitten lebhaften Beifalles und nicht minder
energischen Zischens konnte Hermann Bahr an der
Seite der Mitwirkenden wiederholt vor dem Vorhang
erscheinen. — In eitel Wohlgefallen löste sich die
schwüle Premierentemperatur beim zweiten Stück,
Schnitzlers „Abschiedssouper“, auf. Die ge¬
fällige Vnrette ist hier bereits anläßlich einer Wohl¬
thätigkeitsvorstellung aufgeführt worden, und der geist¬
volle, fein ziselirte Dialog und die originelle Handlung
interessirten auch gestern. Neben Fräulein Sandrock
war es wiederum Herr Burg als Anatol, der den
Abend zu einem freundlichen Ende führte. L. P.
####
Telefon 12801.
Wikernehmen für Zeitungs-Ausschnitte.
Ausschnitt
„OBSERVER‘
Nr. 55
I. österr. behördl. concess. Bureau für Zeitungsberichte und Personalnachrichten
Wien, IX/1 Türkenstrasse 17.
Filiale in Budapest: „Figyelö“, VIII. Josefsring 31 a. —
Ausschnitt aus:
Morne Wiener Tagblatt
vom 17/1.9k.
—
Theater, Kunst und Literatur.
Roimund=Theater. Ein Schauspiel in drei Acten,
„Juana“, von Hermann Bahr und ein Lustspiel in
einem Act, Abschiedssouper“, von Adolph Schui##ler
ergaben gestern einen kurzen Theakerabend. Beide Snucke!
waren ein Viertel nach neun Uhr zu Ende gespielt. Wir
sprechen deshalb mit der Uhr in der Hand, weil der größte
Fehler des Bahr'schen Schauspieles seine epigrammatisch¬
Kürze ist. Für Denjenigen, der Hermann Bahr's Theater¬
aufsätze verfolgt, war die Erklärung allerdings einfach.
Der Antor hat vor etwa einem Jahre in
einem Artikel über den Verismus auf der Bühne
beiläufig bemerkt, daß seine „Jnana“ ein Experiment sei.
Er wolle sich in das Thema mit dem Schauspieler
theilen, diesen gewissermaßen auf dem literarischen
Instrumente bie begleiten. Mit einem Worte: es scheent,
daß Hermann Bahr es gleich vielen italienischen Veristen
versuchen wollte, den Schauspielern blos das Skelet
eines Stückes zu liefern; das Uebrige sollten die Dar¬
steller dazu geben. Wenn der geistvolle Rappelkopf Bahr
einen solchen Einfall hat, dann setzt er ihn nothfalls
auch gegen das Publicum durch und gibt eine
dramatische Skizze, in der blos hie und da eine
Scene ausgeführt, alles andere aber blos à la Forain;
mit einigen dicken Strichen angedeutet ist, für ein
fertiges Stück aus. Es verursacht ihm keinen Kummer,
Für 50
inclusive
daß der Schauspieler dem Skelet nur die Körperhülle
100
Porto.
verleihen kann, nicht die Seele, die der göttliche
200
Zahlbar
im Voraus
500
Schöpfungsdrang des Dichters selbst seinen Bühnen¬
„ 1000
geschöpfen einhauchen muß. Er vergißt absichtlich die
ltte ist das
Grenzen der Schauspielkunst; deren größte Meister
teht es der
Abonnem
sind aber nur das beste Gefäß für die Gedanken gdern.
Abonnen
des Dichters. Ihnen zumuthen, daß sie die Pausen,
die Gedankenstriche des Autors selbständig ausfüllen
sollen, heißt von einem noch so trefflichen Geigenspieler
verlangen, daß er den unvollendet gebliebenen Satz einer
Sonate aus Eigenem weiterspiele. Darum wirkte
„Juana“ als eine Art Fragment befremdlich trotz mancher
tiefgreifender Stellen. Wenn man den kurzen Athem des
Stückes veranschaulichen sollte, müßte die Iuhaltsangabe
in folgender Stylistik gegeben werden:
Wackerer General. — Aeltlich. — Ehrenmann.
Generalin schöne Bestie. — Hausfreund Lieutenant —
Guter Kerl
— Schämt sich Ehebruchs. General schöpft
Verdacht. — Wird beruhigt durch Lieutenauts Ehren¬
wort. — Junge Generalsnichte da. — Lieutenant fängt
Feuer. — Die wahre Liebe. — Verlobung. — Generalin
rasend. — Rache. — Gesteht den Ehebruch. — Furchtbare
Scene. — Lientenant ehrlos vor General. — Schuß im
Garten. — Lieutenant Selbstmörder — Generalin ver¬
nichtet. — Vorhang.
Man denke sich diese Schlagworte entsprechend ver¬
größert, so geben sie die Mache des Schauspieles „Jnana“!
wieder. In minntenlangen Pausen sollen die Darsteller
(ohne den von allen „Modernen“ verworsenen Monolog)
entscheidende seelische Vorgänge, sich zuspitzende Affecte
ausdrücken. Es ist oft wie in einer Pantomime. Der¬
gleichen Ausfüllung könnte nur die Musik besorgen.
Aber wir haben ja ein Schauspiel vor uns, keine
Oper. Kommt noch hinzu, daß die Ehebrecherin
als eine der schamlosesten ihrer verworfenen Gattung auf¬
gefaßt ist, so erscheint der wortlose Cynismus desto auf¬
reizender und erzeugt in uns ein peinliches, ja häßliches
Empfinden. Wieder an anderen Stellen fällt der Autor aus
der Rolle und führt das Gemälde aus, wo die Strichmanier
KA
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte.
Ausschnitt
Nr. 63
„OBSERVER“
I. österr. behöfdl. concess. Bureausfür Zeitungsberichte und Personalnachrichten
Wien, IX/ Türkenstrasse 17.
— Filiale in Budapest: „Figyelö“, VIII. Josefsring 31 a.
„Oesterreienische Tolkszeitasg
Ausschnitt aus:
(9//1.92.
vom
Theater- und Kunstnachrichten.
70
Raimundtheater. Adele Sandrock's Gast¬
spiel verdanken wir im Raimundtheater einen Wiener
Autorenabend, der anregend und interessant verlief.
Hermann Bahr kam mit einer in spanisches Kostüm
gekleideten Ehebruchskomödie „Juana“ zuerst zum
Wort. Es ist das alte Thema von sündiger Liebe, das
er varürt, und in seinen einzelnen Contouren erinnert
es an Ohnet's „Komtesse Sarah“. Hier wie da ist es
ein alter General, dessen junge Frau in leidenschaft¬
licher Liebe zu dem Adjutanten entbrennt: hier wie da¬
wird der Fall dadurch komplizirt, daß der junge
Offizier in freundschaftlichstem Verhältnisse zu dem
General steht und daß er schließlich der Bräutigam der
Generalsnichte wird. Bei Bahr verräth nun die Frau
in einer Aufwallung rasenden Zornes den treulosen
Geliebten dem Manne. Lieutenant Ruiz geht in den
Tod. An seiner Bahre bricht die Verrätherin zusammen.
„Richtet nicht, auf das Ihr nicht gerichtet werdet,“ sagt
zum Schlusse salbungsvoll ein complaisanter Abbate.
Aber so grundverschieden die literarische Individualität
Bahr's und Ohnet's ist, so grundverschieden ist die
Form, die sie demselben Stoffe gegeben. Bei Bahr geht
Alles ins Bizarre, Gewaltthätige. Juana liebt mit ver¬
zehrender Gluth, sie kennt nichts als Liebe, sie will nichts
als Liebe. Da ihr diese genommen wird, so erwachen
alle bösen Instinkte in ihr, sie rast und reißt alle
Schranken nieder. Ihr Rachegeschrei geht dabei mit¬
unter ins Groteske, und wenn sie mit dem Geliebten 50
Fer
inclusive
beinen Ringkampf aufführt, um ihn an der Begegnung
Porto.
10mit der zukünftigen Braut zu verhindern, so schleicht
Zahlbar
Zsich in das „Dämonische“ immerhin ein von unfrei¬
im Voraus
100williger Komik nicht ganz freier Zug. Manchmal hat
man sogar den Eindruck, als ob der geistreiche Autor schnitte ist das
sich selbst über seine Helden lustig machen und sie uch steht es den
Abon
ironisiren würde; aber gerade diese Stellen wollte ein zu ändern.
Abom
Theil des Publikums sehr ernst genommen wissen und
quittirte die Dissonanz zwischen Situation und Wort
mit höhnischem Gelächter. Hermann Bahr müßte nicht
selbst eine Kampfnatur sei, um nicht mit seinen Werken
eine Kampfesstimmung hervorzurufen. Die Grünlinge
im Parkett erhitzten sich denn auch gar heftig, und
Freunde und Widersacher des Dichters führten einen
regelrechten Theaterdrieg. Sie applaudirten und zischten,
klatschten in die Hände und strengten die Lungen an,
und sogar zu gereizten Wechselreden kam es im dritten
Akte bei offener Szene. Aber Freund und Feind
echauffirten sich ohne rechten Grund, denn Juana
gibt zu einer Exaltation keinen Anlaß. Es ist ein aufs
Theatralische zugespitztes Theaterstück, das einer Vir¬
tuosin eine glänzende Rolle bietet. Adele Sandrock
ist mit der Juana wieder zu den „blonden Bestien“.
zurückgekehrt, von denen sie sich vor Jahren so geräusch¬
voll abgewendet hat. Sie spielt überzeugend; sie hat
für die Liebesschwüre und Liebesversprechen eine
und was sie mit
glühende, flüsternde Sprache,
den bebenden Lippen hinhaucht, schreien begehrliche
Augen laut in die Welt. Wie eine Tigerkatze, boshaft
lauernd und zum Sprunge bereit, führt sie die Schlu߬
szene durch und wenn sie, da der Geliebte sich erschießt,
eine wahnsinnige gellende Lache aufschlägt, da dringt
dieser Schrei durch Mark und Bein. Die Herren
Raeder und Burg standen der Gastin trefflich zur
Seite und inmitten lebhaften Beifalles und nicht minder
energischen Zischens konnte Hermann Bahr an der
Seite der Mitwirkenden wiederholt vor dem Vorhang
erscheinen. — In eitel Wohlgefallen löste sich die
schwüle Premierentemperatur beim zweiten Stück,
Schnitzlers „Abschiedssouper“, auf. Die ge¬
fällige Vnrette ist hier bereits anläßlich einer Wohl¬
thätigkeitsvorstellung aufgeführt worden, und der geist¬
volle, fein ziselirte Dialog und die originelle Handlung
interessirten auch gestern. Neben Fräulein Sandrock
war es wiederum Herr Burg als Anatol, der den
Abend zu einem freundlichen Ende führte. L. P.
####
Telefon 12801.
Wikernehmen für Zeitungs-Ausschnitte.
Ausschnitt
„OBSERVER‘
Nr. 55
I. österr. behördl. concess. Bureau für Zeitungsberichte und Personalnachrichten
Wien, IX/1 Türkenstrasse 17.
Filiale in Budapest: „Figyelö“, VIII. Josefsring 31 a. —
Ausschnitt aus:
Morne Wiener Tagblatt
vom 17/1.9k.
—
Theater, Kunst und Literatur.
Roimund=Theater. Ein Schauspiel in drei Acten,
„Juana“, von Hermann Bahr und ein Lustspiel in
einem Act, Abschiedssouper“, von Adolph Schui##ler
ergaben gestern einen kurzen Theakerabend. Beide Snucke!
waren ein Viertel nach neun Uhr zu Ende gespielt. Wir
sprechen deshalb mit der Uhr in der Hand, weil der größte
Fehler des Bahr'schen Schauspieles seine epigrammatisch¬
Kürze ist. Für Denjenigen, der Hermann Bahr's Theater¬
aufsätze verfolgt, war die Erklärung allerdings einfach.
Der Antor hat vor etwa einem Jahre in
einem Artikel über den Verismus auf der Bühne
beiläufig bemerkt, daß seine „Jnana“ ein Experiment sei.
Er wolle sich in das Thema mit dem Schauspieler
theilen, diesen gewissermaßen auf dem literarischen
Instrumente bie begleiten. Mit einem Worte: es scheent,
daß Hermann Bahr es gleich vielen italienischen Veristen
versuchen wollte, den Schauspielern blos das Skelet
eines Stückes zu liefern; das Uebrige sollten die Dar¬
steller dazu geben. Wenn der geistvolle Rappelkopf Bahr
einen solchen Einfall hat, dann setzt er ihn nothfalls
auch gegen das Publicum durch und gibt eine
dramatische Skizze, in der blos hie und da eine
Scene ausgeführt, alles andere aber blos à la Forain;
mit einigen dicken Strichen angedeutet ist, für ein
fertiges Stück aus. Es verursacht ihm keinen Kummer,
Für 50
inclusive
daß der Schauspieler dem Skelet nur die Körperhülle
100
Porto.
verleihen kann, nicht die Seele, die der göttliche
200
Zahlbar
im Voraus
500
Schöpfungsdrang des Dichters selbst seinen Bühnen¬
„ 1000
geschöpfen einhauchen muß. Er vergißt absichtlich die
ltte ist das
Grenzen der Schauspielkunst; deren größte Meister
teht es der
Abonnem
sind aber nur das beste Gefäß für die Gedanken gdern.
Abonnen
des Dichters. Ihnen zumuthen, daß sie die Pausen,
die Gedankenstriche des Autors selbständig ausfüllen
sollen, heißt von einem noch so trefflichen Geigenspieler
verlangen, daß er den unvollendet gebliebenen Satz einer
Sonate aus Eigenem weiterspiele. Darum wirkte
„Juana“ als eine Art Fragment befremdlich trotz mancher
tiefgreifender Stellen. Wenn man den kurzen Athem des
Stückes veranschaulichen sollte, müßte die Iuhaltsangabe
in folgender Stylistik gegeben werden:
Wackerer General. — Aeltlich. — Ehrenmann.
Generalin schöne Bestie. — Hausfreund Lieutenant —
Guter Kerl
— Schämt sich Ehebruchs. General schöpft
Verdacht. — Wird beruhigt durch Lieutenauts Ehren¬
wort. — Junge Generalsnichte da. — Lieutenant fängt
Feuer. — Die wahre Liebe. — Verlobung. — Generalin
rasend. — Rache. — Gesteht den Ehebruch. — Furchtbare
Scene. — Lientenant ehrlos vor General. — Schuß im
Garten. — Lieutenant Selbstmörder — Generalin ver¬
nichtet. — Vorhang.
Man denke sich diese Schlagworte entsprechend ver¬
größert, so geben sie die Mache des Schauspieles „Jnana“!
wieder. In minntenlangen Pausen sollen die Darsteller
(ohne den von allen „Modernen“ verworsenen Monolog)
entscheidende seelische Vorgänge, sich zuspitzende Affecte
ausdrücken. Es ist oft wie in einer Pantomime. Der¬
gleichen Ausfüllung könnte nur die Musik besorgen.
Aber wir haben ja ein Schauspiel vor uns, keine
Oper. Kommt noch hinzu, daß die Ehebrecherin
als eine der schamlosesten ihrer verworfenen Gattung auf¬
gefaßt ist, so erscheint der wortlose Cynismus desto auf¬
reizender und erzeugt in uns ein peinliches, ja häßliches
Empfinden. Wieder an anderen Stellen fällt der Autor aus
der Rolle und führt das Gemälde aus, wo die Strichmanier
KA