II, Theaterstücke 4, (Anatol, 5), Abschiedssouper, Seite 27

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Abschiedssouper
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Wien, IX/1 Türkenstrasse 17.
— Filiale in Budapest: „Figyelö“, VIII. Josefsring 31 a.
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tung
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— Raimund=Theater. Dem Gastspiele Adele Sand¬
Fucks verdanken wir das zweiselhafte Vergnügen der
Bekanntschaft mit Hermann Bahrs Juana“, einer stümper¬
haften Copie der Pariser Ehebruchsdramen, die schon in
Berlin als solche abgelehnt
und heute gerade
an den entscheidenden Stellen verlacht wurde. Die
Sandrock spielt darin eine leidenschaftliche Svanierin,
die ihren Gatten, den General, mit einem Lientenant
betrügt, bis dieser, ihrer überdrüssig, sich mit des Generals
Nichte verlobt. Aus Wuth darüber gesteht Juana
dem General (Herr Raeder) Alles, und dieser gibt dem
jungen Soldaten (Herrn Burg), der ihm noch vor Kurzem
unter Officiersehrenwort versichert hatte, daß zwischen ihm
und Juana nichts vorgefallen sei, die Pistole, mit der sich
der Entehrte erschießt. Ein Abbate, den sich Herr Bahr als
Retter aus dramatischen Nöthen schuf, schließt das Stück
an des Lieutenants Leiche mit den salbungsvollen und
gewiß nicht hieher gehörigen Worten: „Richtet nicht,
auf daß ihr nicht gerichtet werdet.“
Das Zischen
Derjenigen, die während der Trivialitäten und plumpen
Dialogsverstöße des dritten Actes wiederholt in Lachen aus¬
gebrochen waren, provocirte einen tobenden Applaus der
Wiener Bahr=Gemeinde, welchem der Dichter einige Hervor¬
rufe zu danken hatte. Fräulein Sandrock hatte mit der
Juana, die für sie geschrieben ist, kein Glück; die unmögliche
Gestalt eines bühnenunverständigen Autors, dem nicht
einmal das Abschreiben von den Franzosen recht gelang,
konnte sie eben auch nicht möglich machen. Uebrigens
fehlen ihr für das Behende, blitzschnell Wechselnde dieser
Zigeunerkatze die nöthigen Eigenschaften, und mit einem
Fandango, den Jnana im ersten Acte mit so rasendem Tempo
zu tanzen hat, daß sie fast bewußtlos wird, wäre sie auf
ein Haar verunglückt. Stattlich und würdevoll
gab
Herr Raeder den General, völlig verkehrt Herr
Burg den Lieutenant. Der arme Bursche, den eine
Jugendeselei das Leben kostet, trägt
dieselben im
Grunde liebenswürdigen Züge, wie Sude¬
uns Fritzchen,
und Herr Burg bringt für die
ausgesprochene
Liebhaberrolle die saloppen, schlotterigen
begungen und
die schnarrende Stimme des Bonvivants
Wie gut sich
diese Eigenschaften, richtig verwendet, be
en, erwies sich
aus der Lebemannsfiaur des Anatol, d
irg darauf in
Schnitzlers Lusspiel „Das Abse
uper“ treffend
darstellte. Der kecke Einacter beschä
mit einem
Spaß aus der Welt, in
der
sich nicht
langweilt. Anatol will seiner Gelie
iner Ballerine,
die ungeheuer viel Austern verzehrt
alle Fremdworte
schlecht ausspricht, den Laufpaß geben,
wird statt dessen
von ihr verabschiedet, weil sie sich in
en Collegen, einen
Corpstänzer, verliebt hat. Das Gan##st mit den richtigen
Ausdrücken und Witzen der Sacher=Annosphäre gespickt und
wegen der Lebensfähigkeit des Milieus ziemlich amusant.
Nur hätte nicht Adele Sandrock, sondern eine Wienerin die
Rolle der Balletratte spielen müssen.
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De Erstaufführung von Hermann Bahrs Ehebruchs kudie „Juana“.
in Wiener Raimund=Theater am Freitag Abend gestallete sich bewegt.
In den Beifall wischte sich Zischen, einzelne Dialogstellen weckten eine nicht
beabsichtigte Heiterkeit. Zum Schlusse behielt viel bestrittener Applaus die
Oberhand. Es scheint, so schreibt das „N. W. T.“, als ob Herrmann
Bahr es gleich vielen italienischen Veristen versuchen wollte, den Schau¬
Ipielern blos das Skelet eines Stückes zu liefern; das Uebrige sollten die
Darsteller dazu geben; eine bramatische Skizze, in der blos hie und da
eine Scene ausgeführt, alles andere aber blos à la Forain mit einigen
dicken Strichen angedeutet ist, wird hier als fertiges Stück ausgegeben.
Wenn man den kurzen Athem des Stückes veranschaulichen sollte, müßte
die Inhaltsangabe in foljender Stylistik gegeben werden: Wackerer Ge¬
neral. — Aeltlich. —
Ehrenmann.

Generalin schöne Bestie. — Haus¬
freund Lientenant. — Guter Kerl. — Schämt sich Ehebruchs. — General schöpft
Verdacht.
— Wird beruhigt durch Lieutenants Ehrenwort.
Junge
Generalsnichte da. — Lientenant fängt Feuer. — Die wahre Liebe. —
Verlobung. — Generalin rasend. — Rache. — Gesteht den Ehebruch. —
Furchtbare Scene.

Lientenant ehrlos vor General. — Schuß im
Garten. — Lieutenant Selbstmörder. —
Generalin vernichtet. — Vor¬
hang. —
Man denke sich diese Schlagworte entsprechend vergrößert,
so geben sie die Mache des Schauspieles „Juana“ wieder. In minuten¬
langen Pausen sollen die Darsteller (ohne den von allen „Modernen“ ver¬
worfenen Monolog) entscheidende seelische Vorgänge, sich zuspitzende Affekte
ausdrücken. Es wird oft wie in einer Pantomime. Adele Sandrock
spielte die Generalin mit einer etwas zu gewichtigen Sündhaftigkeit. —
Schnitzers gewagter aber amnsanter Emakter „Abschiedssouper #fand
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