II, Theaterstücke 4, (Anatol, 5), Abschiedssouper, Seite 41

Abschiedssouper
4. 5. „ box 8/1

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— Raimund=Thrater. „Juana“ von H. Bahr und „Das Abschieds¬
souper“ von Schnitzlar. Der Abend, den Director Geitke den
hervokragendsten Vertretern des geistigen Jung=Wien widmete, lockte
ein zahlreiches Publicum in die Wallgasse, leider aber kein sehr
verständnisvolles! Sonst hätte Bahr mit „Jnana“ in dieser Inter
pretation einen stürmischen Erfolg erringen müssen. Das Lebensbild,
das er vorführt, ist so lebenswahr, so charakteristisch, dass wir meinen,
heute, wenn nicht morgen, muss es in der Familie des Y). oder Z. zu
demselben Eelat kommen, nur bei der Charakterstärke unserer heutigen
Männer und bei der Wankelmüthigkeit unserer modernen Frauen
führt es immer zu einem unblutigen Ausgang. Die Sandrock zeigte
wieder einmal, welch große Künstlerin sie ist. Man kann dieses krank¬
haft=sinnliche, liebestolle Weib nicht semter, vornehmer spielen. Wir
jahen keine unfeine Bewegung, jede Ruane war abgezirkelt, nie eine
zu viel oder zu wenig; nur die Augen diese blauen Sierne sprachen
von Leidenschaft und Liebesglut, dass man es dem jungen Bürschchen
nicht verübeln konnte, dass er um sie Chre, Dankbarkeit — die Welt
Zusammenspiel war vortrefflich, Herr Burg besonders
vergaß. Da
trefflicher Partner.
In SchnitlersPlanderei zeigte sich die Sandroc als
ebensolche Meisterin, wenn auch in anderem Genre, hier war sie
urwüchsig, schalkhaft, humorvoll und deshalb wohl so „rücksichtslos“
den sie verabschiedenden Geliebten ihren Verlust trotz allem schmeitlich
empfinden zu lassen.
Mas

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Feuilleton.
2
Noch ein Interview.
Zur Aufführung von Bahr's „Juana“ und Schnitzler's „Abschieds¬
souper“ im Raimund=Theater.)
Ich hatte das Glück, Hermann Bahr nach der Auf¬
führung seiner „Juana“ im Raimund=Theater zu sprechen.
Er ist, gottlob, gesund und sieht gut aus. Wenn man
sich das nur recht vorstellt, hat man ein genaues Bild von
Bahr's Persönlichkeit. Er benahm sich ungefähr gerade so,
wie bei seinem Berliner Interview. „Entschuldigen Sie,“
sagte er, „daß ich mich heute nicht rasiren lasse, wie in
Berlin, aber ich glaube, das paßt nicht zu Ihrer
Individualität. Jeder Interviewer will nach seiner Eigenart
behandelt werden, sonst weichen alle guten Triebe von ihm.“
„Wie denken Sie über den Fall Kalmar=Retty?“
Bahr wurde lebhaft: „Ja, das Volkstheater, sehen Sie,
das Ehrengericht hat den Weg aus dem Zeitlichen in's Ewige
gefunden, und die dunklen Dränge des Retty können nun
beschwichtigt werden.“
„Ueber 's Burgtheater will ich Sie nicht fragen ...“
„Nein!“ fiel er mir in's Wort, „fragen Sie mich lieber
nicht. Ich meide dieses Haus, seit der Schlenther d'rin ist,
den ich, wie Sie vielleicht wissen, so innig liebe.“
„Also wollen wir vom Carl=Theater sprechen?“
„Ja, wir können auch vom Carl=Theater reden. Wunder¬
voll ist dort der Müller aufgegangen, wundervoll ist dort
der Léon aufgegangen, und der Paul v. Schönthan geht wie
ein lichter Engel
„Engel? Meinen Sie den Alexander —?“
„Auch den! Auch der ist wundervoll aufgegangen. Es
ist überhaupt merkwürdig. Diese Wiener Dichter gehen mir
auf meiner kritischen Bratpfanne auf wie die Faschings¬
krapfen. Erst der Karlweis — und dann die anderen Alle.“
„Es ist natürlich nur Zartgefühl,“ sagte ich, „welches
mich hindert, von der „Juana“ zu sprechen.“
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