II, Theaterstücke 4, (Anatol, 5), Abschiedssouper, Seite 42

Abschiedssouper
4.5.
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„Das ist richtig,“ sagte Bahr, „darauf vergessen die
„O, bitte,“ entgegnete Bahr zuvorkommend, „plaudern
Dichter immer. Ich habe mich oft gewundert, wieso die
wir über dieses kleine Stückerl von mir.“
illeton.
classischen Helden so viel Aufregungen ohne Stärkung
Ich wurde ängstlich: „Wollen wir nicht lieber wiederum
ertragen. Apropos, Schnitzler. Es ist heute mit Recht,
von der Kalmar sprechen?“
wie ich glaube, darauf hingewiesen worden, daß das
„Lassen wir dieses ungemeine und turbulente Mädchen,“
n Interview.
„Abschiedssouper“ und die „Juana“ eigentlich dasselbe be¬
sagte Bahr. „Uebrigens, auch sie hätte vielleicht die Juana
deuten ...“
„Juana“ und Schnitzler's „Abschieds¬
spielen können.“
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„9 27
Raimund=Theater.)
„Nun ja — der General ist ganz wie der Auatol, haben
„Nun, merken Sie nicht, daß die Juana gleich loshaut
Hermann Bahr nach der Auf¬
Sie das nicht bemerkt?“
den Abbate wirft sie ihr Kissen an den Kopf und ihren
im Raimund=Theater zu sprechen.
„Nein!“
Liebhaber zwickt und pufft und ohrfeigt sie — aber natürlich
und sieht gut aus. Wenn man
„Ich auch nicht — aber es ist doch so. Und die tragische
die Sandrock hat das noch anders gemacht. Wenn Die
hat man ein genaues Bild von
Juana, die ihren Liebhaber nicht wechseln mag, ist doch
rabiat wird, fühlt man sich reiner und besser werden.“
benahm sich ungefähr gerade so,

genau wie das Balletmädel Annie, das ihre Verehrer mit
„Den ersten Act finde ich etwas kurz.
Interview. „Entschuldigen Sie,“
lachen wechselt.“
„Ja, sehen Sie, den hätte ich noch kürzer machen
heute nicht rasiren lasse, wie in
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können. Wenn der Vorhang aufgeht, brauchte der General
das paßt nicht zu Ihrer
„Und dann, die Juana ist das Rasseweib, wenigstens
blos sagen: „Das ist meine Frau.“ Dann wäre er abge¬
erviewer will nach seiner Eigenart
hab' ich's so wollen, und die Annie ist das Vorstadtmädel —
gangen, und Juana hätte den Lieutenant geküßt. Die Leute
ichen alle guten Triebe von ihm.“
das ist doch dasselbe. Das begreifen Sie doch?“
hätten das schon verstanden.“
r den Fall Kalmar=Retty?“
„Nein.“
„Ich glaube wohl.“
„Ja, das Volkstheater, sehen Sie,
„Nun, ich auch nicht. Aber man kann auch sagen, das
„Das ist eben das Geheimniß. Man muß Theater
Weg aus dem Zeitlichen in's Ewige
„Abschiedssouper“ und die „Juana“ sind gerade so wie die
schreiben, welche verstanden werden. Ich bin dahinter
Dränge des Retty können nun
„Wildente“, finden Sie nicht?“
gekommen, daß es anders gar nicht geht.“
„Uebrigens wurde sehr gut gespielt.“
„Was haben Sie mit dem Abbate wollen?“
r will ich Sie nicht fragen ...“
„Ja, auch das Raimund=Theater ist wundervoll aufge¬
„Nichts. Ich hab' ihn nur zum Tennis gebraucht.“
n's Wort, „fragen Sie mich lieber
gangen. Dieser kleine Burg ist ein Meister, und man sieht,
„Ein so alter Abbate ...?“
wie sie Alle an der Sandrock wachsen.“
aus, seit der Schlenther d'rin ist,
Er soll demonstriren, wie wir an
„Eben deswegen
wissen, so innig liebe.“
Ich blickte ihn erwartungsvoll an.
diesem prächtigen Spiel wieder jung werden.“
Bahr lächelte listig: „Ich weiß, was Sie wollen.“
n Carl=Theater sprechen?“
„Also ein Tendenz
Ich nickte nur!
h vom Carl=Theater reden. Wunder¬
„Nein. Das wirkliche Tennis=Stück ist noch nicht ge¬
„Sie möchten, daß ich wieder so einen häuslichen Spaß
ufgegangen, wundervoll ist dort
schrieben. Sudermann könnte das. Er weiß die tiefsten Dinge
mache?“
d der Paul v. Schönthan geht wie
um ihren Sinn zu befragen. Dazu reiche ich und Schnitzler
Ich bejahte gierig.
nicht aus. Wir sind Beide nur nette Theatermenschen.“
Bahr aber winkte ab: „Jetzt g’rad nicht. Erstens kenner
„Das haben Sie schon in Berlin gesagt.“
e den Alexander —?
das die Leute schon, und — zweitens trau' ich mich nich
„Seien Sie nicht beleidigt,“ beruhigte mich Bahr, „daß
er ist wundervoll aufgegangen. Es
mehr.“
ich heute nichts Neues weiß.“
Diese Wiener Dichter gehen mir
Wir verabschiedeten uns. Erst als ich auf der Straß
„Der Schluß des zweiten Actes hat mir gefallen.“
ratpfanne auf wie die Faschings¬
war, merkte ich, daß ich wankte. Ich muß mich irgendw
„Ja?“ schmunzelte Bahr.
und dann die anderen Alle.“
„Ich fand es sehr gut, daß der Lieutenant auf all' den beschwipst haben, und da ist mir dieses ganze Gespräch so ir
r Zartgefühl,“ sagte ich, „welches
f. 8.
Dusel eingefallen.
Schrecken ein Glas Schnaps trinkt.“
uana“ zu sprechen.“